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Hauptsache Publikum!

Sind es Kunst und Kultur, die den Besuch abschrecken oder andre Barrieren wie etwa der Eintritt? Eine „Ideenschmiede“ soll dem nun nachgehen …In der Mitteilung der Behörde für Kultur und Medien heißt es:

„Die NORDMETALL-Stiftung und die Behörde für Kultur und Medien haben die Hamburger Museumsstiftungen am 11. und 12. April unter dem Titel „Das relevante Museum“ zu einer Ideenschmiede in den Oberhafen eingeladen. Rund 80 Vertreterinnen und Vertreter der Hamburger Museen diskutierten zwei Tage lang mit Referentinnen und Referenten aus Deutschland und Großbritannien gemeinsam über Ideen zur Weiterentwicklung der Hamburger Häuser.

Ziel war es, Barrieren zu erkennen, die Menschen davon abhalten, sich mit Kunst und Kultur zu beschäftigen. Best Practice Beispiele und ein neuer Leitfaden des Deutschen Museumsbundes zur Besucherforschung an Museen sollten dazu anregen, die zum Teil bereits laufenden Veränderungsprozesse in den einzelnen Häusern zu nutzen, um diese Barrieren noch besser ausräumen zu können.

Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Wenn wir die Museen als gesellschaftsrelevante Foren der Dialogkultur verstehen, dann sollten wir bereit sein, unsere Häuser zum Teil auch radikal neu zu denken. Wir müssen dabei stärker das ganze Publikum in den Blick nehmen, um zu relevanten Häusern für alle zu kommen. Diese Veränderungen sind vor dem Hintergrund eines tiefgreifenden sozio-demographischen und digitalen Wandels gerade heute notwendig. Die Tagung hat im direkten Austausch mit internationalen Expertinnen und Experten dazu beigetragen, einen nachhaltigen Richtungswechsel in der Museumsarbeit zu ermöglichen. Ich danke der NORDMETALL-Stiftung, dass sie mit diesem hochkarätig besetzten Symposium der Hamburger Museumslandschaft wichtige Impulse für eine zukunftsgerichtete Entwicklung gegeben hat, die wir im Rahmen der Innovationsoffensive Hamburger Museen weiter konkretisieren und umsetzen werden.“

Dr. Nico Fickinger, Vorstand NORDMETALL-Stiftung: „Wir möchten mit dieser Veranstaltung die Museen darin unterstützen, gesellschaftlich relevante Orte zu sein und zu bleiben – vielleicht auch erst zu werden. Denn es sind die Museen, die sich verändern, die innovative Angebote entwickeln und neue Zielgruppen in den Blick nehmen müssen. Das wird nur gehen, wenn man vom Besucher – als Unternehmer würde man sagen: vom Kunden – her denkt und deren Bedürfnisse und Interessen zum Ausgangspunkt seiner Arbeit macht.“

Das relevante Museum

Die Referentinnen und Referenten aus Großbritannien berichteten darüber, wie man dort in den vergangenen Jahrzehnten mit dem Instrument des Audience Development erfolgreich neues Publikum für Kultureinrichtungen generiert und an die Häuser gebunden hat. Dort wurde der Ansatz der Publikumsorientierung Anfang des neuen Jahrtausends zum zentralen kultur- und sozialpolitischen Ziel. Die öffentlich geförderten Kultureinrichtungen haben sich für alle Bevölkerungsgruppen geöffnet. Damit haben sie auch für sozial benachteiligte Gruppen Brücken gebaut, sich stärker in das kulturelle und gesellschaftliche Leben integrieren zu können. So hat man erfolgreich ein neues Publikum angesprochen, das deutlich stärker unserer immer diverseren Gesellschaft entspricht. Dies gelang insbesondere, indem die Qualität und Unmittelbarkeit der Erfahrungen, die die Nutzerinnen und Nutzer in den Museen sammeln können, deutlich erhöht und so eine intensivere Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur ermöglicht wurde. Das führte auch zu einer nachhaltigen Bindung des Stammpublikums.

Ergänzt wurden die Erfahrungen aus Großbritannien durch die Ergebnisse des neuen Leitfadens des Deutschen Museumsbundes zur Besucherforschung „Hauptsache Publikum! Besucherforschung für die Museumspraxis“, der unter www.museumsbund.de/hauptsache-publikum  [1]veröffentlicht ist. Der Leitfaden unterstützt Museen dabei, die Besucher verstärkt in den Blick zu nehmen und sich mit ihren Bedürfnissen und Perspektiven auseinanderzusetzen. Dabei legt er einen Schwerpunkt auf die Besucherforschung und gibt Empfehlungen, die die Museen bei ihrer Entwicklung hin zum besucherorientierten Museum unterstützt.

Die Erkenntnisse der Tagung werden nun in den Museumsstiftungen weiter vertieft und bilden mit eine Grundlage für die im Rahmen der Innovationsoffensive Hamburger Museen geplanten Weiterentwicklungen an den einzelnen Häusern. Mit der Innovationsoffensive Hamburger Museen will der Senat die Öffnung und Erneuerung der Häuser weiter befördern und hat hierfür zusätzliche Mittel zur Verfügung gestellt.“
Quelle: Behörde für Kultur und Medien

Zusatz:

Erstaunlich ist in dem Leitfaden, dass der Faktor Eintritt so gut wie gar nicht thematisiert wird, obschon in einigen Städten der freie Eintritt in Dauerausstellungen der städtischen oder staatlichen Museen  eine erstaunliche Resonanz brachte. Dabei wird es einmal in einem Statement von Dr. Evamarie Blattner vom Stadtmuseum Tübingen erwähnt und sollte durchaus Beachtung finden: „Die Anzahl dieser Spontanbesuche wurde durch die Gewährung des freien Eintritts ab einem bestimmten Zeitpunkt des Untersuchungszeitraums von 18 auf erstaunliche 55 % gesteigert. Insgesamt hat sich die Besucherzahl seit dem Angebot des freien Eintritts etwa verdoppelt. Wir sind hier also in unserem Weg bestätigt. Die Zahlen sind ein wichtiges Argument, um die Beibehaltung des freien Eintritts gegenüber dem Gemeinderat zu rechtfertigen.“

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