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Der Kapitän hat das Schiff verlassen

Das Theaterschiff am Nikolaifleet war sein liebstes Kind. Aber sein Tun in der Hambjurger Kulturlandschaft reichte weiter. Nun hat „Möbi“ die Bühne verlassen.

 Das Hamburger Theaterschiff trauert um den Gründer und langjährigen Betreiber der schwimmenden Bühne im Nikolaifleet Eberhard „Möbi“ Möbius, der am vergangenen Mittwoch (10.6.2020) im Alter von 93 Jahren in Hamburg gestorben ist. Das Theaterschiff und die Hamburger Kulturlandschaft verliert mit ihm einen leidenschaftlichen Theatermacher und Kabarettisten.

Eberhard „Möbi“ Möbius hatte 1975 zusammen mit seiner Frau Christa den Mut, das erste Theaterschiff Deutschlands zu gründen. Bis heute ist es das einzige hochseetüchtige Theaterschiff Europas und hat viele Nachahmer gefunden. 25 Jahre lang betrieb „Möbi“ sein „Schiff“ höchst erfolgreich und holte zahlreiche Stars an Bord. Trotz vielfältiger anderweitiger Aktivitäten blieb „Das Schiff“ bis zum Schluss Möbis liebstes Kind. Noch im Dezember unterstütze er die anstehende Sanierung durch seinen Besuch beim Benefizkonzert in der Elbphilharmonie.

Heiko Schlesselmann, seit 2012 Geschäftsführer des Theaterschiffs sagt zum Tod von Gründer Eberhard Möbius: „Schon beim Umbau des Binnenschiffs zum Theater war meine Familie mit dabei, und ich erinnere mich bis heute an die Vorstellungen auf dem Schoß von Möbis Frau Christa. Es ist sehr schade, dass Möbi nicht die Wiedereröffnung (s)eines sanierten Theaterschiffs miterleben wird. So bleibt mit nur der Dank für diesen großartigen Ort und die Chance, sein Lebenswerk weiterzuführen und zu erhalten.“

Michael Frowin, seit 2007 Künstlerischer Leiter des Theaterschiffs ergänzt: „Sein Enthusiasmus, seine künstlerische Leidenschaft und sein unerschütterlicher Optimismus bestärken uns bis heute – und gerade auch in diesen besonders für kleine Theater schwierigen Zeiten – nicht aufzugeben und an den Mut einer Vision zu glauben – so wie Möbi bei der Gründung des Theaterschiffs vor 45 Jahren. Ich persönlich bin sehr dankbar dafür, dass er unsere Arbeit in den letzten Jahren so gewürdigt hat. Es ist gut zu wissen, dass wir sein „Schiff“ in seinem Sinne weiter über Wasser halten.“

Auch der Freundeskreis, mit seinem Vorsitzenden Hubert Neubacher und seinem Ehrenvorsitzenden Jürgen H. Graessner, trauert um Eberhard Möbius. „Der Freundeskreis wurde gegründet, um Möbis großartige Arbeit auch in Zukunft mit zu ermöglichen. Deshalb werden wir auch weiterhin sein Theaterschiff, die „Perle im Nikolaifleet“, mit Freude in seinem Geist unterstützen. Er wird uns fehlen“, sagt Hubert Neubacher.

Aber auch die Hamburger Kulturlandschaft trauert um Eberhard Möbius. Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Eberhard Möbius war ein Urgestein in der Kulturszene und untrennbar mit Hamburg verbunden. Sein künstlerischer Weg, mit dem er diese Stadt für immer prägte, führte an so vielen Stellen vorbei, die man kaum alle aufzählen kann. Mit dem Schiff im Nikolaifleet erfüllte er sich seinen großen Traum vom Theater und Kabarett – und das mit riesigem Erfolg! Kaum einer konnte mit seinem Tatendrang und seinen immer übersprudelnden Ideen und Plänen mithalten. Wir werden den Menschen und Künstler, der wie kaum ein anderer mit Hamburg verbunden war, sehr vermissen!“

 Eberhard Möbius (11.10.1926 – 10.06.2020)

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann Eberhard Möbius seine Schauspielkarriere am Stadttheater Wernigerode. 1958 zog er nach Hamburg und arbeitete zunächst als Schiffs- und Kesselreiniger im Hafen. Daneben trat er weiterhin auf der Bühne auf. Unter Friedrich Schütter konnte er dann im damaligen jungen Theater, dem heutigen Ernst Deutsch Theater wieder als Schauspieler arbeiten. Sein künstlerischer Weg führte ihn an vielen Stellen vorbei. Dazu gehörten die Jahre als künstlerischer Leiter mit Uwe Deeken im neu gegründeten Theater für Kinder genauso wie das Alstervergnügen, das er 1976 erfand und bei dem er seinerzeit für viel Kultur sorgte und vor allem als Gründer der schwimmenden Bühne im Nikolaifleet. Eberhard Möbius gründete 1975 zusammen mit seiner Frau Christa das erste Theaterschiff Deutschlands, das er 25 Jahre lang betrieb. Der Politik hat er viele Jahre im Winterhuder Fährhaus anlässlich des jährlichen Neujahrspunschs die Leviten gelesen.

Eberhard Möbius veröffentlichte mehrere Bücher, darunter den Reisebericht über die Kinderrepublik „Bemposta“ und die Autobiographie „Bitte umblättern!“. Darüber hinaus war er Autor verschiedener Fernsehspiele und -serien des NDR.

 

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