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„Ende des „Dreiklangs“!“

Die Buchhandlung »Lesesaal« an der Stadthausbrückesteht vor der Insolvenz und wirft zugleich die Frage nach der Ernsthaftigkeit von Gedenkarbeit auf.

Es war von Beginn an umstritten, ob der Gedenkort zur früheren Gestapo-Hauptwache Hamburgs am neuen Flanierort Stadthausbrücke funktionieren kann und vieles musste nachgebessert und erstritten werden. Nun wirft die Insolvenz der Buchhandlung, die maßgeblich ein sicheres und zugleich wirtschaftlich günstiges Fundament der Gedenkarbeit darstellen sollte, neuerlich die Frage auf, ob nicht doch neu gedacht werden muss.

Die Initiative Stadthaus jedenfalls äußerte sich umgehend in einem offenen Brief:

„Die Buchhandlung »Lesesaal« an der Stadthausbrücke wird heute aller Voraussicht nach Insolvenz anmelden.“ So entnehmen wir es der Presse.

Damit ist ein Konzept gescheitert, mit dem sich der Investor der „Stadthöfe“ seiner im Kaufvertrag festgelegten Verpflichtung, im neuen Konsumtempel in der ehemaligen Zentrale des Nazi-Terrors im Norden auf wenigstens 750 qm einen Gedenk- und Lernort „auf seine Kosten zu realisieren sowie dauerhaft den Betrieb und die öffentliche Zugänglichkeit sicherzustellen“, billig entledigen wollte. Dieses Konzept – Gedenkort als „Dreiklang aus Buchhandlung, Café und Ausstellung“ – wurde bei Bekanntwerden 2018 auch von der Kulturbehörde als „innovativ“ verkauft.

Ob die Kulturbehörde über die aktuelle Entwicklung informiert war, ob es von Seiten der Investoren ein neues Konzept gibt, wissen wir nicht.

Wir meinen, das Ende des „Dreiklangs“ muss der Anfang für die Umsetzung der vertraglichen Verpflichtung sein!

Angehörige von Menschen, die zwischen 1933 und 1945 im Stadthaus schwer gefoltert oder gar ermordet worden waren, und Verfolgtenorganisationen haben von Anfang an gegen diese zynische Kombination von Erinnerung „light“, Kommerz und Plausch protestiert. Bis heute fordert die Initiative Stadthaus die Erfüllung des Vertrags mit wöchentlichen Mahnwachen am Ort sämtlicher Nazi-Verbrechen: Terror, Deportation, Vernichtungskrieg, Zwangsarbeit.

Kontakt: Cornelia Kerth, Tel.: 2004296″

 

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