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„Beispielhaft“

In Wilhelmsburg konnte die denkmalgeschützte ehemalige St. Maximilian-Kolbe-Kirche erhalten werden, in dem eine neue Nutzung gefunden wurde – auch für Kultur. Dafür gab es jetzt einen Preis.

Während die Dreifaltigkeitskirche im Zentrums Harburg nach jahrelangem Leerstand jetzt immerhin in einer Erprobungsphase für eine kulturelle Weiternutzung steht, wird in Wilhelmsburg bereits der erste Preis für ein umgesetztes Profanisierungsprojekt mit einem Preis gefeiert.

In der Pressemitteilung der Hamburger Behörde für Kultur und Medien heißt es:

„Für die Pläne zum Erhalt der denkmalgeschützten St. Maximilian Kolbe-Kirche in Wilhelmsburg und ihre Umnutzung zum „Malteser Campus St. Maximilian Kolbe“ gab es heute einen von drei dritten Preisen beim Bundeswettbewerb „Europäische Stadt: Wandel und Werte – Erfolgreiche Entwicklung aus dem Bestand“, den das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) zum Europäischen Kulturerbejahr 2018 ausgelobt hatte. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wurde heute am 8. November in Leipzig im Rahmen der „denkmal – Europäische Leitmesse für Denkmalpflege, Restaurierung und Altbausanierung“ überreicht. Die Rettung und der beispielhafte Erhalt der abrissbedrohten ehemaligen St. Maximilian Kolbe-Kirche und die geplante denkmalgerechte Umwandlung zum Zentrum für Pflege, Ausbildung und Begegnung durch die Malteser Norddeutschland gGmbH wurde in der Kategorie „Stadtgebäude“ ausgezeichnet.

„Wandel und Werte“

Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Das ausgezeichnete Projekt zeigt beispielhaft einen Weg zum Erhalt eines identitätsstiftenden Denkmals. Die Hamburgerinnen und Hamburger waren mit vielen kreativen Ideen an der Entwicklung eines neuen Nutzungskonzepts für das Denkmal beteiligt: Die Wünsche aus dem Stadtteil nach Begegnung werden über die denkmalgerechte Umgestaltung des Kircheninnenraums zu einem interkulturellen Zentrum realisiert. Diesem gesellschaftlichen Miteinander jenseits ethnischer, kultureller oder sozialer Grenzen im wahrsten Sinne Raum zu geben, ist auch ein Kerngedanke des Europäischen Kulturerbejahrs. Ich danke den Hamburgerinnen und Hamburgern für ihre vielen guten Ideen zur Umnutzung des Denkmals und den Maltesern für ihre Offenheit bei der Konzeption und Realisierung des Projekts.“

Dr. Dorothee Stapelfeldt, Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen: „Der Erhalt der wertvollen Architektur der ehemaligen St. Maximilian Kolbe-Kirche ist für die Stadt von hoher Bedeutung. Die geplante Umnutzung wird den Stadtteil Wilhelmsburg mit einem weiteren Baustein an Vielfalt und Lebensqualität bereichern. Mit der neuen Nutzungskonzeption soll eine sozialraumorientierte und nachhaltige Weiterentwicklung des Kirchengebäudes für den Stadtteil entstehen, die für Wilhelmsburg ausgesprochen positiv ist.“

Dr. Franz Graf von Harnoncourt, Geschäftsführer Malteser Deutschland gGmbH: „Wir freuen uns, dass die Jury des Bundeswettbewerbs unsere Bemühungen würdigt, den ,Malteser Campus St. Maximilian Kolbeʻ zum Raum für interkulturelle Begegnung, gekoppelt mit sozialen und kultursensiblen Angeboten, umzuwandeln. Die Auszeichnung ist Bestätigung und Unterstützung zugleich, mit dem Erhalt des Denkmals eine neue Quartiersmitte mit Räumen für alle Wilhelmsburger zu etablieren.“

Mit dem Bundeswettbewerb „Europäische Stadt: Wandel und Werte“ werden im Europäischen Kulturerbejahr 2018 herausragende Konzepte und Projekte für einen zukunftsweisenden Umgang mit dem baukulturellen Erbe ausgezeichnet. Ausgelobt wurde der Wettbewerb vom Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI). Kooperationspartner sind die Länder und Kommunalen Spitzenverbände der Bundesrepublik Deutschland im Rahmen der Bund-Länder-Städtebauförderung und der Nationalen Stadtentwicklungspolitik (NSP).

Die achtköpfige, interdisziplinär besetzte Jury bewertete die Beiträge hinsichtlich ihres Umgangs mit den besonderen Qualitäten der Europäischen Stadt. Grundlage waren sieben Bewertungskriterien: Einfügung in den städtebaulichen Kontext einschließlich Erhalt wertvoller Bausubstanz, Belebung von bereits Vorhandenem durch neue Nutzungen, Impuls für weitere Aktivitäten und Übertragbarkeit auf andere Kommunen sowie Innovation durch Erprobung neuer Planungs- und Umsetzungsmöglichkeiten. Ferner Dialog über partizipative Prozesse und Akzeptanz in der Stadtgesellschaft, Engagement von Bürgern und Bürgerinnen oder Initiativen und Perspektive durch Erwartungen beziehungsweise Auswirkungen auf Bürgerinnen und Bürger sowie Stadtentwicklung. In den vier Kategorien Stadtgebäude, Stadtraum, Stadtleben und Stadtbürger gab es insgesamt 21 Nominierungen.

Das Projekt zur Umnutzung und Erweiterung der denkmalgeschützten und profanierten Kirche St. Maximilan Kolbe erhielt einen von drei dritten Preisen in der Kategorie Stadtgebäude. Die Denkmalumnutzung im Zentrum Wilhelmsburgs ist Teil einer Entwicklung des Standorts zum „Malteser Campus St. Maximilian Kolbe“ als quartiersbezogenes interkulturelles Zentrum für Pflege, Wohnen, Beratung, Ausbildung sowie Begegnung zwischen Generationen und Herkünften.

Abriss war beschlossen

Der Bau des Architekten Jo Filke wurde 1972 als ein Symbol des Aufbruchs für das durch die Flutkatastrophe von 1962 traumatisierte Wilhelmsburg errichtet. Seither prägt der auffällige Betonspiralturm das Stadtbild des Quartiers. Die vorrangig aus Polen stammende Gemeinde erinnerte mit dem Bau an einen in Auschwitz ermordeten Priester und setze somit auch ein Zeichen für die deutsch-polnische Aussöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg.

In Abstimmung mit dem Denkmalschutzamt wird die Kirche, deren Abriss 2014 bereits beschlossen war, baulich saniert und für Vorschul- und Seminarräume, Beratungsbüros und Familienhilfe umgebaut. Ziel ist es, bei weitestgehendem Erhalt von Raumeindruck, Substanz und Erscheinung einen hochwertigen wie funktionalen Ausbau zu realisieren. Die Kosten der Sanierung werden weitgehend von der Beauftragten für Kultur und Medien der Bundesregierung, dem Denkmalschutzamt Hamburg und Stiftungen getragen.

Der Entwurf für den Umbau von LH-Architekten, Landwehr Henke und Partner mbB war Gewinner eines Wettbewerbs. Er schafft in der Kirche einen Teil der Räume für die neuen Nutzungen sensibel nach dem „Haus-im-Haus-Prinzip“, wobei der beeindruckende Innenraum erlebbar bleibt. Büroarbeitsplätze werden in eine Aufstockung der eingeschossigen Sakristei verlagert, wodurch Eingriffe in die Bestandsfassade minimiert werden können.

Der „Malteser Campus St. Maximilian Kolbe“ ist darauf ausgerichtet, Modellcharakter zu entfalten und wird deshalb auf Grund eines Beschlusses des Bundestages durch das BMI gefördert. Die Fertigstellung ist für 2020 avisiert.“

Quelle: www.hamburg.de/bkm [1]

Weiterführender Link: maltesercampus-wilhelmsburg.de [2]

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