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Grundformen: Kreis, Quadrat, Dreieck, Kreuz

Aus den elementaren Grundformen Kreis, Quadrat, Dreieck, Kreuz lässt sich jede Form ableiten. Die Grundformen können in der kunsttherapeutischen und pädagogischen Arbeit mit Menschen genutzt werden, um Ängste und Unsicherheiten zu überwinden.

von Ulrike Hinrichs

Die klassischen Grundformen wie Kreis, Dreieck, Rechteck  kennt jedes Kind. Erste künstlerische Kritzeleien bei Kindern bestehen aus den Grundformen. Und auch die letzten Bilderwerke im hohen Alter sind von Motiven mit Grundformen geprägt. Ich erinnere eine Teilnehmerin meiner Gruppe „Kreativer Begegnungsraum für Hochbetagte“, die an Demenz erkrankt war und mittlerweile verstorben ist. Sie hat über die zwei Stunden unserer Begegnung in der Gruppe mit großer Euphorie nur Kreise gemalt.  Die wohl älteste Form der Kunst sind Sandzeichnungen und Höhlenmalereien, die ebenfalls sehr häufig die Grundformen zeigen. Zurück bis zu den Ursprüngen der Menschheit und bis in die entlegensten Ecken der Erde können wir solche Werke finden.

In meiner Arbeit als Kunsttherapeutin nehme ich oft eine große Unsicherheit und Angst bei den hochbetagten Menschen wahr, ob sie eine Aufgabe bewältigen können. Wichtig ist daher, mit ganz einfachen Themen zu arbeiten. Die Grundformen eigenen sich dazu besonders gut. Was man alles Wunderbares aus den Grundformen machen kann, zeigen die Abbildungen. Der Hintergrund besteht aus bemaltem Karton, den ich zu Karten zurechtgeschnitten habe. Die Bilder schneiden wir aus und kleben sie auf die Karten. Dadurch erfahren die Motive nochmal eine Aufwertung und jeder hat etwas in der Hand, das er/sie weiter nutzen kann als Postkarte.

Gruppe „Kreativer Begegnungsraum für Hochbetagte“: Löwe aus den Grundformen

Wer sich tiefergehend mit den Grundformen beschäftigen möchte, kann sich auch der symbolischen Bedeutung annähern.

Im Mittelpunkt des Kreises spiegeln sich Ganzheit, Vollkommenheit, das ganze Universum. In sprachgebräuchlichen Metaphern steht der Kreis für den Zusammen- oder Einschluss. Er definiert, wer dazu gehört. „Im Kreise meiner Familie“, „Sie gehört zum engeren Kreis“.  Der Kreis steht auch für Bewegung und die Wiederkehr. Er bevorzugt keine Richtung und ist frei in seiner Bewegung. „Meine Gedanken kreisen“, „Ich drehe mich im Kreis“.

Das Dreieck wirkt dynamisch, zeigt Polaritäten zwischen Spannung und Entspannung, zwischen Aggressivität und  Defensivität, seine Aufgabe ist die eines Vermittlers. Als Symbol für Spannungen balanciert es auseinanderstrebende Kräfte. Im Straßenverkehr erregt es als Warnschild unsere Aufmerksamkeit. Das Dreieck folgt der Dynamik der Drei, sie bedeutet Überwindung der Entzweiung, steht für Vollkommenheit und die Dreifaltigkeit, für Systeme wie Vergangenheit-Gegenwart-Zukunft, Körper-Seele-Geist, Mutter-Vater-Kind.

Ein Quadrat  ist ein Rechteck mit vier gleichlangen Seiten.  Es ist ein Symbol der Formgebung, gibt einen Rahmen und klare Strukturen. Es steht für die Lebensebene der materiellen Welt (Materie). Das Quadrat wirkt eingrenzend bzw. umgrenzend und stellt damit auch eine Art Fundament für ein Zuhause dar. Es gibt Sicherheit.

Ulrike Hinrichs ist Heilpraktikerin für Psychotherapie, Gesprächstherapeutin und Kunsttherapeutin (M.A). www.lösungskunst.com [1]

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