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Auf Reisen mit Kapitän Wehmeyer

Das Seefahrerleben ist oft mit Romantik und Fernweh verbunden. Im Heimfelder HinZimmer bekommt man davon nun aus direkter Nähe und nicht nur idealisiertes …

Bei den SuedLese-Literaturtagen gibt es immer wieder Fundstücke, die sonst keinen Platz fänden. So bei der Lesung von Klaus Wehmeyer, der in seinem Debut sich mit den Seereisen seines Vaters befasste und dabei in hunderten von Briefen abtauchte. Wir haben mal nachgefragt …

Tiefgang (TG): Sie sind erstmals bei der SuedLese dabei. Wie kam es? 

Klaus Wehmeyer: Ich hatte das Mehr an Zeit im vergangenen Jahr der Coronapandemie genutzt, ein für mich schon lange anstehendes Projekt, nämlich für die Aufarbeitung des Lebens meines Vaters, des Kapitäns Ernst Wehmeyer. Als an Literatur interessierter Harburger sind mir die SuedLese-Literaturtage vertraut und ich habe vor der Pandemie mehrfach verschiedene Lesungen besucht, wenn auch bisher nur als Zuhörer. Nach der Veröffentlichung meines Buches baten mich Freunde aus Harburg, das Buch doch auch auf der „SuedLese“ vorzustellen.

TG: Es ist Ihr Erstlingswerk?

Klaus Wehmeyer: Es ist das erste Werk, das ich als Buch mit einer ISBN (Internationale Standardbuchnummer, die Bücher eindeutig kennzeichnet, Anm.d.Red.) veröffentlicht habe. Ich schreibe schon seit mehreren Jahrzehnten, vor allem über Erfahrungen in und mit anderen Kulturen, über Kindheitserinnerungen in Harburg und Gedanken zu bestimmten Themen.

TG: Wie kamen Sie auf das Thema?

Klaus Wehmeyer: Auf dem Dachboden unseres Elternhauses in der Triftstraße befand sich eine große Kiste mit ca. 1000 Briefen, die mein Vater meiner Mutter aus vielen Häfen dieser Welt geschrieben hatte, die ersten von 1937. Unsere Mutter hatte sie säuberlich nach Jahren sortiert und jeden Jahrgang mit einem Band versehen. Meine Schwester fragte mich zu Beginn der Pandemie, ob ich diesen Schatz noch einmal sichten wolle. Ich las mich fest, glich es mit eigenen Erinnerungen ab, holte auch noch einmal die schon in meinem Besitz befindlichen Seefahrtsbücher und Reedereischreiben heraus, und vor meinen geistigen Augen drängten sich die Bilder aus den 50er und 60er Jahren in den Vordergrund, und in meinen Ohren klangen die Erzählungen meines Vaters und die meiner Großeltern väterlicherseits.

TG: Was hat Sie am Thema am meisten bewegt und interessiert?

Klaus Wehmeyer: Mein Vater hatte für mich eine zentrale Bedeutung. Ich habe ihn als Kind und Jugendlicher sehr bewundert und ihn zu meinem Vorbild stilisiert. Die Erinnerung ist auch nach seinem Tod 1995 immer wach gewesen.

TG: Wie fanden Sie generell zum Schreiben?

Klaus Wehmeyer: Aus Lust und Freude. Ich habe schon in der Schule gerne Aufsätze geschrieben. Immer wieder, wenn ich etwas Bemerkens-Wertes erlebt habe, habe ich darüber geschrieben. Ich habe versucht, die Bilder in Worten festzuhalten, fotografieren war nicht ganz meine Sache. 

TG: Haben Sie weitere Werke vor?

Klaus Wehmeyer: Ich bin mit Hilfe einer mir befreundeten Webdesignerin dabei, eine eigene Website aufzubauen. Diese Seite ist zwar zurzeit noch eine „Baustelle“, aber die ersten Beiträge werden wohl ab Mitte Mai 2022 unter folgender Adresse veröffentlicht: www.klaus-wehmeyer.de [1]. Hier finden sich Geschichten, Reiseberichte, Kocherlebnisse und „Gänsehautmomente“ genannte persönliche Erlebnisse, die an besonders geschichtsträchtige Erlebnisse erinnern.

TG: Wie haben Sie es veröffentlicht oder einen Verlag gefunden?

Klaus Wehmeyer: Die Suche nach einem Verlag gestaltete sich schwierig. Ich versuchte das Manuskript bei einigen bekannten Verlagen vorzustellen. Aber meist habe ich nicht einmal eine Antwort erhalten. Also hab´ ich das Buch vom Anfang bis Ende selbst gestaltet und dann im Self-Publishing über Books on Demand (BoD) veröffentlicht. Allerdings hat es mir sehr bei der Verbreitung des Buches geholfen, dass das Hamburger Hafenkonzert im NDR 90,3 am 27. Februar 2022 in einer zweistündigen Sendung über das Leben meines Vaters – und damit über das Buch –  berichtet hat. (Hier der Link zum Podcast der Sendung [2])

TG: Was erwartet die Besucher*innen?

Klaus Wehmeyer: Die „Lesung“ soll maximal 75 Minuten dauern. Es sollen allerdings tatsächlich nur wenige Buchauszüge vorgelesen werden. Aber in überbrückenden Erzählungen des Autors soll ein Abriss eines fast das ganze 20. Jahrhundert durchziehende Seemannsleben des Harburger Kapitäns Ernst Wehmeyer und seiner Familie gegeben werden. Zur Unterstützung nutzt der Autor eine Flipchart, auf der das Gelesene und Erzählte mit Bildern und Dokumenten visualisiert wird. Die Veranstaltung ist interaktiv angelegt, Beiträge und Fragen aus dem Publikum sind durchaus erwünscht.

TG: Vielen Dank, dass Sie Sie uns mit auf Ihre Reisen nehmen! 

Termin: Mi.,, 22. Juni 2022 um 18.30 Uhr: Klaus Wehmeyer –  Nimm uns mit, Kapitän, auf die Reise …

Ort: HinZimmer – Ein Raum für Geschichten, Hinzeweg 1, 21075 Hamburg-Heimfeld; www.buergerstiftung-hamburg.de [3], Eintritt frei

suedlese.de [4]

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