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10 Jahre auf einem anderen Planeten

Das Andromeda Mega Express Orchestra feiert in diesem Jahr sein 10-jähriges und Sie können leider nicht mitfeiern. Hinhören sollte man dennoch …

„Ein genresprengendes Faszinosum“ bezeichnete die Frankfurter Allgemeine Zeitung [1] mal das Album „burn burn“ der dubiosen Kapelle namens Andromeda Mega Express Orchestra, kurz: AMEO. Aber es ist nicht nur das Album – es ist alles man AMEO, was Grenzen sprengt, fasziniert und vor allem wahrlich existiert.

Wer sich mit diesem Orchester – abgekürzt AMEO – beschäftigt, versteckt sich entweder hinter seinem Ofen oder kommt mit in andere Galaxien. Es spielt nun am 26. August 2017 und zum Ende des Jubiläumsjahres auch wieder in Hamburg. Aber die Tickets sind schon ewig ausverkauft – auch, weil der Ort des musikalischen Geschehens die Elbphilharmonie ist.

Schön für die, die im Frühjahr 2010 die Chance hatten, das Mega-Orchestra noch im Harburger Jazzclub im Stellwerk zu erleben. Dicht, hautnah und akustisch wie optisch umhauend offerierte es schon damals das unendlich scheinende Potenzial an Ideen, Möglichkeiten und Sphären, die es noch zu erkunden galt. Und gilt. Aber auch 2016 noch war es auf dem Konzertschiff MS Stubnitz im Hamburger Hafen zu erleben und es wird weiterhin sinnvoll sein, die Augen und Ohren offen zu halten so sich die Chance ergibt.

Das Orchester schöpft inzwischen aus einem mehr als 80 Werke umfassenden Repertoire und hat Ende 2016 das bereits vierte Album namens „Vula“ [2] veröffentlicht. Dabei ist das 18-köpfige Andromeda Mega Express Orchestra mit Stammzelle in Berlin nicht nur eine neue Art eines Großensembles, sondern spricht auch eine vollkommen eigene musikalische Sprache: „Das Andromeda Mega Express Orchestra übertrifft alles Dagewesene. Big-Band-Bläsersätze und Free-Jazz-Eskapaden, für Neue Musik typische Kompositions-muster und ein spezifischer Pop-Appeal werden (…) zu einem Cocktail zusammengerührt, den man so noch nie gekostet hat.“ (Neue Zürcher Zeitung)

Jung und international

Neben allen Beschreibungen seiner Musik, Zusammensetzung und Art und Weise des Spieles muss man aber vor allem einer Sache Respekt huldigen: es existiert berteist seit 10 Jahren und ohne feste Förderung wie etwa ein Staatsorchester oder so. Das selbstorganisierte Orchester arbeitet wie kein zweites freies Großensemble konstant und experimentier-freudig zusammen. Es besteht aus jungen, gefragten Musikern aus verschiedenen Nationen, die sich sonst in ganz unterschiedlichen musikalischen Ecken und Konstellationen bewegen – u. a. mit dem Ensemble Intercontemporain, Tony Allens Afrobeat, mit Jazzmeister Kenny Wheeler, der Camerata Bern oder dem Konzeptkünstler Cory Arcangel. Das Orchester spielt vor allem Kompositionen seines Leiters und Saxophonisten Daniel Glatzel: „Musikalischer Witz, eine zitatenreiche Collagenkunst, die die Beliebigkeit der Postmoderne vergessen lässt, und eine instrumental-technische Klasse der Musiker, die nicht zum Selbstzweck wird: variabel, kontrastierend, subtil.“ (Jazzthing)

Interview + Musik auf Deutschlandradio Kultur [3]

Das AMEO gilt durch seine packende Intensität und furiose Spielfreude trotz des komplexen Klangmaterials auch als besonders zugänglicher und mitreißender Publikumsliebling. Jedes Konzert gleicht einem farbenreichen Abenteuertrip, den man garantiert kein zweites Mal so erleben wird oder gar vorhersehen kann. „Eine Musik, die wahnsinnig viel Spaß macht und extrem intelligent gemacht ist. Vielfalt auf technisch hervorragendem Niveau.“ (BR Klassik)

Klanglabor der Welt

Als Klanglabor ist das Andromeda Mega Express Orchestra auch Veranstalter und Kurator von Festivalreihen, die zum Teil bereits als „eines der bundesweit schillerndsten Konzepte“ (Hamburger Abendblatt) bezeichnet wurden. Die langfristig und fest zusammenarbeitende Gruppe von Musikern gleicht einem vielteiligen Mosaik der aktuellen Musikszene: Die Mitglieder sind Spezialisten diverser Stilrichtungen – Jazz und Neuer Musik, Klassik, Afro-Funk, Electronica, Progressive Rock und Freier Improvisation, sowie Tanz, Theater und Contemporary Performance. Sie arbeiten regelmäßig mit renommierten Künstlern ihrer Gattung zusammen, z.B. als feste Mitglieder im Ensemble Intercontemporain, The Notwist oder als Solisten mit Kenny Wheeler, Tony Allen, Cory Arcangel, Robert Wilson, Bobby Hutcherson, Camerata Bern und und und …

Abstruse Orte: Das Stadtbad von Berlin Wedding (Foto: Gianmarco Bresadola)

AMEO ist aus einem Bedürfnis entstanden, Musikgenres zu transzendieren und durch stetiges Experimentieren neue, originelle Klanglegierungen zu schaffen. In einem offenen, diskursiven Arbeitsprozess wird in familiärer Atmosphäre (deutlich mehr “Band” als “Ensemble”) und mit großen Enthusiasmus und Forscherdrang dem hohen Anspruch nachgegangen, die der Gruppe inhärenten inhaltlichen, stilistischen und logistischen Problemstellungen zu meistern.

Der Klangkörper ist durch seine ungewöhnliche Instrumentierung wendig und flexibel, ändert seine Gestalt in teils rasantem Tempo, ruft Assoziationen hervor und entlarvt diese durch mal subtile, mal hochenergetische Art als Trugbilder und Hüllen eines inneren musikalischen Kerns. Das mit Streichern, Bläsern, Vibraphon, Harfe, Synthesizer, Schlagzeug etc. ungewöhnlich besetzte Orchester bewegt sich dabei zwischen ausgeklügelten Klangstrukturen und purer Spielfreude.

„Fantastic. Some of the most detailed jazz-writing you’re likely to find. Clearly a group that stands out and is on the rise.“ (BBC Radio)

Kurzum: ZIEHT EUCH DEN STOFF REIN und so eine Chance besteht: live erleben!

Weitere Termine:

  1. Okt. 2017: Berlin, Musikbrauerei [4]
  2. Okt. 2017: Bremen, Theater Bremen [5]
  3. Okt. 2017: Köln, Philharmonie [6]
  4. Okt. 2017: Ludwigshafen, Enjoy Jazz Festival [7]
  5. Okt. 2017: Salzburg (A), Jazz & The City [8]

 Derzeitige Besetzung:

Oliver Roth, Laure Mourot (Flöten), Sebastian Hägele (Fagott), Johannes Schleiermacher (Saxophone, Flöte), Ritsche Koch, Magnus Schriefl (Trompete), Till Künkler (Posaune), Maria Schneider (Vibraphon, Percussion), Jörg Hochapfel (Synthesizer, Sampler), Anna Viechtl (Harfe), Kalle Zeier (Gitarre), Andi Haberl (Schlagzeug), Fabiana Striffler, Grégoire Simon (Violine), Martin Stupka (Bratsche, Blockflöte), Isabelle Klemt (Cello), Matthias Pichler (Kontrabass), Daniel Glatzel (Komposition, Leitung, Klarinetten, Saxophone)

Website: www.andromedameo.com [9]

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