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Ein Haus der Einwanderungsgeschichte

In seiner Sitzung in der vergangenen Woche verabschiedete der Stiftungsrat der Kulturstiftung des Bundes unter Vorsitz von Kulturstaatsministerin Monika Grütters zwei Vorhaben. Eines behandelt (endlich) auch die Geschichte von Einwander*innen der Bundesrepublik.

Das Ausstellungs- und Veranstaltungsprojekt Kontrapunkte (Arbeitstitel) [1] der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD), das eine exemplarische Sichtung und Einordnung von Kunstwerken, Objekten und Dokumenten unter der Perspektive einer transkulturellen DDR-Kunstgeschichte in den Jahren 1949 bis 1990 vornimmt. Der kulturelle Austausch der SKD-Institutionen mit sozialistisch orientierten Ländern des Globalen Südens sowie mit Befreiungsbewegungen in südafrikanischen Ländern und dem Nahen Osten ist bislang kaum erforscht worden. Das Projekt geht der Frage nach, welche Rolle Kunst und Kultur in den komplexen Beziehungen der DDR zu den jeweiligen Partnerländern gespielt hat: Wie wurde der Kulturaustausch, der zur Bildung einer sozialistischen Welt- und Wertegemeinschaft beitragen sollte, praktisch organisiert? Welchen Einfluss übten Kunst und Kultur der Bruderländer ihrerseits auf das kulturelle Schaffen in der DDR aus und wie wurden umgekehrt Wanderausstellungen der DDR in den Partnerländern aufgenommen? Untersucht wird unter anderem, ob es eine eigenständige Ikonografie der Völkerfreundschaft gab, auf welche Traditionen sie sich bezog und worin sie sich von ihnen unterschied. Anlässlich der Ausstellung finden in den Jahren 2022 bis 2024 inner- und außerhalb der SKD-Häuser insgesamt acht große Forumsveranstaltungen statt, in denen ein offener Umgang mit DDR-Geschichte erprobt und praktiziert werden soll. Außerdem wird ein als Open-Access-Angebot programmiertes innovatives Digitalforum entwickelt. Alle drei Module werden unter dem Titel Kontrapunkte zusammengefasst. Das Gesamtprojekt erhält von der Kulturstiftung des Bundes 500.000 Euro.

Im Jahr 2025 wird in Köln-Kalk das Haus der Einwanderungsgesellschaft (Arbeitstitel) [2] eröffnet, welches die Geschichte der Einwanderung nach Deutschland seit der Nachkriegszeit diskutieren soll und das dem Verein DOMiD (Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland) eine langfristige institutionelle Perspektive gibt. Um die Vielfalt gesellschaftlicher Stimmen, Wertevorstellungen, Erfahrungen, die Lebensgeschichten von Migrantinnen und Migranten, auch die der „Vertragsarbeiter“ in der DDR, in ein neuartiges Museum aufzunehmen, soll das Prinzip Partizipation von Anfang an Leitgedanke der Museumskonzeption werden. Bürgerinnen und Bürger sollen bereits in die konzeptionelle Entwicklung des Museums sowie in Strategien des Sammelns einbezogen werden. Zu diesem Zweck fördert die Kulturstiftung des Bundes bis 2024 eine experimentelle Entwicklungsphase. In sog. Laboren, den DOMiDLabs [2], soll erprobt werden, wie eine solche Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger aussehen könnte: Wie lassen sich die Perspektiven der Zeitzeugen oder „Expertinnen und Experten des Alltags“ einbringen? Welche Raumgestaltung animiert zu Interaktion? Wie kann ein Museum gestalterisch flexibel auf aktuelle, auch konfliktreiche Debatten reagieren? Wie können tabuisierte Themen respektvoll ausgestellt werden? Die Kulturstiftung des Bundes fördert DOMiDLabs mit 800.000 Euro.

Quelle: www.kulturstiftung-bund.de [3]

 

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