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Wir sprechen fotografisch!

Sprache ist eine Form sich zu verständigen. Aber nicht die einzige. Ein Hamburger Projekt wurde nun für ein Photoprojekt gekürt. Und dabei waren auch Harburger …

In der Pressemitteilung heißt es:

„Der Sieger des fünften DGPh-Bildungspreises steht fest. Die Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh) vergibt den Preis 2017 an das interkulturelle Photoprojekt wirsprechenfotografisch.

Als Preisträger 2017 hat sich die Jury für das junge Projekt wirsprechenfotografisch entschieden, das die Photographie als universelle Kommunikationsform nutzt. Ein engagiertes, multikulturelles, ehrenamtliches Team vermittelt geflüchteten Menschen mittels der Photographie neue Perspektiven.

Das interkulturelle Projekt wurde von der Islam- und Politikwissenschaftlerin und freien Photographin Joceline Noelle Berger im März 2015 in Hamburg initiiert. Verstärkt wird sie durch den Kommunikationsdesigner Tobias Hoss sowie den Photojournalisten und Filmemacher Mohammad Al Bdewi. Seit der Gründung wurden acht Photoprojekte mit geflüchteten Jugendlichen realisiert.

© Tobias Hoss, Ausstellung ›Lichtblicke‹ in der Patriotischen Gesellschaft, Hamburg, 10.5. 2017

Der DGPh – Bildungspreis wird von der der Sektion Bildung vergeben und prämiert innovative wissenschaftliche und praxisbezogene Abschlussarbeiten sowie künstlerische Projekte im Bereich der Vermittlung von und mit Photographie.

Die Jury hat das ganzheitliche mediale Konzept überzeugt, bei dem der Fokus des Projektes auf die Integration über die Photographie als Artikulationsform gelegt wird. Dabei sollen Sprachbarrieren durch Bildsprache abgebaut werden. Die Erkundung und Orientierung der neuen Lebenswelt findet per Kamera auf Basis konkreter Aufgabenstellungen statt. Hierzu gehört ebenfalls eine visuelle Sprachübung, um das lateinische Alphabet zu erlernen. Neben der praktischen Herausforderung der Motivsuche werden den Teilnehmern Grundlagen der Phototechnik und vor allem der Bildgestaltung und Bildsprache vermittelt. In der Nachbereitung gehört dazu auch das Editieren ihrer Bilder sowie die Konzeption und Umsetzung einer Photoausstellung. Mit der Organisation dieser Ausstellungen möchte das Team Begegnungsräume schaffen und so mittels Photos zwischen geflüchteten Menschen und einheimischer Bevölkerung einen Dialog herstellen. So steht das Photographieren für alle Teilnehmer im Vordergrund, nicht Herkunft oder Religion.
Für das Projekt hat die Initiative wirsprechenfotografisch wichtige Kooperationspartner gewinnen können, zu denen die Akademie für Zukunftsfragen des Ev.-Luth. Kirchenkreises Hamburg-West/ Südholstein, diverse Erstaufnahmeeinrichtungen, der Landesbetrieb für Erziehung und Beratung (LEB), das Deutsche Rote Kreuz (DRK), die Hamburger Volkshochschule sowie Fördern & Wohnen (f&w) zählen.

Über das überzeugende Vermittlungskonzept hinaus hat die Jury das gewachsene und grenzüberschreitende Netzwerk beeindruckt. So ist mit Partnern in Kairogeplant, das Photoprojekt auch in Ägypten zu realisieren. Zu dem dortigen Team zählen Eman Kamel, die Hebräische Sprache und Literatur an der Ain-Shams Universität in Kairo studierte, sowie Yousri Kamel, er studierte Maschinenbauingenieurswesen an der Azhar-Universität in Kairo. Als unterstützenden Kooperationspartner konnte das Team von wirsprechenfotografisch hier den Hamburger Verein liqa e. V. gewinnen. Dieser hat sich die Verständigung zwischen jungen Menschen aus dem arabischen und europäischen Kulturraum auf die Fahnen geschrieben.

Die diesjährige Jury, bestehend aus der Kunsthistorikerin Prof. Ulli Seegers, dem Preisträger des Vorjahres, Dr. Torsten Scheid, sowie dem Vorstand der Sektion Bildung mit Dr. Sandra Abend und ihren Stellvertretern Prof. Klaus Dierßen und Jan Schmolling konnten aus der Rekordzahl von 45 Projekten auswählen.“

Quelle: Stiftung Historische Museen Hamburg

Hintergrund zum Projekt:

wirsprechenfotografisch – ein Fotoprojekt

wirsprechenfotografisch ist eine Initiative mit dem Ziel, die Integration von jungen geflüchteten Menschen zu unterstützen und den gesellschaftlichen Dialog zu fördern. Zur Umsetzung dieses Ziels nutzen wir das Medium Fotografie als universelle Kommunikationsform und konzentrieren uns dabei auf folgende Schwerpunkte:


Fotografie als Lernmedium

In den Projekten mit Jugendlichen aus den unterschiedlichsten Herkunftsländern bestätigte sich unser Ansatz, dass Fotografie ein Medium ist, mit dem man lernen kann – und zwar auf vielen Ebenen. Der Weg bis zu einem fertigen Foto und ggf. einer Ausstellung erfordert mehrere Arbeitsschritte, die unterschiedliche kognitive und soziale Fähigkeiten fördern. Ein großer Vorteil von kulturellen oder sportlichen Angeboten liegt darin, dass das Lernen – z.B. der deutschen Sprache – nicht als solches im Vordergrund steht, sondern »nebenbei« stattfindet. Insofern verstehen wir unser Projekt als optimales Ergänzungsangebot zum herkömmlichen an Schule orientierten Sprachunterricht.

Das Erlernen von technischen und fotografischen Fähigkeiten kann dabei weit mehr sein als ein schöner Nebeneffekt, sondern Ansporn für Berufswünsche, erfüllende Freizeitbeschäftigungen und Austausch mit Menschen aus anderen Kulturkreisen.

Arbeitsmethoden:

Bei unserer Arbeit mit den jungen geflüchteten Menschen legen wir sehr viel Wert darauf, wenig vorschreibend und möglichst auf Augenhöhe mit den Teilnehmern zu arbeiten und zu kommunizieren. Das schafft erfahrungsgemäß ein gutes Vertrauensverhältnis und eine Basis für eine gelingende Projektarbeit.

Niemand ist verpflichtet bei uns mitzumachen oder erhält ein Zertifikat oder ähnliches und trotzdem werden wir häufig von den Jugendlichen gebeten, wieder ein Fotoprojekt in ihrer Einrichtung anzubieten. Man merkt ihnen die Freude an, aus den oft tristen Unterkünften heraus zu kommen und Hamburg zu erkunden.

Durch die Vorgabe von bestimmten Themen und Aufgaben, legen wir für das jeweilige Fotoprojekt Rahmenbedingungen fest, um die Motivsuche interessanter zu gestalten und ein beliebiges Knipsen zu vermeiden. So trainieren wir die Konzentrationsfähigkeit auf die Erfüllung von Aufgaben und bringen die geflüchteten Menschen auf andere Gedanken, jenseits ihrer aktuellen Sorgen und ihrer tragischen Erlebnisse.“

Zur Gruppe Neuland I:

Hamburg hat vieles und großes an Sehenswürdigkeiten zu bieten. Doch auch die kleinen Details, wie Sticker an Hauswänden und Laternen, Schilder und Reklameschriften, sowie verschiedene Formen und Farben prägen das Gesicht der Stadt.

Ausgerüstet mit Kameras und kleinen Aufgaben, haben wir uns mit Bewohnern aus der Einrichtung Neuland I aufgemacht, Hamburg im Detail zu entdecken. Dabei wurden unter anderem Orte wie der Park Fiction, der Alte Elbtunnel und der Botanische Garten als Entdeckungsraum für Motive genutzt. Anschließend wurden alle Ergebnisse mittels einer Ausstellung in der Einrichtung präsentiert werden.

Quelle: wirsprechenfotografisch.com [1]

 


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