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Fotografien vom früheren Harburg

Das Stadtmuseum Harburg feiert sein bereits 120jähriges Bestehen, ist aber in der Zeit nicht stehen geblieben. Nun zeigt es eine beeindruckende Ausstellung früherer Fotografien, die durch Digitalisierung wieder allgemein zugänglich werden. Und sie haben viel zu erzählen …

 In der Mitteilung des Museums heißt es:

„Pünktlich zu seinem 120. Geburtstag präsentiert das Stadtmuseum Harburg neben der seit 1. November laufenden Ausstellung „Margiana – Ein Königreich der Bronzezeit in Turkmenistan“ eine Auswahl historischer Harburg-Ansichten aus der Zeit von 1880 bis 1930. Im Zuge der umfassenden Digitalisierung aller Bildbestände des Museums wurde dieser Fotoschatz gehoben: Hunderte von Fotoglasplatten aus dem letzten Jahrhundert zeigen Harburg im Wandel. Das Museum hat die historischen Negative nun in traditioneller Technik entwickeln und in Handarbeit in hochwertige Einzelabzüge verwandeln lassen. 30 der schönsten Motive werden in der neuen Ausstellung gezeigt.

Es gab eine Zeit, da wurden Fotos noch mit großem Aufwand auf zerbrechliche Glasplatten gebannt. Die kleinen Schätze messen nur 9×12 bis 18×24 Zentimeter und dürfen heute mit Handschuhen angefasst werden. Das Stadtmuseum Harburg gelangte seit seiner Gründung vor 120 Jahren in den Besitz umfangreicher Fotobestände und besitzt tausende dieser wertvollen Glasplattennegative, die bisher im Museumsarchiv schlummerten. Sie wurden nun in mühevoller Arbeit im Rahmen der Digitalisierung der Bestände gesichtet.

Glasplatten-Negative

Die Fotoglasplatten stellen einen wesentlichen Teil der fotografischen Überlieferung Harburgs dar, mit dessen Hilfe sich der Wandel des Stadtbildes vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die 1930er-Jahre nachvollziehen lässt. Darunter sind Originale bedeutender Harburger Fotografen wie etwa Carl Timm und Kurt Foige. Die Glasplatten-Negative werden im Museum zurzeit fortlaufend digital erfasst, um die empfindlichen Fotografien dauerhaft zu sichern und sie in eine Datenbank zu integrieren. Sie stellen einen bedeutenden Quellenbestand für die Stadt- und Regionalforschung sowie die Architekturgeschichte dar und drohten allmählich verloren zu gehen: Die hochempfindliche Filmschicht der Platten unterliegt chemischen Veränderungen, und das dünne Glas kann brechen. Dabei sind die Negative von höchster fotografischer Qualität, denn das große Format des Glasträgers ermöglicht eine Dichte und Schärfe, die heutige Kleinbildkameras trotz des technischen Fortschritts in den Schatten stellen.

Fotokünstler Martin Eckert

Für die Experten des Museums war schnell klar, dass dieser spannende Fotoschatz im Rahmen einer Ausstellung gezeigt werden sollte. Dafür mussten die fragilen Zeitdokumente aber zunächst in hochwertige Fotoausdrucke verwandelt werden. Für dieses Projekt konnte das Museum den Fotokünstler Martin Eckert gewinnen, der mit Hilfe eines analogen Verfahrens, das schon zur Entstehungszeit der Glasplatten angewandt wurde, handwerklich anspruchsvoll gestaltete Fotos erstellte und die historischen Aufnahmen damit in die Gegenwart holte. In mehreren aufwendigen Arbeitsschritten bearbeitete er die Bilder und produzierte jeweils einen Abzug. In seinem Fotolabor belichtete er die Bilder auf hochwertigem Barytpapier aus und entwickelte sie anschließend chemisch und in reiner Handarbeit. Dieses Vorgehen ist ein Tribut an die Fotografen der damaligen Zeit: Die Meisterschaft früher Fotografen erforderte nicht bloß das Erkennen des geeigneten Motivs und die Komposition des Bildes, sondern stets auch die Fertigung perfekter Abzüge – nur so konnte aus einem Motiv eine meisterhafte Fotografie werden.

Dampfende Schlote

Das Ergebnis kann noch bis zum 17. Februar 2019 in der Ausstellung „Frisch entwickelt – Harburg in frühen Fotografien“ besichtigt werden. Auf 30 Fotografien nimmt die Präsentation den Besucher mit auf einen Streifzug durch die abwechslungsreiche Vergangenheit Harburgs. Die Ausstellung zeigt typische Straßenzüge, Plätze und Gebäude und gibt einen Blick auf Harburg, wie es sich von 1880 bis in die 1930er-Jahre präsentierte. Viele Bauten prägen noch heute das Straßenbild und sind leicht wiederzuerkennen. Andere jedoch haben sich stark verändert oder sind ganz verschwunden. Sie wurden Opfer der Bombennächte oder der städtebaulichen Entwicklung seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Die ältesten Aufnahmen zeigen Harburg noch als historische Fachwerkstadt. Die frühe Industriestadt ist allerdings schon zu erkennen: Menschen auf dem Weg zur Arbeit, dampfende Schlote und der prosperierende Binnenhafen sind in den 1920er Jahren beliebte Motive der Fotografen. Die bisher überwiegend unveröffentlichten Bilder laden wie ein Fotoalbum Alteingesessene und Neu-Harburger zum Erinnern und Wiederentdecken ein.

Sand mit Markttreiben (Foto: AMH)

Wer sich in eines der Motive verliebt hat, kann es sogar käuflich erwerben: Jeder Abzug ist ein Unikat und kann erstanden und dann nach dem Ende der Ausstellung mit nach Hause genommen werden.

Ort: Stadtmuseum Harburg, Museumsplatz 2, 21073 Hamburg

Laufzeit: 21. November 2018 bis 17. Februar 2019

Eintritt: 6 Euro, ermäßigt 4 Euro, bis 17 Jahre frei

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 10.00 – 17.00 Uhr“

Weiterführend: www.amh.de [1]

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