Neue Förderung: „Lokal – Programm für Kultur und Engagement”

Kulturorte unter Druck

Lokales Engagement braucht Treffpunkte für ein Miteinandner (Foto: Martin Jahnichen (Bundeskulturstiftung)

Wenn Menschen und Meinungen zusehends auseinanderdriften, braucht es umso dringender Orte, an denen man zusammenkommt, an denen Gespräche entstehen und im besten Falle Differenzen überbrückt werden können.

Mit „Lokal – Programm für Kultur und Engagement“ wollen die Kulturstiftung des Bundes, die Bundeszentrale für politische Bildung/bpb sowie die European Cultural Foundation (ECF) daher Kulturorte in Städten und Gemeinden unter 100.000 Einwohnern stärken: Dort sollen neue Partnerschaften entstehen und partizipative Kunstprojekte initiiert werden.

Das Programm richtet sich speziell an Kultureinrichtungen – Kulturvereine, soziokulturelle Zentren, Theater oder Bibliotheken – die durch zunehmende antiliberale Entwicklungen an ihrem Ort herausgefordert sind oder unter besonderem Druck stehen. Sie können sich neue Verbündete suchen, wie etwa lokale mittelständische Unternehmen, Sportvereine oder Pflegeheime, um gemeinsam künstlerische Projekte zu entwickeln. In diesen arbeiten Künstlerinnen und Künstler gemeinsam mit den Menschen vor Ort zu Themen aus ihrem direkten Umfeld, wodurch deutschlandweit neue, starke Netzwerke an mindestens 26 Orten entstehen können.

„Lokal“ umfasst einen antragsoffenen Fonds und begleitende Module. Die Kulturstiftung des Bundes verantwortet den antragsoffenen Fonds mit einem Umfang von insgesamt 7,5 Millionen Euro, für den ab sofort die Fördergrundsätze veröffentlicht sind. In den begleitenden Modulen werden von 2025 bis 2031 Akademien, ein europäisches Austausch- und Begleitprogramm sowie ein bundesweites Abschlussfestival durch die Kulturstiftung, die bpb und die ECF ausgerichtet.

Katarzyna Wielga-Skolimowska, Künstlerische Direktorin der Kulturstiftung des Bundes: „Soziokulturelle Zentren und Initiativen, Kunstvereine oder Theater außerhalb der großen Städte stehen dort mit ihrem kulturellen Engagement oft allein da. Gleichzeitig wächst, wie in vielen Ländern Europas, auch hierzulande der Druck auf sie, etwa durch antidemokratische Kräfte. Deswegen laden wir die Kulturorte mit dem Programm ‚Lokal‘ ein, sich mit neuen Partnern zu vernetzen. Aus der Zusammenarbeit in künstlerischen Projekten können lokale Verantwortungsgemeinschaften wachsen. Und eben diese Gemeinschaft braucht es, um mit Engagement und Einfallsreichtum für eine lebendige Kultur vor Ort einzutreten.“

Akademien und europaweiter Austausch

Begleitet werden die Netzwerkprojekte durch Akademien, die von der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb verantwortet werden und die Kulturorte aus kleineren Städten darin unterstützen, Methodenwissen aufzubauen und sich untereinander zu vernetzen. In den Akademien, die voraussichtlich zweimal jährlich an wechselnden Orten stattfinden, werden beispielsweise der Aufbau der regionalen Partnerschaften und die Konzeption der künstlerisch-partizipativen Projekte unterstützt. „Demokratie lebt von Räumen für Aushandlung und von Menschen mit Ambiguitätskompetenz. Hier genau treffen sich Kunst und politische Bildung. Im Schulterschluss mit der Kulturstiftung will die bpb dazu beitragen, einen offenen Diskurs zu ermöglichen und die Zivilgesellschaft zu stärken. Dafür braucht es interdisziplinäre Allianzen, die sich stark aufstellen und Solidarität da einüben, wo die Verengungen immer krasser werden. Neben der Ausbildung von Ambiguitätskompetenz mit und durch Kunst geht es im Programm ‚Lokal‘ deshalb auch um die Entwicklung einer demokratischen Widerständigkeit,“ so der Präsident der bpb Thomas Krüger.

In vielen Ländern Europas haben Kulturakteurinnen und Kulturakteure bereits Erfahrung damit, sich äußerem Druck durch starke Allianzen entgegenzustellen. Daher findet die für „Lokal“ zentrale Vernetzung der Kultureinrichtungen auch auf europäischer Ebene statt, in dem Modul „Internationale Austauschtreffen“, welches von der European Cultural Foundation und der Bundeszentrale für politische Bildung verantwortet wird. Dabei soll der Erfahrungsaustausch mit Kulturorten in europäischen Nachbarländern wie etwa Italien, Frankreich oder Polen ermöglicht werden, zum Beispiel zu Strategien im Umgang mit illiberalen Kräften oder zu alternativen Finanzierungsmodellen. André Wilkens, der Direktor der European Cultural Foundation: „Die Herausforderungen von Polarisierung und unterschiedlichen kulturellen Anforderungen zwischen Stadt und Land sind überall in Europa durchaus ähnlich. Gleichzeitig gibt es in vielen Regionen außerhalb der großen Metropolen eine ganze Menge neuer Ideen und gelungene Beispiele solidarischer Zusammenarbeit, die wir untereinander teilen können und sollten. ‚Lokal‘ ist somit auch ein kultureller Beitrag für bessere gemeinschaftliche Lösungen und mehr gesellschaftlichen Zusammenhalt in Europa.”

Antrag und Förderung

Bis 14. Februar 2025 können Kulturorte digital einen Antrag für „Lokal“ einreichen. Antragsberechtigt sind Kultureinrichtungen mit und ohne Haus und mit regelmäßigem Kulturangebot, die im Rahmen eines Kurzprofils ihr lokales Engagement für ein soziales Miteinander nachweisen können. Mit dem Programm werden an mindestens 26 Orten Netzwerke gefördert, welche über den Zeitraum von vier Jahren bis zu 240.000 Euro für den Ausbau der lokalen Partnerschaften und die gemeinsame Entwicklung künstlerischer Projekte erhalten. Alle Details erfahren Interessierte in den Fördergrundsätzen auf: www.kulturstiftung-des-bundes.de/lokal.

Für alle Antragstellenden – insbesondere für die, die noch nie einen Antrag bei der Kulturstiftung des Bundes gestellt haben – werden vier beratende Antragswerkstätten an ausgewählten Orten im Bundesgebiet angeboten. Die erste findet am 15. Januar 2025 in Eberswalde statt; weitere Termine sind am 17. Januar 2025 in Gera, am 21. in Ludwigsburg und am 23. in Hildesheim geplant.

Über die Auswahl der geförderten Kultureinrichtungen entscheidet der Vorstand der Kulturstiftung des Bundes auf Grundlage von Empfehlungen einer unabhängigen Fachjury voraussichtlich im Sommer 2025.

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