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„Eine große Chance vertan!“

„Hamburg will keine Erinnerung an Verfolgung und Widerstand im Zentrum der Stadt“, so resümiert die Initiative Gedenkort Stadthaus. Und das aus gutem Grund …

In der Mitteilung der Initiative heißt es:

„Die ehemalige Meldehalle/Wagenhalle in den Stadthöfen ist vermietet, wie Quantum Immobilien via Hamburger Abendblatt meldet. Dieses ist nicht die erste Meldung dieser Art. Mal war es ein Schweizer Bio-Wein-Händler oder ein Hamburger Autohaus, nun also ein Möbelhaus. Sollte diesmal wirklich stimmen, was Quantum vermeldet, wäre eine große Chance vertan, in Hamburg doch noch einen zentral gelegenen Gedenk-, Dokumentations- und Lernort zu den NS-Verbrechen und zum Widerstand dagegen im Stadthaus zu errichten, wie es ihn in vielen anderen deutschen Großstädten gibt. Hier, in der ehemaligen Zentrale von Polizei und Gestapo, von der aus Verfolgung und Terror für ganz Norddeutschland geplant und organisiert wurden, wäre der richtige Ort dafür gewesen. Doch Senat und Bürgerschaftsmehrheit haben sich mit der von Quantum organisierten Gedenkecke neben Buchhandlung und Café zufrieden gegeben. Dass der Immobilieninvestor damit seine Kaufvertragspflichten nicht erfüllt, war eigentlich für jeden offensichtlich – nicht aber für die politisch Verantwortlichen dieser Stadt. Dieser Umgang mit dem dunkelsten Kapitel der Hamburger Stadtgeschichte zeugt von einer unerträglichen Geschichtsverdrängung und ist ein Schlag ins Gesicht aller, die unter Verfolgung und Terror gelitten haben. Nach den Plänen des Senats soll das Erinnern an den Widerstand nun in ein leer stehendes Gebäude der JVA Fuhlsbüttel ausgelagert werden, eingerahmt von vierstöckigen Neubauten des „Quartier Santa Fu“, mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur umständlich erreichbar. Das Gedenken an die Verbrechen des Faschismus in Hamburg bleibt also zersplittert, und an den Rand gedrängt.

Ganz anders sieht es aus, wenn es um die maritime Geschichte unserer Stadt geht. Dann ist eine große Bereitschaft vorhanden, „Leuchtturmprojekte“ wie Hafenmuseum und Peking zu realisieren oder das Bismarck-Denkmal mit großem Aufwand zu restaurieren – rechtzeitig zum 150. Jubiläum der Reichsgründung.

Die Initiative Gedenkort Stadthaus, ein Bündnis aus Opferverbänden und vielen erinnerungspolitisch aktiven Gruppen, hat immer wieder von den politisch Verantwortlichen, hier vor allem vom Kultursenator, gefordert, sich um die Meldehalle/Wagenhalle als angemessenen Ort für das Erinnern, Gedenken und Lernen zu bemühen und entsprechende Forderungen gegenüber Quantum zu vertreten oder selbst die Wagenhalle anzumieten. Diese Chance ist jetzt offensichtlich vertan. Die Initiative setzt sich aber weiterhin für ein angemessenes und würdiges Erinnern an Verfolgung und Widerstand im Zentrum der Stadt Hamburg ein.

Initiative Gedenkort Stadthaus“

 

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