- Tiefgang - https://www.tiefgang.net -

Denk- und schau mal!

Eines der ältesten Häuser in Hamburg ist seit Mitte Mai nun auch ein Ort für zeitgenössische Kunst. Ihr Name „Galerie 1565“ verweist auf das Baujahr.

Alte leerstehende Gebäude für Kunst und Kultur zu nutzen, ist seit je nicht ungewöhnlich. Der Charme der Brache gibt der Kunst und Kultur oft noch das gewisse Extra. Im Harburger Hafen, der Kernzelle Harburgs, ist nun das sogenannte „Bornemannsche Haus“ restauriert und zur Galerie umgewidmet worden. Was nun wem das gewisse Extra verleiht – die Kunst dem Gebäude oder das Gebäude der Kunst – wird der Betrachtende selbst herausfindne müssen.

Das Kerngebäude des denkmalgeschützten „Bornemannsche Haus“ wurde bereist 1565 in Harburg gebaut und ist somit eines der ältesten erhaltenen Gebäude von Hamburg. Das Gebäude wurde 1813 durch Georg Ludwig Bornemann aus Soltau erworben, der hier eine Färberei eröffnete. Wie lange diese betrieben wurde, ist nicht bekannt. Im Zuge der Mitte des 20. Jahrhunderts erfolgten Instandsetzungs- und Umbaumaßnahmen wurde das Haus in eine reine Wohnnutzung überführt. Seit 1941 bereits steht das Haus unter Denkmalschutz.

Seit Mai 2023 zeigt nun die „Galerie 1565“ dort auf drei Etagen und rund 870 Quadratmetern Fläche zeitgenössische Kunst.
Kurz nach dem großen Harburger Brand 1536, bei dem die Stadt Harburg fast vollständig zerstört wurde, wurde das rund 500-jährige imposante Fachwerkhaus als Wohn- und Geschäftshaus in direkter Zufahrt zum damaligen Harburger Schloss gebaut. Ursprünglich war dieser Fachwerkbau mit Holzkonstrukt und Ziegeln deutlich kleiner als er in seinem jetzigen Zustand ist. Im 17. Jahrhundert stockte man es auf und es folgten mehrere Erweiterungs- und Umbauphasen.
1813 kaufte Georg Ludwig Bornemann das Haus und betrieb dort eine Textilfärberei und Blaudruckerei. Bis heute nennt man es daher „Bornemannsche Haus“. In dem großen Haus wurde gewohnt, gelagert, produziert und verkauft. Bis zum Anfang des 21. Jahrhundert blieb es in Familienbesitz und wurde wenig verändert.
Diese besondere Baukultur steht seit 1941 unter Denkmalschutz und stellt ein wertvolles Zeugnis für bürgerliches Wohnen von der frühen Neuzeit bis ins 19. Jahrhundert dar.

Ungewöhnliche Augen-Blicke (Foto: PR)

Seit 2006 ist das Anwesen im Besitz des Bauunternehmers Arne Weber (HC Hagemann). Ab Juni 2018 wurde es denkmalgerecht sondiert und jahrelang restauriert, mit dem Ziel, südlich der Elbe dieses einmalige Highlight der Baukultur zu erhalten und einen besonderen Kunstort für die Öffentlichkeit zu schaffen. Vorherige Pläne, es als Teilgebäude eines Hotels zu nutzen, wurde ad acta gelegt. In den fünf Jahren der Restaurierung wurden unter anderem die historischen 450 Holzbalken ausgebessert, 150 Quadratmeter Holz ausgetauscht, die Außenwände mit 500 Quadratmeter Lehmputz versehen und 4.425 Meter neue Elektroleitungen verlegt. Nach aufwendiger Restaurierung ist die Bausubstanz der letzten Jahrhunderte sichtbar und auf einem Streifzug durch die 50 Räume zu besichtigen. „Das wird eine tolle Galerie, wohl einzigartig in Deutschland“, schwärmt Arne Weber. „Denn die Bilder werden nicht an weißen Wänden präsentiert, sondern inmitten des historischen Gemäuers. Wer hier herkommt, kann sich nicht nur ausdrucksstarke Bilder, sondern auch ein Denkmal anschauen.“ Ergänzend zu dem historischen Fachwerkbau wurden besondere Akzente durch moderne Einbauten wie Steinfussboden, edle Fenster sowie ein zeitgenössisches Lichtdesign gesetzt.

Die erste aktuelle Ausstellung läuft unter Namen „Reflective Emotions“ und zeigt 50 Kunstwerke mit dem Fokus auf Malerei und Skulpturen von Künstlern aus
Deutschland, Österreich und der Schweiz und noch bis zum 30. Juni 2023.
„Auf unseren „Open Call“ haben wir über 650 Einreichungen aus Deutschland und dem Ausland erhalten, aus denen wir spannende junge und aufstrebende Künstler ausgewählt haben“, freut sich Katharina Bergner, Leitung der Galerie 1565. Die zumeist großformatigen Arbeiten kosten zwischen 2.000 und 16.000 Euro.
Gezeigt werden Malereien, Skulpturen und Installationen von Franziska Beilfuß, Rike Bewer, Dana Costa, Violetta Ehnsperg, Helga Landgrebe, Tim Leimbach, Christiane Lohring, Anna Mrzyglod, Aneta Pahl, Allan Paul, Jakob Schöning, Laura Theurich, Andreas K. Waldmeier, Astrid Waterstraat, Ivo Weber, Micha Wille und Yinyan Zhang.

Das zukünftige Programm wird neben der klassischen Galerietätigkeit mit vier bis acht jährlichen Ausstellungen, auch die Kunst- und Kulturvermittlung in Workshops, Performances, Musik und Lesungen beinhalten und Raum für Austausch im Dialog mit der Nachbarschaft bieten.

Galerie 1565, Harburger Schloßstraße 13, 21079 Hamburg, www.galerie1565.de [1]

Related Post

Druckansicht [2]     [3]