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„Männer auf Bojen“ zurück

 

Schwarze Hose, weißes Hemd, den Blick gelassen ins Weite gerichtet – die „Vier Männer auf Bojen“ von Stephan Balkenhol sind von Elbe, Alster, Süderelbe und dem Bergedorfer Serrahn nicht mehr wegzudenken.

Aus Eichenholz gefertigt, waren die vier Figuren fast drei Jahrzehnte lang der Witterung ausgesetzt, sodass sie nun ersetzt werden mussten. Stephan Balkenhol hat sich bereit erklärt, vier neue Figuren aus Aluminium herzustellen, die sich äußerlich nicht von den Holzfiguren unterscheiden, Wind und Wetter jedoch besser standhalten. Die erste der vier neuen Figuren wurde heute an ihrem Standort vor Övelgönne zu Wasser gelassen.

Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Die Bojenmänner prägen seit fast dreißig Jahren das Stadtbild und gehören ohne Zweifel zu den bekanntesten Kunstwerken im öffentlichen Raum in Hamburg. Wer an Alster, Elbe oder Serrahn spazieren geht, kommt nicht umhin, sie zu bemerken. Sie ziehen die Blicke auf sich, irritieren und bringen zum Nachdenken. Dass das weiterhin möglich ist, verdanken wir Stephan Balkenhol. Mit seinen neuen Figuren werden nun vier Bojenmänner aus haltbarem Material ihre Plätze einnehmen. Ich freue mich sehr, dass wir dieses Projekt gemeinsam fortsetzen und einen Weg gefunden haben, die Bojenmänner dauerhaft in Hamburg zu zeigen.“

Stephan Balkenhol: „Die Bojenmänner sind nicht nur in den Seekarten verzeichnet sondern haben sich auch im visuellen Gedächtnis der Hamburgerinnen und Hamburger eingeschrieben, gehören zum Stadtbild. Ich bin sehr froh und dankbar, dass sie jetzt wieder zu Wasser gelassen werden und wünsche ihnen ein langes, bewegtes – aber standhaftes Leben.“

Ursprünglich als temporäres Projekt für wenige Jahre geplant, waren die „Vier Männer auf Bojen“ 1993 erstmals in Hamburg zu Wasser gelassen worden. Schon bald waren sie bei Hamburgerinnen und Hamburgern sowie bei Besucherinnen und Besuchern der Stadt so beliebt, dass sie seitdem jedes Jahr von Frühjahr bis Spätherbst an ihren angestammten Plätzen auf der Außenalster in der Nähe der Gurlitt-Insel, der Elbe vor Övelgönne, der Süderelbe in Harburg und dem Bergedorfer Serrahn gezeigt wurden.

Nachdem die Bojenmänner fast dreißig Jahren lang Wind und Wetter ausgesetzt waren, zeigten sich die Folgen der Materialermüdung so deutlich, dass die aus Eichenstämmen gehauenen und auf Flachwassertonnen montierten Holzfiguren nicht wieder zu Wasser gelassen werden konnten. Um die Figuren dauerhaft in Hamburg zeigen zu können, hat die Behörde für Kultur und Medien gemeinsam mit dem Künstler über eine mögliche Fortsetzung dieses erfolgreichen Projekts aus dem Programm „Kunst im öffentlichen Raum“ beratschlagt. Stephan Balkenhol schlug vor, vier neue Figuren aus haltbarerem Material herzustellen.

Nach den alten von ihm überarbeiteten Modellen geformt und bemalt, sind die neuen Männer äußerlich kaum von ihren Vorgängern zu unterscheiden. Der wesentliche Unterschied zwischen ihnen liegt im Verborgenen: Sie sind aus Aluminium gegossen und mit Lack bemalt. Dies verspricht eine größere Widerstandsfähigkeit gegenüber Witterungseinflüssen und eine noch vielfach längere Lebensdauer als das vormals verwandte Eichenholz.

Der ersten fertigen Figur, die jetzt vor Övelgönne festgemacht wurde, folgt in Kürze der zweite Bojenmann auf der Harburger Süderelbe östlich der Brücke des 17. Juni. Die dritte Figur soll bald wieder ihren Platz auf der Außenalster nahe der Gurlitt-Insel einnehmen.

Die vierte Figur wird derzeit produziert. Sie wird voraussichtlich im kommenden Jahr den Bojenmann aus Holz auf dem Serrahn in Bergedorf ersetzen, der dort aktuell noch zu sehen ist.

So werden sie bald alle wieder jeweils vom Frühjahr bis in den Spätherbst an den bekannten Standorten zu sehen sein. Die Produktionskosten in Höhe von 100.000 Euro trägt die Behörde für Kultur und Medien. Der Künstler hat auf ein Honorar verzichtet. Die vier Bojenmänner aus Holz sollen nach restauratorischer Überarbeitung im Atelier des Künstlers zunächst mit ihm auf Ausstellungstournee gehen, um dann an Standorten in Innenräumen im musealen Kontext dauerhaft ausgestellt zu werden. 

Die Geschichte der „Vier Männer auf Bojen“

Die Geschichte des Projekts der „Vier Männer auf Bojen“ nahm ihren Anfang 1992 mit dem Erwerb einer ersten Figur durch die Kulturbehörde Hamburg für die Außenalster. Die Bojenskulptur war zuvor kurze Zeit auf der Themse in London platziert. Das Projekt im Rahmen des Programms „Kunst im öffentlichen Raum“ wurde um drei weitere Bojenmänner erweitert, die 1993 im Stadtgebiet auf verschiedenen Gewässern aufgestellt wurden. Die vier Männer – alle bekleidet mit schwarzer Hose und weißem Hemd – mittleren Alters und von durchschnittlicher Größe, erlauben keine spezifische Identifizierung. Unterscheidbar sind sie nur durch unterschiedliche Ruhestellungen der Arme. Sie verraten weder Herkunft noch Beruf, noch ihre innerlichen Befindlichkeiten oder Absichten. Gelassen und wie selbstverständlich in sich ruhend stehen sie auf dem Wasser. Fern jeder Expressivität überlässt ihr Gesichtsausdruck seine Deutung den Betrachterinnen und Betrachtern.

Stephan Balkenhol wurde 1957 in Fritzlar geboren, studierte von 1976 bis 1982 an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg bei Ulrich Rückriem und hatte von 1988 bis 1991 Lehraufträge an der HfbK in Hamburg, der Städelschule in Frankfurt und der Akademie für bildende Künste in Karlsruhe inne. Seit 1992 ist er Professor an der Akademie für bildende Künste in Karlsruhe.Er gilt als einer der international renommiertesten und erfolgreichsten zeitgenössischen deutschen Bildhauer. Sein künstlerisches Werk umfasst zahlreiche Skulpturen (meist aus Holz oder Bronze) im öffentlichen Raum weltweit, Zeichnungen und Fotografien, er ist in vielen Sammlungen und Ausstellungen großer Museen und Ausstellungsinstitutionen vertreten. Außer den „Vier Männern auf Bojen“ existieren in Hamburg zwei weitere Großskulpturen von Stephan Balkenhol im öffentlichen Raum: die Bronzeplastiken „Mann und Frau“ (2004) vor der Zentralbibliothek der HÖB auf dem Arno-Schmidt-Platz, entstanden im Rahmen eines künstlerischen Wettbewerbs für die Kunstmeile, und „Mann auf Giraffe“ (2001) im Eingangsbereich zum Tierpark Hagenbeck an der Koppelstraße, entstanden im Auftrag des Tierparks.

 Quelle: www.hamburg.de/bkm [1]

 

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