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„Einen Nagel im Kopf!“

In einer neuen Reihe „Club-Asse – Macher, Mucker & Moneten“ geht es um die Köpfe hinter den Live-Clubs. Und da hat auch der Süden der Stadt einige(s) zu bieten.

Der Dachverband von Hamburgs privaten Musikbühnen – das Clubkombinat Hamburge .V. [1] – zählt mittlerweile über 100 Mitglieder und stellt diese nun auch in Lockerer Folge in der Rubrik „Club-Asse“ [2]vor. Und niemand Geringeres als der Harburger Inselklausen-Chef „Köni“ wurde zum Start portraitiert. Das wollen wir Euch natürlich nicht vorenthalten:

„Hoch im Norden, hinter den Deichen…“ sang Udo Lindenberg einst in jungen Jahren und beschreibt damit eigentlich recht passend die Off-Location Lage der INSELKLAUSE im Harburger Hafen auf der Pionierinsel.

Mit einem Bein im Hochwasser der Süderelbe, mit dem anderen im Naturschutzgebiet Schweenssand und den Anwohnern im Nacken betreibt Andreas „Köni“ Koenecke die bereits seit 1956 existierende Klause seit März 2013 und lädt bei Räucherfisch, Fassbier und buntem Musikprogramm zum chillen mit Blick auf Schilf und Kormoran ein.

Zeit zum chillen hat der Inselwirt selber aber kaum, denn die Mehrheit der Hamburger Clubbetreiber kämpft u. a. mit komplexen Vorschriften, strickten Auflagen, steigenden Kosten an mehreren Fronten gleichzeitig. Häufig am Rande der Existenz und Belastung stellt sich daher bei fast allen die Kernfrage: Warum betreibt man einen Club? Idealismus oder Wahnsinn?

Frage: „Köni, warum tust du dir die INSELKLAUSE eigentlich an?“

Köni: „Man muss als Clubbetreiber schon einen Nagel im Kopf haben. Da Musik für mich schon im Alter von 6 Jahren, seit meiner ersten Scheibe „Route 66“ von den „Rolling Stones“, einen Schwerpunkt und Anker bis jetzt inne hat, gebe ich gern Bands eine Möglichkeit vor tollem Publikum zu spielen und im Gegenzug den Hamburgern die Gelegenheit bei freiem Eintritt an echter Subkultur mitzuwirken. Kultur für jedermann ist mir wichtig. Eine Knolle für 2,20€ , das ist schon ein anderes Konzept als bei der geförderten Elbphi.“

Frage : „Was ist aktuell deine größte Sorge, deine größte Baustelle? Wo brennt es?“

Köni: „Die Bürokratie, die Vorschriften, die GEMA, das Finanzamt. Wir schaffen Kultur, treiben reichlich Umsatzsteuer für den Staat ein, schaffen Arbeitsplätze und sorgen dafür, dass die Leute montags wieder gut gelaunt bei der Arbeit funktionieren und es werden einem nur Steine in den Weg gelegt. Das nervt, kostet Zeit und Geld. Große Sorge bereitet mir, dass viele Clubs der Musikstadt Hamburg in großen finanziellen Nöten sind, da die Förderung der Musikkultur nicht gerecht erfolgt und nur wenige über ausreichend Fördergelder verfügen, während andere mit den zugeteilten Krümeln täglich um Ihre Existenz fürchten müssen.“

Frage: „Welche Wirkung hat die Förderung durch den Live Concert Account auf die Inselklause?“

Köni: „Die Förderung unbekannter Bands und gleichzeitig fast ausschließlich Konzerte ohne Eintritt für jedermann zu veranstalten, wäre mit Sicherheit erheblich schwieriger zu realisieren, wenn es nicht einen finanziellen Ausgleich durch den LCA geben würde. Dafür zwei dicke Daumen hoch!“

Clubbetreiber und Räucher-fisch-Experte. Andreas „Köni“ Koenecke (Foto: Inselklause)

Frage: „Wie wirkt sich die Mitgliedschaft beim Clubkombinat Hamburg e.V. aus?“

Köni: „Mitglied im Clubkombinat zu sein bedeutet vor allem – Du bist nicht allein ! Ein schönes Gefühl im täglichen Kampf gegen Auflagen, Bestimmungen, Reglementierungen denen man als Musikclubbetreiber nahezu hilflos ausgesetzt wäre. Natürlich kann das Clubkombinat nicht alle Schwierigkeiten beseitigen, aber man wird wahrgenommen und das allein gibt einem schon mächtig Power, um noch ein paar Steine aus dem Weg zu räumen.“

Frage: „Eine gute Fee sitzt eines Abends bei dir am Tresen. Was wäre dein dringlichster Wunsch?“

Köni: „An erster Stelle Weltfrieden, Freiheit und Gerechtigkeit, und egoistisch einmal wenigstens drei Monate lang nicht über finanzielle Nöte nachdenken zu müssen. Ach ja, wie schön wäre es wenn wir von der GEMA Unterstützung bekämen, weil sie von uns Ihre Sternchen ausgebildet kriegen an denen sie sich später dumm und dämlich verdienen.
Wir schaffen die Bühnen und werden täglich in unserer Arbeit durch Bürokratie und Gebühren behindert!“

Frage: „Worauf freust du dich in deiner kommenden Saison am meisten?“

Köni: „Auf alle Inselfans und die megageilen Bands die, genau wie unser Inselteam, nicht mehr ohne die Inselklause sein wollen. Der Winter war eindeutig zu lang! It was a long cold winter.“

Inselklause // Schweenssand-Hauptdeich 6 // 21079 Hamburg // www.inselklause.de [3]

Wie beim Club-Quartett finden sich bei „Club-Asse“ alle Infos kompakt. (Collage: Clubkombinat HH)

(publiziert am 14. Mai 2017 vom Clubkombinat HH e.V.)

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