Ein Name sorgt stadt-land-weit für Aufregung:

Harburg bleibt Harburg !?!

Es gibt Postkarten, die sind für Urlaubsgrüße wenig tauglich ... (Grafik: CDU Landkreis Harburg)

Erst die Uni, nun der Landkreis – will denn niemand mehr Harburg heißen? Doch. Und wir wissen auch wer …

Im Mai 2017 der erste große Knall: Das Online-Nachrichten-Portal „harburg aktuell“ wusste zu berichten: Seit 2012 präsentiert sich die TUHH als „Technische Universität Hamburg“, verzichtet auf den Zusatz „Harburg“.  2016 änderte die Hochschule entsprechend auch ihr Logo – und einige deuteten sogar das zweite „H“ im Uni-Kürzel um: statt „Hamburg-Harburg“ nun eben „Hansestadt Hamburg“.  Das alles hatte Folgen, zunächst eher kleine, wenig beachtete. Bis einigen Busfahrgästen der neue Name einer Haltestelle an der Eißendorfer Straße auffiel, auch dort stand nun „Technische Universität Hamburg“. Prompt empörten sich einige mehr. Inzwischen ist sogar von „Verrat“ die Rede, die ehemalige Wirtin des Consortiums in der Neuen Straße, Ulli Schweer, fragt bei Facebook: „Was sollen wir uns noch alles gefallen lassen?“

Verrat!

Doch es kam dicker: Das „Hamburger Abendblatt“ legte im Juli 2017 nach und vermeldete, dass im Landkreis nun abgestimmt werde, ob dieser nicht besser anders als Harburg eben hieße: „Die CDU macht ernst. Sie will nun ganz genau wissen, ob die Bürger im Landkreis Harburg ihre Heimat umbenennen wollen. Dazu hat die Partei eine Umfrage gestartet, bei der sich die Menschen online entscheiden sollen, ob ihre Heimat künftig anders heißen soll. Die Umfrage läuft noch bis zum 20. August. „Wir rechnen damit, dass sich bis zu 5000 Anwohner äußern werden. Wenn 70 Prozent und mehr für eine Umbenennung sind, gehen wir den nächsten Schritt“, sagte Britta Witte, die CDU-Kreisvorsitzende, dem Abendblatt.“

Und der Grund zu dieser Aktion dürfte im Bezirk Harburg nachdenklich stimmen, glaubte man doch bis dato, dass man als einzige (Bezirks-)Harburger Anrecht auf Mitleid hätte:

„Vielen Landkreisbewohnern ist der geschichtliche Hintergrund dieses Namens nicht bekannt und gibt Anlass zur Verwunderung. Aber vor allem verwirrt der Name „HARBURG“ immer wieder Menschen, die unseren reizvollen und landschaftlich vielfältigen Landkreis zwischen Elbe und Heide besuchen. „HARBURG“ wird in schöner Regelmäßigkeit mit dem Hamburger Stadtteil Harburg verwechselt und daher oft dem Bundesland Hamburg zugeordnet. In der Tat ist der Landkreis „HARBURG“ der einzige Landkreis in ganz Niedersachsen, der seinen Namen – historisch gewachsen – nach einem Stadtteil aus einem anderen Bundesland hat“, findet sich als Argumentation auf der eignes eingerichteten Online-Plattform www.neuer-name-fuer-den-landkreis.de/ – auf der auch abgestimmt wird.

Der Tropfen und das Fass

Und weiter noch: „Den Tropfen, der das Fass schließlich zum Überlaufen brachte, lieferte das Wirtschaftsministerium in Hannover, als es in diesem Jahr unseren Landkreis bei der Präsentation einer von der Landesregierung in Auftrag gegebenen Wirtschaftsstudie „vergaß“. Das beauftragte Büro sortierte den Landkreis Harburg nach Hamburg und in Hannover bemerkte es niemand. Daraufhin startete die CDU eine Postkartenaktion.“

Ob die CDU nun immer noch froh gestimmt sein wird, wenn wohlmöglich Landkreis-Harburger gegen den Namen gestimmt haben sollten, zugleich aber die SPD-Regierung als „schwarzes (Harburg-)Schaf“ nicht mehr im Amt ist und die mögliche neue CDU-regierte Landesregierung auf das Thema keinen (Schafs-)Bock mehr hat? Wie auch immer … Der Name Harburg scheint irgendwie ausgedient zu haben.

Will denn niemand mehr Harburger sein? Ist denn Harburg so schlimm? Wir wollten es wissen und haben nachgefragt. Und siehe da – vom ´Amt für Tourismus` Harburgs ist zu hören, Harburg bleibt Harburg!

„Amt für Tourismus“, fragen Sie sich? Ja, das gibt es. Nicht im Bezirk Harburg. Aber in der Stadt Harburg. Und zwar in Schwaben.

Viele wissen es nicht – dafür mag auch zu viel großstädtisches Zinnober ablenken – aber es gibt ein weiteres Harburg. Und ein echt schön anzuschauendes. Es liegt im Schwabenland, genauer gesagt im Landkreis Donau-Ries. Es hat einen eigenen 1. Bürgermeister namens Wolfgang Kilian und der heißt einen auf der eigenen website willkommen mit den Worten „Virtuell sage ich Ihnen ein herzliches Grüß Gott auf der Homepage unserer Stadt. Ich freue mich sehr, dass Sie sich für das schöne und vielfältige Harburg interessieren.“

Na da schau her. So viel Freundlichkeit von einem Harburger. Ist man ja fast nicht gewohnt. Dieses Harburg liegt im Tal der Wörnitz an der Romantischen Straße (nicht B73!) zwischen Nördlingen und Donauwörth und zählt etwa 5.400 Einwohner. Harburg hat auch einen Stadtrat. Der besteht aus insgesamt 20 Mitgliedern. Davon 8 CDU, 8 von der Wählergemeinschaft PWG-BG-Freie Wähler und 4 der SPD.

Diese Harburg bleibt auf jeden Fall Harburg.

Beim erwähnten Amt für Tourismus wollten wir nun wissen, ob auch dieses Städtchen beabsichtigt, seinen Namen abzugeben. Und wir erhalten Antwort von Sandra Exner-Niebergall vom Amt für Tourismus: „Ich darf Ihnen dazu mitteilen, dass Harburg (Schwaben) auch in Zukunft Harburg (Schwaben) heißen wird. Also wir haben nicht vor unseren Namen zu ändern.“

Auch wollten wir wissen, ob es denn schon einmal Verwechselungen mit dem Hamburger Bezirk Harburg gab und wenn ja, ob er sich touristisch auswirkte?

Und auch dazu erhalten wir Auskunft:; „Sie haben Recht, bei uns landen häufig Telefonate und schriftliche Unterlagen bei uns im schönen Schwabenland die eigentlich nach Hamburg/Harburg gehören würden. Da erlebt man ab und zu immer mal wieder nette Dinge. Und wenn dann sogar noch die Stadt Hamburg selbst an uns Briefe adressiert, die eigentlich nach Hamburg/Harburg gehören, dann wird es erst richtig interessant.“

Aua aua ha! – wie man norddeutsch gerne ausführt. Wie unangenehm. Stadt/Land Hamburg – noch SPD regiert – versendet offenbar unwissend Amtspost ins Schwabenland statt einfach nur über die Elbbrücken. Wird die CDU nun auch im Bezirk Harburg nachlegen und über eine Umbenennung abstimmen lassen? Ist dann der Name Harburg auch in Hamburg in Gefahr? Mit Volksentscheiden hat man in Hamburg aber auch mit Petitionen im Bezirk Harburg ja so seine Erfahrungen gemacht …

Städtepartnerschaft?

Und umso mehr wir über das schwäbische Harburg erfahren, um so netter – auch hinsichtlich des Wetters – scheint uns der Gedanke einer Win-win-Situation: Ist vielleicht mal an eine Städtepartnerschaft gedacht? Es könnten ja Einwohner aus Eurer Stadt vergünstigt in den Norden und welche von uns vergünstigt in den Süden kommen. Ist darüber einmal nachgedacht worden?“, wollten wir wissen.

Doch so weit reicht die Namensliebe nicht: „An eine Städtepartnerschaft ist nicht gedacht“, heißt es in der Antwort plötzlich kurz und knapp. Und weiter: „wir selbst haben eine Städtepartnerschaft in Frankreich mit Gouville sur Mer.“  Und schmerzlich wird nachgesetzt: „Wir wünschen Ihnen noch eine gute Zeit!“ Noch? Ist das ein Omen?

Und so endet die gedankliche Reise auch mit einem: „Viele Grüße aus dem romantischen Städtchen Harburg in Schwaben“.

Übrigens: Die Umfrage zur möglichen Namensänderung im Landkreis Harburg läuft noch bis zum 20. August. Eine baldige Fortsetzung unserer gedanklichen Reise ist also nicht auszuschließen …

Der Link zum glücklichen Harburg: www.stadt-harburg-schwaben.de

(12. Aug. 2017, Ernst Odernich)

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