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Die Poesie des Elends

Krieg ist leider wieder alltäglich in unserer Wahrnehmung geworden. Literatur hilft oft, sein Grauen zu verarbeiten. Zwei Könner greifen dabei gar auf den 30jährigen Krieg zurück.

„Ännchen von Tharau“ lautet der Titel einer Lesung am Do., 5. April um 20h im Kulturcafé Komm du in der Buxtehuder Straße 13. Und dabei geht es vor allem um Gedichte, die aus dem 17. Jahrhundert stammen. Ihr Sujet: der dreizigjährige Krieg.

Verse voller Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung, aber auch solche, die sich mit Frieden und Liebe beschäftigen, mitunter ein wenig frivol. Den Zuhörern wird dabei eine eigentümliche aber sehr reizvolle Mischung aus Lesung, Schauspiel und Konzert geboten. Und das von echten Könnern. Die Rezitation der Gedichte übernimmt nämlich niemand geringeres als Gudo Mattiat, vielen bekannt vom Thalia Theater. Mattiat wurde 1941 in Göttingen geboren. Er studierte Germanistik und Anglistik und wurde dann bis 2004 Realschullehrer. Nach seiner Pensionierung übernahm er viele kleine Sprechrollen am Thalia Theater, dem Schauspielhaus, den Kammerspielen und dem St. Pauli Theater Hamburg. Es folgten ebenso kleine Rollen in der Hörspielproduktion des NDR. Bekannt wurden aber auch seine Ringelnatz-Lesungen auf einigen Hamburger Museumsschiffen und hauptsächlich auf dem alten Staatsdampfer „Schaarhörn“, der zur Zeit im Museumshafen unweit der Elbphilharmonie liegt.
Begeleitet wird er dabei vom Kontrabassisten Thomas Rutt. Dieser wurde 1954 in Hannover geboren, absolvierte sein Medizinstudium in Hannover, machte dann eine Facharztausbildung zum Kinderarzt in Hamburg. Seit 1999 ist er niedergelassener Kinderarzt in Hamburg. Die Musik ließ ihn aber in all der Zeit nie los und bereits während seines Studiums in Hannover engagierte er sich musikalisch in verschiedensten Stilrichtungen: von der Klarinette, am E-Bass wie am Kontrabass. Seit 2011 nun ist er zum festen musikalischen Begleiter von Gudo Mattiat bei seinen Lesungen geworden. Denn einfach nur vorzulesen ist Gudo Mattiats Sache nicht.

Und das Programm, das die SuedLeser-Interessierten erwartet, hat es in sich:

Da finden sich Andreas Gryphius´ (1616 – 1664) „Tränen des Vaterlandes“, „Abend“, „An Furium“  und „Ich habe meine Zeit …“. Von Paul Gerhardt (1607 – 1676) das Gedicht „An das Angesicht des Herrn Jesu“, von Martin Opitz (1597 – 1639) „In Mitten Weh und Angst“ oder von Julius Wilhelm Zincgref (1591 – 1635) „Von der Liebsten Flucht in Kriegszeiten“.
Einige Gedichte sind auch von Paul Fleming (1609 – 1640): „An sich“, „An Basilenen, nachdem Er von Ihr gereiset war“ oder „Wie er wolle geküsset sein“ oder von Paul Gerhardt (1607 – 1676): „Sommergesang“ oder „Täglicher Abendgesang“.

Aber so viel vorab: all diese Texte bedürfen keiner literarischen Studien oder Vorkenntnisse. Mattiat und Rutt führen einfühlsam und leicht verständlich durch das Programm, das dadurch auch verdeutlicht, wie aktuell Poesie auch vier Jahrhunderte später daher kommen kann.

Die 3. SuedLese – die Literaturtage im Süderelbe-Raum – findet vom 1. bis 30. April 2018 an unterschiedlichen Orten und mit jeder Art literarischem Genre vorwiegend lokaler Autor*innen statt und ist initiiert von der freien Initiative SuedKultur. Ausführliche Programmhefte finden Sie an etlichen Kulturorten im Süderelbe-Raum oder als download unter www.sued-kultur.de.

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