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7. SuedLese – Bücher und ungewöhnliche Orte der Worte

Der gesamte Juni wird in Hamburgs Süden dieses Jahr im Zeichen der Literatur stehen. Denn: sie sind wieder da – die 7. SuedLese – Literaturtage in Hamburgs Süden.

Und vor allem wo: gelesen wird am Fenster, mit dem Rad, unterm Kirschbaum, auf dem Sandberg, Flohmarkt oder einem Laster, auf dem Bauernhof, am Kneipentresen und im Musikclub.

Fast 60 Literaturtermine mit gut 80 Autor*innen an gut 30 Orten laden ein, sowohl die Vielfalt des aktuellen literarischen Lebens als auch die spannenden „Orte der Worte“ kennen zu lernen.

Und es ist wieder eine Kooperation von Kulturschaffenden aus dem Landkreis wie dem Bezirk Harburg – ganz unter dem Motto „Stadt – Land – Harburg“.

„Neben spannenden klassischen Lesungsformaten gibt es wie immer auch außergewöhnliche Veranstaltungen wie Slam-Poetry am Kulturkiosk und Poetry-Slam im Stellwerk, Fensterlesungen für Kinder im HinZimmer, den Poetomaten auf dem Flohmarkt am Kanalplatz und viele mehr“, führt Projektleiterin Anne Lamsbach aus und fährt fort: „In der Kneipe ´Zur Stumpfen Ecke` stellt die Geschichtswerkstatt e. V. die wilden Harburger Kneipen der 60er und 70er Jahre vor und in Moisburg können Familien sich märchenhaft mit Hexe, Wassermann & Co auf den Spuren Otfried Preußlers erschließen.“

Lamsbach selbst studierte an der im Harburger Hafen ansässigen Medical School Hamburg „Poesie“ und stieß bereits letztes Jahr zum SuedLese-Team. Am Studiengang entstand dadurch auch das Forschungslabor <<LitLab>>, das auch dieses Jahr die Literaturtage begleitet und künstlerische wie wissenschaftliche Arbeiten beiträgt.

„Zum Abschluss des Semesters stellen Studierende ihre Arbeiten und Erfahrungen, die sie unter der Themenüberschrift ‚Poesie im sozialen Raum‘ gemacht haben vor, berichten dabei von ihren künstlerischen Arbeiten und verknüpfen diese mit theoretischem Kontext. „Motherhood and writing“ etwa ist ein weiteres LitLab-Projekt, welches wir im Rahmen einer SuedLese-Veranstaltung vorstellen.“

Die Aufteilung der Lesungen ist wieder so angelegt, dass an fast jedem Juni-Tag eine oder mehrere Lesungen zu erleben sind. Mit der Kneipe „Zur Stumpfen Ecke“, dem Kulturlaster der Buchholzer Agentur „Waldinsel“, dem Marias Ballroom, dem Moorburger „Wasserturm & Feuerteufel“ aber auch dem Popup Store des Harburg Marketings kommen dieses Jahr etliche neue Orte auf die Literaturlandkarte des Südens Hamburgs. Möglich wurde dies durch eine erneute Unterstützung im Rahmen des Förderprogramms „Neustart Kultur“ der Bundesbeauftragten für Kultur sowie der Stiftung Sparkasse Harburg-Buxtehude.

„Zu den ungewöhnlichen Formaten dieses Jahr zählt sicher die Lesung des Punk-Magazin-Herausgebers Dolf Hermannstädter (9.6.) auf einem Laster, der Nahe der Buchholzer Empore steht“, sagt Lamsbach. Trashig ist aber auch die Buchvorstellung des bekannten Chaos-Autoren Jan Off im Marias Ballroom (16.6.). Für Kinder und ältere Märchenfans zählt sicher die Moisburger Otfried Preußler Huldigung (12.6.) zu den Highlights und für Krimi-Liebhaber geht es am 18. Juni zur Ladies Crime Night nach Neugraben. Die Kunstleihe Harburg zeigt den ganzen Juni über eine poetische Installation der Künstlerin frankhaleesi und auf einem Sandberg an der alten Trasse der Wilhelmsburger Reichsstraße wird kritisch auf die letzten 15 Jahre Stadtentwicklung und dem Schlagwort „Not in our Name“ geschaut. Und auch der sich am Harburger Hafen neu etablierende monatliche Flohmarkt nimmt die Literatur mit auf und hat am 4. Juni unter all den Stöber-Ständen den „Poetomaten“ platziert, der individuelle Poesie ausspuckt.

Kurzum: Die Literatur ist zurück im Süden der Elbmetropole und lässt an Fantasie und Überraschungen kaum etwas aus. Zudem wurde das Internetportal www.suedlese.de [1] weiter strukturiert und soll nun nach Wunsch des SuedLese-Teams zu einem ganzjährigen Literaturportal werden. Neben den aktuellen Lesungen finden sich dort auch viele Funktionen, die die Orientierung vereinfachen. So kann man sich mit einem Merk-Button ausgesuchte Lesungen direkt in seinen Online-Kalender stellen lassen, Bekannte zu Terminen einladen oder auf diese aufmerksam machen und das „Bücherregal“ ist eine Buchhandlung nachempfunden. Unter Rubriken wie Heide-Kimi oder Sachbuch lassen sich schnell bei der SuedLese gelesene oder neu erschienene Harburger Bücher ausfindig machen. Und das Regal ist schon reichlich gefüllt.

Heimo Rademaker, Sprecher des Kulturnetzwerkes SuedKultur: „Trotz Pandemie wurde im Hintergrund unentwegt gearbeitet und nach Wegen aus der kulturellen Zwangspause gesucht. Nach dem fulminanten dreiwöchigen SuedKulturSommer letztes Jahr gilt es nun wieder in eine Art Normalität zu kommen. Die SuedLese ist der literarische Teil davon. Im Herbst wird es auf jeden Fall auch die SuedKultur Music-Night wieder geben und so wie es aussieht, wird im Spätsommer auch ein zweites Harburger Kunstfest stattfinden. Daneben arbeiten wir in monatlichen Workshops aber auch hinter den Kulissen, um zu sehen, wie wir den Süden Hamburgs auch für die Zukunft kulturell fit machen. Da sind wir dankbar, dass auch dieses Jahr noch Bundesgelder für die Wiederbelebung der Kultur bereitstehen.“

Das terminliche Programm und vieles mehr ist wieder in einem gut 80 Seiten dicken Programmheft als Wegweiser zu finden. Darin sind auch die „Orte der Worte“ erklärt. Auf der aktualisierten Homepage www.suedlese.de [1] werden zudem Hintergrundinformationen zu den Locations, den Macher*innen, den Autor*innen aber auch den Büchern gegeben.

Im Online-Feuilleton ´Tiefgang` [2] der Initiative SuedKultur wird es darüber hinaus begleitende Interviews und Porträts der Autor*innen und ihrer Bücher geben.

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