Die Geschichten sind so vielseitig wie der Landkreis Harburg. Es geht um archäologische Grabungen, alte Rittergüter, Stolpersteine oder um die Revitalisierung der Seeve.
Das neu erschienene „Historische Jahrbuch für den Landkreis Harburg 2025“ bietet auf 204 Seiten Raum für 17 spannende Forschungen und Berichte aus der Heimatkunde – aus den Bereichen Regionalgeschichte, Archäologie, allgemeine Kultur, Plattdeutsch und Natur. Nach dem großen Erfolg des letzten Jahres – das Jahrbuch war bereits nach drei Monaten ausverkauft – erscheint nun der zweite Jahrgang des Historischen Jahrbuchs mit neuen Themen und neuen Forschungsergebnissen.
In der Region gibt es etliche Heimatforscher, die sich mit den unterschiedlichsten Themen beschäftigen und dazu forschen. Das Jahrbuch gibt ihnen die einmalige Gelegenheit, ihre Ergebnisse zu veröffentlichen und zu teilen. Und es gibt zugleich allen Interessierten Einblicke in die spannende Geschichte des Landkreises.
Wer das diesjährige Jahrbuch liest, wird nun wohl öfter den Blick heben und nach Uhren Ausschau halten. Katrin Lembke berichtet über die 19 Turmuhren der Firma Weule, die seit dem 19. Jahrhundert im Landkreis den Takt angeben und zum Beispiel in Maschen dafür sorgten, dass endlich alle Schulkinder pünktlich zum Unterricht erscheinen konnten. So manche Straßennamen und manche Flurstrecken werden mit anderen Augen gesehen, wenn man gelesen hat, wie sie entstanden sind und was dort früher einmal gelegen hat. Nach dem Bericht über die Rittersitze des 12. und 13. Jahrhunderts zwischen Harburg und Hittfeld, den Klaus Richter verfasst hat, oder Eckart Schütts Quellenforschung zur Ortsentwicklung Glüsingens wird es vielen so ergehen. Inge Buggenthin beschäftigt sich mit der Verortung der „Alten Burg“ bei Hollenstedt und regt zu neuen wissenschaftlichen Diskussionen an. Auf eine jüngere Reform im 18. Jahrhundert an der Seeve geht Wilhelm Westermann ein, wenn er die Teilung und Regulierung des Großen Bruchs an der Seeve erläutert und aufzeigt, wo sich Spuren dieser Teilung bis heute zeigen.
Das Gebiet der Seeve wird auch in einem anderen Kontext aufgegriffen. Erwin Kautsch nimm die Revitalisierung des Heidebaches unter die Lupe und veranschaulicht, wie es gelingen konnte und umgesetzt wird, dass der Fluss, der bei Wuhlenburg in die Elbe mündet, wieder belebt wird.
Eine kuriose Geschichte weiß Klaus-R. Rose zu berichten, wenn er über das „Tostedter Notgeld“ von 1921 schreibt und welche Folgen die (spontanen) Beschlüsse einiger Ratsherren nach sich zogen.
Ein ganz anderes, dunkles Kapitel der Geschichte greift Hartmut Blecken auf, wenn er die Harburger Hexenprozesse im Jahr 1610 am Beispiel der Leneke Meyer beschreibt. Und die drei Autoren Christian Huland, Katrin Kludas und Adolf Staack berichten über 12 Stolpersteine, die in den letzten Jahren für Opfer des Holocausts in Tostedt verlegt wurden. Die Biographien der Tostedter Familien werden im Jahrbuch zusammengefasst und das Projekt, aus dem ein Film und eine Wanderausstellung entstanden ist, erläutert.
Aus dem Bereich der Archäologie schreibt Jochen Brandt über faszinierende Funde auf einem Urnenfriedhof bei Tostedt-Wüstenhöfen. Abbildungen der rund 2000 Jahre alten Schmuckstücke und die abenteuerliche Entdeckung des Urnenfeldes sind Teil des Artikels. Die Vorgeschichte des Winsener Krankenhauses, ehemals Bethesda, und seine aktuelle Entwicklung wird von drei Autoren behandelt. Kurt Schwerdtfeger widmet sich der Geschichte des Krankenhauses Bethesda von 1882 bis 1974, während Norbert Böttcher und Otto Melchert die Zeit des Neubaus 1974 bis heute unter die Lupe nehmen.
Weitere Beiträge betreffen die 70-jährige Patenschaft des Landkreises Harburg mit der Kreisgemeinschaft Schloßberg, das 20-jährige Bestehen des Vereins för Platt und, ebenfalls auf Platt, den 175. Geburtstag von Friedrich Freudenthal. Eine besondere Ehrung erhält der ehemalige Kreisarchivar und Regionalforscher Hans-Heinrich Wolfes zum 90. Geburtstag.
Erstmals verzeichnet das Historische Jahrbuch die über 23 regionalen Archive des Landkreises. Zudem gibt es wieder eine Übersicht über die elf regionalen Heimat- und Geschichtsvereine und Informationen zur letzten Heimatforschertagung.
Das „Historische Jahrbuch des Landkreises Harburg 2025“ ist in der Schriftenreihe des Heimat- und Museumsvereins Winsen (Luhe) erschienen. Dem Redaktionsteams aus Hartmut Blecken, Arndt-Hinrich Ernst, Jakob Möller, Wilhelm Westermann, Prof. Dr. Rolf Wiese und der koordinierenden Leitung von Giesela Wiese ist es zu verdanken, dass allen an der Heimatforschung Interessierten 204 Seiten spannender Lesestoff zur Verfügung stehen.
Der Preis des Jahrbuches beträgt unverändert 14,50 €. Erhältlich ist es im Museumsladen des Museums im Marstall in Winsen sowie in den regionalen Buchhandlungen.