- Tiefgang - https://www.tiefgang.net -

Pieksige Fragen stachelige Stoffe

Einmal im Jahr wird ein besonderes Projekt  der Stadtteilkultur Hamburgs geehrt. Dieses Jahr ging es nach Jenfeld. Auch zwei Harburger Projekte waren nominiert.

Zehn Hamburger Kulturprojekte waren nominiert. Darunter auch die Kulturtage Süderelbe des Kulturhauses Süderelbe in Neugraben als auch das Projekt „3falt – Kunst, Kultur, Kreativität“ der Initiative SuedKultur, das in der leerstehenden Dreifaltigkeitskirche Harburgs eine kulturelle Umnutzung erprobte. Doch der Preis ging nach Jenfeld.

In der Mitteilung der Behörde für Kultur und Medien heißt es:

„Der 16. Hamburger Stadtteilkulturpreis wird heute Abend an das Theaterprojekt Jenkitos – Junges Theater Jenfeld der Freien Kulturinitiative (Quadriga gGmbH) verliehen. Seit zehn Jahren bieten die Jenkitos Theaterprojekte für Kinder und Jugendliche in Jenfeld an. Der Senator für Kultur und Medien Dr. Carsten Brosda übergibt den größten Preis der Hamburger Stadtteilkultur in einer festlichen Veranstaltung vor rund 200 Gästen im Oberhafen.  Die Dotierung des Preises ist dieses Jahr von 10.000 auf 12.000 Euro erhöht worden.

Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Stadtteilkultur ist Kultur von allen für alle, das macht sie so unabdingbar und unmittelbar. Sie schafft Formate und Inhalte, die es Jedem und Jeder ermöglichen, an Kultur zu partizipieren. Freie Träger wie Quadriga leisten auf diese Weise mit Projekten wie den Jenkitos gerade für die wichtige Zielgruppe der Neun- bis Neunzehnjährigen einen altersgerechten Zugang. Ich freue mich über die ausgezeichnete Wahl der Jury und wünsche den Preisträgern weiterhin viel Erfolg und dem Stadtteil viele inspirierende Momente!“

Gesa Engelschall, Geschäftsführender Vorstand der Hamburgischen Kulturstiftung: „Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, sich kulturell einzubringen, halte ich für überaus wichtig. Bei einer Theaterproduktion mitzuwirken, eine Rolle zu lernen, Masken zu bauen, zu tanzen oder zu musizieren tut gut, stärkt das Selbstbewusstsein und die eigene Persönlichkeit. Ein großer Dank an das Jenkitos-Team für die langjährige, so wertvolle Arbeit in Jenfeld!“

Petra Kochen, Vorstandsvorsitzende der Gabriele Fink Stiftung: „Mutig sein und Freiraum zulassen – genau das ermöglicht das Junge Theater Jenfeld! Wir hoffen, dass die Jenkitos ihrem Namen weiterhin alle Ehre machen: Also gerne mehr ‚pieksige‘ Fragen stellen und auch mal ‚stachlige‘ Stoffe auf die Bühne bringen!“

Ansgar Wimmer, Vorstandsvorsitzender der Alfred Toepfer Stiftung F.V.S.: „Der Stadtteilkulturpreis ist ein wunderbarer Kristallisationspunkt für das engagierte Zusammenwirken einer lebendigen lokalen Kulturszene, verschiedenen Stiftungen und Förderinnen und Förderer sowie der Kulturbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg. Das Junge Theater Jenfeld ist in diesem Jahr ein besonders treffender Preisträger, finden sich doch genau diese Akteure neuerdings gemeinsam mit der Schulbehörde auch in der sichtbaren Förderung kultureller Bildungsprojekte für Kinder und Jugendliche zusammen.“

Wibke Kähler-Siemssen, Geschäftsführerin der Patriotischen Gesellschaft von 1765: „Wir gratulieren von Herzen dem Jungen Theater Jenfeld zum Stadtteilkulturpreis 2019. Ein wohlverdienter Preis für ein beeindruckendes Projekt, das kulturelle Bildung, Teilhabe und Begeisterung für Theater mit so großartigen Kindern und Jugendlichen für den ganzen Stadtteil erlebbar macht.“

Corinne Eichner, Geschäftsführerin von STADTKULTUR HAMBURG: „Der Stadtteilkulturpreis hat für die Szene der Stadtteilkultur eine hohe Bedeutung, weil er Aufmerksamkeit auf die herausragenden Projekte der Stadtteilkultur und ihre hohen Qualitäten lenkt. An den Jenkitos lässt sich ablesen, was gute Stadtteilkulturarbeit vermag: Die Spielfreude und Ausdrucksstärke der jugendlichen Teilnehmer und Teilnehmerinnen sprechen Bände und wirken in den ganzen Stadtteil. Gratulation den Jenkitos und Dank allen Finalisten!“

Über die Jenkitos – Junges Theater Jenfeld

Seit zehn Jahren bietet die Freie Kulturinitiative über die Jenkitos Theaterprojekte für Kinder und Jugendliche in Jenfeld an. In jeder Spielzeit entstehen bis zu drei Theaterproduktionen mit rund 50 Akteurinnen und Akteuren im Alter von neun bis 19 Jahren. Die Stücke entwickeln die Gruppenmitglieder selbst, unterstützt von  erfahrenen Theaterpädagoginnen. Der Name Jenkitos ist ein Kunstwort aus „Moskito“ und „Jenfeld“: Moskitos sind überall auf der Welt beheimatet, und genauso international ist auch das Junge Theater Jenfeld. Und wie Moskitos sollen die Stücke hier und da „piksen“ – kritisch, unbequem und anspruchsvoll sein.

Die Jury sieht das Projekt Jenkitos als besonders preiswürdig an, da es kontinuierliche theaterpädagogische Arbeit in einem Stadtteil leistet, in dem 42 Prozent der Familien mit Kindern unter 15 Jahren von Sozialleistungen leben. Diesen schwierigen Umständen zum Trotz gelingt es dem Jenkitos-Team, zusammen mit den Kindern und Jugendlichen des Stadtteils Theaterproduktionen von hoher Originalität und künstlerischer Qualität zu realisieren. Die Lebenswirklichkeiten der Kinder und Jugendlichen, die sie selbst oft als defizitär wahrnehmen, werden für die selbst entwickelten Theaterstücke produktiv gemacht und rücken dadurch in ein neues Licht.

Zudem ermöglicht das Angebot der Jenkitos ei, eine stärkere Vernetzung und Teilhabe im Stadtteil: Zu den Aufführungen kommen auch Besucherinnen und Besucher aus dem Stadtteil, die sonst selten oder nie ins Theater gehen. Oft finden Veranstaltungen in öffentlichen Räumen wie Parks oder Einkaufszentren statt, so dass der Zugang über die Wahl des Ortes erleichtert wird.

Mit dem Preisgeld will die Jury den Jenkitos die Möglichkeit geben, die gute Arbeit auszubauen und weiterzuentwickeln und darüber hinaus ausdrücklich auch kleinere Initiativen und Projekte ermutigen, sich künftig für  den Hamburger Stadtteilkulturpreis zu bewerben.

Der Stadtteilkulturpreis 2019

Gestiftet und unterstützt wird der Stadtteilkulturpreis von der Hamburgischen Kulturstiftung, der Gabriele Fink Stiftung, der Patriotischen Gesellschaft von 1765 und der Behörde für Kultur und Medien. Die Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. unterstützt die Umsetzung. STADTKULTUR HAMBURG, der Dachverband für Lokale Kultur und Kulturelle Bildung, ist als Experte und Szenekenner für Konzeption und Durchführung des Wettbewerbs zuständig.

Von Anfang November 2018 bis Anfang Januar 2019 konnten sich kulturelle Initiativen, Zentren und Vereine sowie Einzelpersonen, die sich in der Stadtteilkulturarbeit in Hamburg engagieren, für den Preis bewerben. Rund 40 Trägerinnen und Träger hatten sich mit ihren Projekten und Programmen beworben.

Als Finalisten nominierten die Preisstifterinnen und Unterstützer neben den jetzt ausgezeichneten Jenkitos weitere neun herausragende Projekte und Programme der Stadtteilkultur (in alphabetischer Reihenfolge): Das Projekt „3falt – Kunst, Kultur, Kreativität“ der Initiative SuedKultur, das Programm „Alle im Quartier“ des Goldbekhauses, die Kunstkurse „Farbmäuse und kleine Künstler“ von der LichtwarkSchule gUG, das Jugendfestival „Formation**NOW“ des Lukulule e.V., das Literaturprojekt „Grenzen überschreiben“ des Bramfelder Kulturladens, den „KIKU Leseclub“ des Kinderkulturhauses Lohbrügge, die „Kulturtage Süderelbe“ vom Kulturhaus Süderelbe, die Initiative „Nachbarschaftsgespräche“ des HausDrei und das Programm „Das Stiftviertel: Ein Quartier macht Kultur“ des Kulturladens St. Georg.

Bei der Preisverleihung am vergangenen Dienstga (16.4.2019) hielt die Geschäftsführerin der Bundesvereinigung Soziokultureller Zentren Ellen Ahbe die Laudatio. Zusammen mit Hella Schwemer-Martienßen von der Stiftung Hamburger Öffentliche Bücherhallen und Robert Hillmanns vom zakk Düsseldorf hatte sie den Preisträger aus der Vorauswahl der Preisstifterinnen und Preisstifter ermittelt.“

Quelle: Behörde für Kultur und Medien Hamburg

Related Post

Druckansicht [1]     [2]