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Die Pandemie als Brandbeschleuniger

Die Pandemie ist bewältigt. Aber ist nun auch alles wieder gut? Mancher Blick täuscht. Es gibt viel zu tun …

Wie nun eine Studie aufzeigt, hat die Pandemie manche Prozesse im Kulturbetrieb beschleunigt. Wer sich nun neuen Erfordernissen nicht anpasst, wird absehbare Herausforderungen nur schwer stemmen können.

Das Institut für Kulturelle Teilhabeforschung (IKTf) hat bereits 2019 begonnen eine Langzeitbefragung durchzuführen: eine kontinuierliche Erforschung der Besucher*innen von Kultur- und Freizeiteinrichtungen im deutschsprachigen Raum – kurz KulMon®. Insgesamt 56.093 standardisierte Interviews wurden von Januar 2019 bis Ende August 2022 und mit Ausnahmen der Lockdowns durchgeführt. In 7 Museen und Gedenkstätten sowie 9 Bühnen wurden die Besucher*innen befragt.

Und die Ergebnisse sind herausstechend:

Die Pandemie hat ab dem Frühjahr 2020 zu einem deutlichen Rückgang des Anteils der Besucher*innen über 60 Jahre geführt. Aufgrund noch nicht existierender Impfungen und noch nicht flächendeckender und verpflichtender Nutzung von Schutzmasken blieben diese statistisch gesehen gesundheitlich vulnerablen Gruppen 2020 Kulturangeboten aus Furcht vor Ansteckung fern. Der Anteil der 60 bis 70- Jährigen ist um ein Drittel, der der 70 bis 80- Jährigen um die Hälfte und der der über 80- Jährigen sogar um zwei Drittel gesunken. Vordergründig hat es den Anschein, als ob die Anteile jüngerer Besucher*innen gestiegen wären. Dieses Phänomen ist jedoch nur auf das Fehlen der älteren Gäste zurückzuführen und nicht mit einer gestiegenen Besuchsaktivität der jüngeren Gäste gleichzusetzen. Bereits im Verlauf von 2021, aber dann vor allem von 2022 haben sich die Anteile der älteren Besucher* innen wieder erholt – die Altersverteilung hat also wieder das präpandemische Niveau erreicht.

Im Kulturpublikum besteht ganz generell wenig Diversifizierung nach Altersgruppen. Ältere sind prinzipiell überdurchschnittlich häufiger vertreten als in der Gesamtgesellschaft. Die Kultursoziologie ist sich schon seit Langem einig: Diese ungleiche Verteilung ist nicht auf einen Alters-, sondern auf einen Generationeneffekt zurückzuführen. Ein bestimmtes Verhalten (z. B. Kulturbesuch) tritt nicht mit dem Beginn eines gewissen Alters ein, es ist vielmehr von der Generation abhängig, in welcher eine Person sozialisiert wurde. Somit entwickeln später geborene Generationen im Alter nicht „automatisch“ ein Interesse an Kulturbesuchen.

Schlussfolgerungen:

Die gesamte Studie gibt es hier zum Download: www.iktf.berlin [1]

 

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