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Der Mann für große Zusammenhänge

Es fing mit der Idee zur Rettung eines alten Viermasters an und wird nun gleich ein nationales Hafenmuseum. Auch ein Gründungsdirektor ist nun gefunden, der uns die Globalisierung erklären soll …Die Behörde für Kultur und Medien ließ am 7. Juli 2022 verlauten:

„Dr. Klaus Bernhard Staubermann (54) ist in der heutigen Sitzung des Stiftungsrates der Stiftung Historische Museen Hamburg (SHMH) zum künftigen Gründungsdirektor des Deutschen Hafenmuseums berufen worden. Eine hochkarätig zusammengesetzte Findungskommission hat sich unter Leitung von Kultursenator Dr. Carsten Brosda in den vergangenen Monaten intensiv mit der Auswahl einer geeigneten Persönlichkeit für die Gründungsdirektion des Deutsche Hafenmuseum befasst und sich schließlich einstimmig für Klaus Bernhard Staubermann ausgesprochen. Der interdisziplinär arbeitende Technikhistoriker und international erfahrene Museumsfachmann wird zum 1. November 2022 vom Internationalen Museumsrat in das Direktionsteam der SHMH wechseln und die Leitung des im Aufbau befindlichen und zukünftig an zwei Standorten betriebenen Deutschen Hafenmuseums übernehmen.

Mit dem Deutschen Hafenmuseum entwickelt und plant die Stiftung Historische Museen Hamburg (SHMH) aktuell eines der größten und spannendsten Museumsprojekte in Europa. Als ein „Museum der Globalisierung“ soll das Deutsche Hafenmuseum den Austausch von Waren und Dienstleistungen am Knotenpunkt Hafen begreif- und erlebbar machen und die Bedeutung des internationalen maritimen Handels für die Lebenswelt der Menschen in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft aufzeigen. Das Deutsche Hafenmuseum wird künftig an zwei Standorten zu Hause sein: Zum einen auf dem Areal des historischen Schuppens 50A am Hansahafen, an dessen Kaikante derzeit die historische Viermastbark PEKING als größtes Objekt des Deutschen Hafenmuseums zu besichtigen ist. Zum anderen wird in den kommenden Jahren im neuen Stadtteil Grasbrook ein neues Museum errichtet. Hier wird auch die PEKING ihren endgültigen Liegeplatz erhalten.

Aufgrund seiner umfangreichen internationalen Erfahrungen mit Prozessen der Neukonzeption von maritimen Museumsprojekten und seiner wissenschaftlich interdisziplinären Ausrichtung ist Klaus Bernhard Staubermann eine ideale Besetzung für die Gründungsdirektion des konzeptionell und inhaltlich facettenreichen Deutschen Hafenmuseums. Staubermann ist seit 2018 als Geschäftsführer und Generalsekretär des Deutschen Nationalkomitees des Internationalen Museumsrates (ICOM Deutschland) tätig. Der Fokus seiner Arbeit richtet sich dort vor allem auf die Themengebiete De-Kolonialisierung, Digitalisierung und Nachhaltigkeit in Museen. Er war zudem als Gastprofessor an den Universitäten Göteborg und Bengaluru (Indien) tätig. Vor seinem Wechsel zum Internationalen Museumsrat war Staubermann mehr als zehn Jahre Principal Curator am Schottischen Nationalmuseum in Edinburgh. Hier war er maßgeblich an der Neugestaltung der Dauerausstellung beteiligt, für die das Museum zahlreiche Auszeichnungen erhielt und die vor allem zu einem deutlichen Anstieg der Besucherzahlen führte. Nicht nur während seiner Zeit in Schottland war er an vielfältigen globalen und lokalen maritimen Museumsprojekten beteiligt.

Der Mann zum Museum: Dr. Klaus Bernhard Staubermann (Foto: privat)

1998 an der Universität Cambridge promoviert, setzte er seine wissenschaftliche Tätigkeit am Massachusetts Institute of Technology und an der Alexander von Humboldt-Stiftung in Bonn fort. Anschließend was er Kurator am Universitätsmuseum in Utrecht und Abteilungsleiter am Deutschen Technikmuseum in Berlin.

Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Mit Klaus Bernhard Staubermann erhält Hamburg einen international erfahrenen und bestens vernetzten Museumsexperten. Er hat bewiesen, dass er Besucherinnen und Besucher begeistern und die großen Zusammenhänge der Globalisierung deutlich machen kann, die sich gerade am Beispiel des Hafens erzählen lassen. Das Deutsche Hafenmuseum wird uns helfen, unsere Geschichte besser zu verstehen und hieraus Schlüsse für die Zukunft zu ziehen. Themen wie unsere koloniale Vergangenheit werden wir hier ebenso verhandeln, wie die internationalen wirtschaftlichen, kulturellen, politischen und sozialen Verflechtungen in unserer globalisierten Welt. Die Besetzung der Gründungsdirektion ist ein wichtiger Schritt in diesem Projekt, das nun mit voller Kraft voran gebracht wird. Ich freue mich, dass wir Herrn Staubermann für diese Aufgabe gewinnen konnten.“

Prof. Dr. Hans-Jörg Czech, Direktor und Vorstand der SHMH: „Mit dem Deutschen Hafenmuseum befindet sich in unserer Stiftung neben dem Museum für Hamburgische Geschichte, dem Altonaer Museum und dem Museum der Arbeit eine vierte bedeutende Museumseinheit im Aufbau, deren nationale Bedeutung aus dem Fokus auf die deutschen See und Binnenhäfen als Knotenpunkte der Globalisierung hervorgeht. Die Auftragsstellung des neuen Museums beinhaltet am Beispiel Hafen die Auseinandersetzung mit den historischen, gegenwärtigen und zukünftigen Zusammenhängen des Welthandels und seiner soziokulturellen Auswirkungen – im Positiven, wie auch im Negativen, beispielsweise während des Kolonialismus. Angesichts der Folgen von weltweiten Corona-Lockdowns, dramatischen kriegsbedingten Hafenblockaden in der Ukraine und zunehmenden Deglobalisierungsdebatten haben wir es hier mit Themenstellungen von hochgradiger Relevanz und Aktualität zu tun. Ich bin sehr froh, dass es uns gelungen ist, mit Klaus Bernhard Staubermann einen Gründungsdirektor für das Deutsche Hafenmuseum gewonnen zu haben, dessen vielfältige internationale Erfahrung und große wissenschaftliche Reputation für die herausfordernde Aufgabe der weiteren konzeptionellen und inhaltlichen Planung dieses besonderen Museumsprojekts einen einzigartigen Horizont liefern. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit und heiße Herrn Staubermann ganz herzlich im Direktionskollegium der SHMH willkommen.“

Klaus Bernhard Staubermann, designierter Gründungsdirektor des Deutschen Hafenmuseums: „Hafengeschichte ist für mich in erster Linie Wissens- und Emotionsgeschichte. Vor allem über eine emotionsgeschichtliche Perspektive kann in meinen Augen das Gefühl einer Zugehörigkeit zu einer großen menschlichen Gemeinschaft, also ein Global Citizenship erreicht werden. Das zukünftige Deutsche Hafenmuseum mit seiner Ausrichtung auf den Knotenpunkt Hafen als zentrale und anschauliche Schnittstelle für Zusammenhänge des globalen Handels in Geschichte und Gegenwart, bietet dafür die idealen Möglichkeiten. Museen sind darüber hinaus sich immer wieder neu konstituierende cultural hubs, die sich im engen Zusammenspiel zwischen Ort, Thema und Kontext bewegen. Für das Deutsche Hafenmuseum, das mit seinen zwei Standorten im direkten Zusammenhang eines lebendigen und innovativen Hafengeschehens agieren wird, bieten sich somit vielfältige Anknüpfungspunkte für die Präsentation und für die Vermittlung globaler Sichtweisen und Diskussionen. Ich freue mich sehr auf die spannende und produktive Zusammenarbeit mit allen beteiligten Akteurinnen und Akteuren und Gemeinschaften.“

Das Deutsche Hafenmuseum und die Viermastbark PEKING

Die Errichtung des Deutschen Hafenmuseums sowie die Restaurierung und Überführung der Viermastbark PEKING werden durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages in vollem Umfang mit insgesamt bis zu 185,5 Millionen Euro gefördert.

Die vorbereitenden Maßnahmen zur Ankunft der PEKING in Hamburg, der aktuelle Betrieb und die Herstellung des temporären Liegeplatzes werden mit rund vier Millionen Euro von der Behörde für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg gefördert.“

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