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Verfugt, ersetzt und gefestigt

Im Mai 2021 hüllten Gerüstbauer den Kunsttempel an der Kunststätte Bossard mit einem Baugerüst ein. Genau ein Jahr später wird dieses Gerüst nun wieder abgebaut. Die Generalsanierung am Herzstück der Anlage ist abgeschlossen.

Der Kunsttempel ist für Besucher ab sofort wieder geöffnet.  Rund 688.000 Euro hat die Generalsanierung am Bauwerk aus den 1920er Jahren gekostet und wurde fast vollständig über öffentliche Fördergelder finanziert. „Wir sind bei diesem komplexen Projekt in unserem geplanten Kostenrahmen geblieben, auch wenn sich die Fertigstellung verzögert hat“, freut sich die Leiterin der Kunststätte Bossard, Heike Duisberg-Schleier. Die umfassenden Konservierungs- und Sanierungsarbeiten an der Außenfassade und im Inneren des Kunsttempels wurden von Diplom-Restauratoren unterschiedlicher Fachbereiche, wie Mauer, Wand/Stein, Holz mit gefasster Oberfläche sowie Glas, ausgeführt und immer mit dem Landesamt für Denkmalpflege und der langjährigen Restauratorin der Kunststätte Bossard, Stefanie Nagel, abgestimmt.

Sanierungsarbeiten innen und außen 

Am Kunsttempel arbeiteten die Restauratoren teilweise parallel im Inneren und Außen. An der Außenfassade wurden alle Fugen kontrolliert, schadhafte Fugen ausgebaut und in bauzeitlicher Technik neu verfugt. Intakte Fugen aus vorhergehenden Sanierungsarbeiten in den 1970/1980er Jahren blieben, um Schäden zu vermeiden. Restauratorin Stefanie Nagel erklärt: „Die Zusammensetzung der historischen Fugenmasse wurde per Labor geprüft. Für die jetzt verwendete Fugenmasse wurde in Abstimmung mit dem Denkmalamt eine Farbigkeit festgelegt, die die alte Fugenfarbe am besten repräsentiert.“  

Die Restauratoren haben alle Klinker des Mauerwerkes geprüft und konserviert. Schadhafte, nicht klebbare Klinker wurden durch Klinker ersetzt, die der Optik der Originale des Kunsttempels entsprechen. „Die Fassade ist wie eine Skulptur zu betrachten. Jeder entnommene Stein muss wieder an die ursprünglich gesetzte Stelle. Dafür ist eine vorherige Kartierung notwendig“, erklärt die Restauratorin die Herausforderungen. Alle der über 300 Bauplastiken aus Keramik im Fassadenbereich wurden gereinigt, wenn nötig abgenommen und am Ursprungsort neu gesetzt. Intakte Keramiken wurden direkt an der Fassade konserviert und gereinigt.

Im Inneren des Kunststempels bezogen sich die Arbeiten neben der partiellen Festigung des Putzfrieses und der Reinigung der liegenden Glasdecke vor allem auf die Fenster. Alle Holzrahmen der Fenster wurden ausgebaut, konserviert bzw. Instand gesetzt, fehlende Teile wurden ergänzt. Die Rahmen und der Kit der Fenster werden im historischen Originalton neu gefasst. Die Scheiben, insgesamt immerhin 640 Stück, wurden dafür entnommen. Die Malschichtfestigung aus 1998 der innen liegenden farbig gefassten Scheiben wurde kontrolliert und partiell nachgefestigt sowie die äußeren Strukturglasfenster gereinigt. Derzeit wird um den Kunsttempel herum ein Traufstreifen angelegt, um Spritzwasser und Verschlammung am Mauerwerk und den Fenstern zu vermeiden und um Oberflächenwasser abzuführen.

Mjt der Wiedereröffnung des Kunsttempels beträgt der reguläre Museumeintritt wie vor den Sanierungsmaßnahmen 8 Euro für Erwachsene, Kinder bis 18 Jahren und Mitglieder des Freundeskreises haben freien Eintritt. Bereits am Sonntag, dem 19. Juni 2022, wird der Kunsttempel imposanter Mittelpunkt der Veranstaltung „Land.Lust.Lecker.“ sein.  

KUNSTSTÄTTE BOSSARD – Bossardweg 95, 21266 Jesteburg 

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