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Gesang mit Pauken und Trompeten

In der Vorweihnachtszeit geht es musikalisch stets zur Sache. So auch bei der Harburger Kantorei, die dieses Jahr Mozart´s Große c-Moll-Messe vorbereitet. Das wird ein Spektakel.

Die Harburger Kantorei lässt schon verlauten:

„Am 17. November 2018 wird die Harburger Kantorei unter ihrem Leiter Werner Lamm die „Große c-Moll Messe“ von W. A. Mozart in der St. Johanniskirche aufführen. Den Orchesterpart wird wie schon so häufig das Harburger Kammerorchester übernehmen. Als Solisten konnten Freja Sandkamm und Miriam Sharoni (Sopran), Hendrik Lücke (Tenor) und Christfried Biebrach gewonnen werden.

Wolfgang Amadeus Mozart. Was soll man über diesen Komponisten noch schreiben, dessen Musik schon nach wenigen Takten jedermann berührt, und dessen Handschrift so unverkennbar ist.

Aufgrund der mannigfaltigen Originalquellen, wie z. B. seine zahllosen, gut erhaltenen Briefe, den umfangreichen Zeugnissen seiner Zeitgenossen und der Sammlung vieler anderer Originaldokumente durch seine Frau Constanze, müsste uns ein sehr klares Bild des Komponisten vor Augen sein. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Je nach Blickwinkel des Betrachters wurden immer und immer wieder Fakten mit Mythen vermengt, und jede Epoche definierte ihren eigenen Mozart: das gottgleiche Genie, den armen Bittsteller, den gläubigen Katholiken, den Freimaurer, den hedonistischen Freigeist, den frivolen Opernkomponisten, den ungestümen Sinfoniker und so weiter, und so weiter. Am ehesten ergibt sich aus der Zusammensetzung dieser unterschiedlichen Sichtweisen ein erste, annähernde Idee von dem Menschen Wolfgang Amadeus Mozart.

Wiener Zeit

Und ebenso sind bezüglich seines musikalischen Schaffens Legende und Wahrheit eng miteinander verwoben und kaum trennbar. Ein sicher geglaubtes Wissen ist oft von vermeintlichen Wahrheiten und Halbwahrheiten geprägt. Entsprechend ranken sich auch um die Große c-Moll Messe viele Widersprüche und Rätsel. Vergleichsweise einig sind sich die Historiker, dass ein großer Teil der Messe in Mozarts sogenannter „Wiener Zeit“, also nach dem Umzug von Salzburg nach Wien, im Jahre 1782 entstand. Schon deutlich weniger Einigkeit herrscht bezüglich des Anlasses der Komposition und seiner ersten (fragmentarischen) Aufführung. Ohne eindeutige Antwort bleibt auch unverändert die Frage, warum Mozart diese Messe nie zu Ende komponiert hat. Häufig wird als Grund der frühe Tod des ersten gemeinsame Kindes, Raimund Leopold, genannt. Andere Erklärungsansätze beziehen sich auf eine damalige Reform der Kirchenmusik, nach der für einige Zeit derart monumentale Kirchenmusik weitgehend unerwünscht war. Dem widersprechen Musikwissenschaftler, die anmerken, dass dieses nur für die kleineren Dorfkirchen, aber nicht die Bischofskirchen gegolten habe. Noch andere Quellen suchen die Ursache in einer vermeintlichen Abwendung Mozarts vom katholischen Glauben und Hinwendung zum Freimaurertum. Dieser Erklärung könnte entgegengehalten werden, dass Mozart sich noch kurz vor seinem Tod auf die Stelle eines Vizehofkapellmeisters bewarb, deren Schwerpunkt die Kirchenmusik darstellt. Auch kann man sich kaum die Innigkeit seines letzten Werkes, dem (ebenfalls unvollendeten) Requiem, ohne eine tiefe Gläubigkeit vorstellen.

Mit Pauken und Trompeten

Seit dem 19. Jahrhundert wurde eine Reihe von Versuchen unternommen, Mozarts Fragment zu komplettieren, sodass heutzutage bei Aufführungen der c-Moll Messe meist die vollständige Vertonung der Liturgie zu hören ist.

Die c-Moll-Messe ist neben dem bereits erwähnten Requiem sicherlich das berühmteste Werk im kirchenmusikalischen Schaffen Mozarts. Es handelt sich bei dieser Messe unter anderem wegen ihrer Instrumentierung mit „Pauken und Trompeten“ formal um eine „Missa solemnis“ (feierliche Messe). Damit steht dieses Werk als „Missa longa“ im Gegensatz zu den (mehr als 12) Salzburger Messen Mozarts, die jeweils im Stil der Missa brevis komponiert wurden (werden mussten). Die „Große“ c-Moll Messe greift allerdings nicht nur auf Grund ihrer Länge auf musikalische Ideen jenseits des vorherrschenden Zeitgeschmackes in Wien zurück. Fast unbestritten sind Parallelen zum weltlichen und geistlichen Werken Georg Friedrich Händels. Beispielhaft seien hier nur Fanfarenstöße im „Gloria“ erwähnt, die sofort Assoziationen zum „Halleluja“ aus seinem „Messias“ hervorrufen. Ebenso enthalten einige Arien und Duette unüberhörbar Stilelemente aus Händels Opernwerken. Umstritten ist, wie genau Mozart zum Zeitpunkt der Entstehung der einzelnen Sätze der c-Moll Messe Vokalwerke Johann Sebastian Bachs, -und hier speziell die berühmte h‑Moll Messe-, wirklich kannte. Der kompositorische Aufbau des „cum sancto spiritu“ lässt dieses zwar stark vermuten, wirklich unzweifelhafte Beweise scheint es selbst unter Musikwissenschaftlern nicht zu geben.

Mozarts c-Moll-Messe wird von einigen Musikern als „missing link“ zwischen Bachs h‑Moll Messe und Beethovens Missa solemnis eingeordnet. Ist eine derartige Klassifizierung überhaupt statthaft? Oder sinnvoll? Dies zu beantworten ist jedem selbst überlassen. Auf jeden Fall ist es ein klarer Hinweis drauf, welch wunderbare und unverzichtbare Musik am 17. November um 19 Uhr in der Johanniskirche zu erwarten ist.

Die Harburger Kantorei hatte im Jahre 2013 die h‑Moll Messe aufgeführt, nun steht, wie ausführlich beschrieben, am 17. November die c-Moll Messe von Mozart auf dem Programm. Und für den November des Jahres 2020 ist die Missa solemnis von Ludwig van Beethoven geplant, sodass hier ein großer Bogen geschlagen wird.

Karten sind ab 15 € unter www.harburger-kantorei.de [1] erhältlich, oder im Ticketshop Phoenix-Center, sowie telefonisch unter 069 407 66 20. Restkarten an der Abendkasse.“

Samstag 17. November 2018; 19 Uhr: Harburger Kantorei, Solisten & Harburger Kammerorchester
unter Ltg. v. Werner Lamm: W. A. Mozart: Große Messe c-Moll, St. Johanniskirche, Harburg, Bremer Str.9, 21073 Hamburg

www.harburger-kantorei.de [1]

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