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Augenwischerei

Mein Name ist Sophie und ich bin Denkerin. Manchmal nehmen meine Gedanken Fahrt auf und laufen Gefahr, sich zu überschlagen.

Vor allem dann, wenn sich verschiedene Themen kreuzen. Zum Beispiel im Falle von Gleichstellung, Veröffentlichungen, Literatur und Sprachgebräuchen.

Manches erweckt einen Anschein, der bei genauerem Hinsehen fragwürdig ist. Was hinter den Kulissen für ein Spiel getrieben wird und welche Klischees dabei bedient werden, bekommen wir nämlich i. d. R. gar nicht mit. Und nehmen vielleicht etwas als gegeben hin, das manipuliert wurde.

Ich bin gut und gerne leichtgläubig und idealistisch unterwegs, aus Gründen der Lebensqualität. Der Nachteil an dieser Strategie ist, dass ich von Zeit zu Zeit aus diesem verträumten Zustand wachgerüttelt werde und meine Blauäugigkeit einen Grauschleier bekommt.

Tatsächlich tat ich mich in der Praxis schwer mit dem Gendern der Sprache und fand den Gedanken umständlich, bei jeder Aussage alle Geschlechter zu berücksichtigen und alles doppelt und dreifach zu benennen. Doch kürzlich erfuhr ich von Beispielen himmelschreiender Ungerechtigkeit, die mich seltsamerweise überraschte. Wie gesagt, ich bin von Haus aus etwas naiv.

Das eine, meine heile Welt erschütternde Beispiel betrifft Autorinnen, die in ihrem Genre einen schweren Stand haben.

https://www.tor-onlineWiki und die starken Männer von der Löschung der Liste deutschsprachiger sf-Autorinnen [1]

Mir war bis dato nicht bekannt, mit welch herrschaftlichen Methoden Wikipedia über die Relevanz von Informationen entscheidet und Einfluss auf unsere Wahrnehmung nimmt. Ich bin etwas vom Glauben abgefallen und genieße die Quelle angeblicher Objektiver mit mehr Vorsicht.

In dem anderen Fall erfuhr ich zufällig, dass eine starke eigene Meinung den finanziellen Wert von YouTuberinnen schmälern würde, weil sich dann bestimmte Firmen nicht mehr mit ihnen zeigen wollen. Auch müssen die Mädchen und Frauen

mit bösartigen Kommentaren rechnen und fertig werden, sobald sie den normierten Erwartungen widersprechen.

https://www.zeit.de/gesellschaft/2019-01/geschlechterdarstellung-soziale-medien-frauen-studie [2]

Es ist ein bisschen so wie in den Filmen, in denen Frauen Rollen auf den Leib geschnitten werden, dem Drehbuch sei Dank – oder dem Produzenten, der finanziert und fördert, was er für richtig hält.

Solche Machtmechanismen entscheiden maßgeblich darüber, was wir sehen und zu hören bekommen und tragen nicht unerheblich zu unserem Weltbild und Selbstverständnis bei.

Was erkennen wir, wenn uns Klischees wie ein Spiegel vorgehalten werden, als seien sie das Abbild der Realität? Wer´s glaubt, nimmt es als Maßstab und macht´s womöglich nach, um der Anerkennung willen. In Zukunft werde ich hoffentlich häufiger denken: Holzauge, sei wachsam!

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