Tiefgang https://www.tiefgang.net Kultur, Politik, Kulturpolitik und mehr Fri, 19 Apr 2024 22:53:17 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=4.9.25 Rainer Böhm jazzt im Pferdestall https://www.tiefgang.net/rainer-boehm-jazzt-im-pferdestall/ Fri, 19 Apr 2024 22:53:17 +0000 https://www.tiefgang.net/?p=10765 [...]]]> Er erhielt kürzlich erst den HI-Five Jazz Musikpreis Hildesheims, hat sein neues Album „what if“ herausgebracht und  kommt nun nach Agathenburg: Rainer Böhm samt Trio.Am Freitag, den 3. Mai 2024, steht in der Reihe „Jazz im Pferdestall“ Modern Jazz in der klassischen Formation Piano, Bass und Schlagzeug auf dem Programm. Das Konzert mit dem Rainer Böhm Trio beginnt um 20 Uhr. Davor kann das Schloss mitsamt der neuen Kunstausstellung LUFTSCHLÖSSER kostenlos besichtigt werden.
Mit einer klassischen Standardformation im Jazz – dem Klaviertrio – gelingt Rainer Böhm und seinen Kollegen mit dem Album „what if“ trotzdem mühelos Frische und Originalität. Die Namen der Songs geben oft einen Hinweis auf deren Inhalt: „Eibohphobie“ enthält musikalische Elemente, die wie der Titel vor- und rückwärts gleich sind. In „Mirror“ finden sich gespiegelte Akkorde und „B“ steht für einen durchgehenden Ton, der fast das gesamte Stück über erklingt. Mit diesem Album und seinem Sextett hat der Pianist Rainer Böhm im Januar 2024 den HI-Five Jazz Musikpreis des Rotary Club Hildesheim gewonnen. Nach Agathenburg kommt er mit zwei Kollegen, dem Drummer Jonas Burgwinkel und dem Bassisten Arne Huber.
Eintritt frei im Schloss Tickets für das Konzert im ehemaligen Pferdestall auf Schloss Agathenburg gibt es u.a. online unter www.schlossagathenburg.de zum Preis von 23, 18 oder 5 Euro. Wer mag, kann den Konzertbesuch mit einem Rundgang durch das Schloss Agathenburg mitsamt der Kunstausstellung LUFTSCHLÖSSER abrunden: Der 3. Mai ist ein „Frei-Tag“ – mit freiem Eintritt und verlängerten Öffnungszeiten bis 20 Uhr.

Rainer Böhm

Rainer Böhm wirkte als Bandleader bzw. Sideman bei mehr als 70 CD-Einspielungen mit und hat sich als international gefragter Pianist einen Namen in der Jazzszene gemacht. Neben seiner Tätigkeit als Pianist unterrichtet er als Professor für Jazzklavier und Ensembleleitung an der Hochschule für Musik in Nürnberg und Mannheim. Seine Musik bewegt sich stilistisch im Bereich Modern Jazz, ist aber gleichzeitig geprägt durch Einflüsse verschiedener anderer musikalischer Stilrichtungen der Moderne. www.rainerboehm.de

Die Reihe „Jazz im Pferdestall“

Bei den Jazzkonzerten im Pferdestall auf Schloss Agathenburg genießen Publikum und Bands die lockere Jazzclub-Atmosphäre mit ländlichem Flair. Schloss Agathenburg und der Künstlerische Leiter Nils Wülker präsentieren in der Reihe „Jazz im Pferdestall“ junge Talente, vertraute Gesichter und auch die großen Namen der Szene geben sich die Ehre. Mit dem NDR Kultur hat die Reihe einen starken Kulturpartner an ihrer Seite. Die Jazzkonzerte im ehemaligen Pferdestall von Schloss Agathenburg haben sich als feste Größe in der norddeutschen Jazzszene etabliert und sind meist restlos ausverkauft.

Schloss Agathenburg | Hauptstraße 45 | 21684 Agathenburg
Mit der S-Bahn von Hamburg aus: S5 Richtung Stade bis Agathenburg
5 Minuten Fußweg von der Haltestelle bis zum Schloss

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Berufsbild Musiktherapie https://www.tiefgang.net/berufsbild-musiktherapie/ Fri, 19 Apr 2024 22:52:21 +0000 https://www.tiefgang.net/?p=10777 [...]]]> Der Deutsche Musikrat weist in seinem jüngsten Newsletter auf die guten Chancen des Berufsbildes Musiktherapie wie auch auf die Ausbildungsmöglichkeiten an der Mediacl Scholl Hamburg mit Sitz in Harburg hin.

Studiengang Musiktherapie an der MHS Medical School Hamburg

Wer eine Leidenschaft für Musik hat und gern mit Menschen arbeitet, kann durch das Bachelorstudium Musiktherapie beides miteinander verbinden: An der MSH Medical School Hamburg gibt es für musikbegeisterte junge Menschen die Möglichkeit, Musiktherapie als wissenschaftlich fundierte Praxisdisziplin zu studieren. Die Berufsaussichten sind sehr gut: Musiktherapeut:innen werden zurzeit z.B. in Kliniken und Pflegeheimen dringend gesucht. Spannend? – Jetzt für den Studienstart im Oktober 2024 bewerben! Ansprechpartnerin für Rückfragen oder einen Beratungstermin ist Prof. Dr. Anne-Katrin Jordan. Weitere Infos gibt es auf https://www.arts-and-social-change.de/bachelor/musiktherapie/.

Dazu bietet die MSH aktuell folgende Termine:

Musiktherapie ist als Profession im Gesundheitswesen, in der Pädagogik, Heilpädagogik, Sozial- und Kulturarbeit zu finden. Der Studiengang Musiktherapie vermittelt den gezielten Einsatz von Musik und musikalischer Interaktion in unterschiedlichen therapeutischen Settings.

Aktuell: Prof. Dr. Jan Sonntag im Deutschlandradio Kultur zum Thema Musik und Demenz hier.

Musiktherapie studieren?

Q&A zu den Bachelorstudiengängen mit Schwerpunkt künstlerische Therapien:
Kunsttherapie, Musiktherapie, Tanztherapie und Theatertherapie
 
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Jutta Bossards nicht nachvollziehbare Wege https://www.tiefgang.net/jutta-bossards-nicht-nachvollziehbare-wege/ Fri, 19 Apr 2024 22:39:26 +0000 https://www.tiefgang.net/?p=10762 [...]]]> Zum einen ist die bei Jesteburg liegende Kunststätte Bossard ein sehenswertes und einzigartiges Refugium. Zum anderen hatte sie stets den Hauch von nationalsozialistischer Vergangenheit. Dioch die Aufarbeitung läuft …Jesteburg. Vor dem Hintergrund einer seit 2019 kontrovers geführten Debatte über die Vergangenheit des Künstlers Johann Bossard beauftragte die Stiftung Kunststätte Johann und Jutta Bossard das Institut für Zeitgeschichte München−Berlin (IfZ) mit einem Gutachten zum Verhältnis der Bossards zum Nationalsozialismus. Der durchführende Wissenschaftler, PD Dr. Tobias Hof, empfahl in seinem Vorgutachten eine tiefergreifende Forschung, vor allem mit dem Fokus auf das Privatleben des Künstlerehepaars.

Seit dem Juni des vergangenen Jahres sichtete der Wissenschaftler schriftliches Archivmaterial, in dem Jutta Bossard teils ausführlich über private Erlebnisse berichtete und das Leben in der Nordheide beschrieb, und führte Zeitzeugeninterviews mit Menschen durch, die Jutta Bossard persönlich kannten. Das Ergebnis seiner Forschungszeit präsentierte der Wissenschaftler jetzt in der Reihe „Reden bei Bossard“ vor einem interessierten Publikum.

Dr. Hofs weiterführende Forschung ist in zwei Teile gegliedert. Unter dem Titel „Von Fidus bis Nolde: Johann Michael Bossard und die Kunstszene der 1870er bis 1950er Jahre“ legt er einen Schwerpunkt auf Johann Bossards Engagement in Vereinigungen und Netzwerken und findet Bezüge zu zahlreichen Künstlern seiner Zeit.

Im zweiten Teil seiner Forschung wirft er einen Blick auf private Aspekte: „Das Privatleben des Künstlerehepaars Bossard und die Geschichte der Kunststätte“. Im Fokus stehen hier das Zusammenleben der Künstler und die Verwirklichung ihrer Kunstidee auf dem Grundstück der Kunststätte und die Entwicklung hin zur Kunststätte nach Johann Bossards Tod. „Ab 1950 galt Jutta Bossards gesamtes Engagement dem Ziel, das Werk ihres Mannes posthum zu würdigen und bekannt zu machen. Dabei hatte sie keine Bedenken mit völkischen Kreisen in Verbindung zu treten, sofern es dazu diente, die Bekanntheit Bossards zu steigern und ihm die Ankerkennung zu verschaffen, die ihm ihrer Meinung nach zu stand“, stellt der Wissenschaftler heraus.

„Jutta Bossard geht für uns nicht nachvollziehbare Wege und knüpft zum Beispiel Kontakte zu kritisch zu bewertenden Organisationen wie dem Deutschen Kulturwerk Europäischen Geistes (DKEG) oder umstrittenen Personen wie dem ungarischen Rechtsmediziner Ferenc Orsós“, erklärt Heike Duisberg-Schleier, Leiterin der Kunststätte Bossard und betont, „welch hohes Maß an Verantwortung Museen für die Bewahrung der Geschichte im Allgemeinen und für den verantwortungsvollen Umgang mit der eigenen Geschichte innerhalb jeder Einrichtung tragen.“ Die Umbenennung der Kunststätte Bossard in „Museum Kunststätte Bossard“ ist deswegen für sie ein folgerichtiger Schritt und ein starkes Signal für eine umfassende Vermittlung. „Nicht zuletzt zeigt die Ergänzung des Begriffs Museum in unserem Namen, dass wir einen professionellen Schritt zurücktreten und einen wissenschaftlichen Umgang mit diesem Ort voller Widersprüche finden.“

Mit besonderen Veranstaltungen im Museumsalltag, der Reihe Reden bei Bossard, musemspädagogischen Angeboten für Schulklassen, einem Erzählcafé, aber auch besonderen Sonderausstellungen und künstlerischen Interventionen bietet die Kunststätte Bossard ein Angebot, das jeden einzelnen Museumsbesucher zum Nachdenken angeregt. Seit dem März arbeitet die Historikerin Dr. Eva Lütkemeyer an einem neuen Vermittlungskonzept für die Kunststätte „Neustart Kunststätte Bossard“, gefördert durch die Förderlinie Pro*Niedersachsen.

Der Landrat des Landkreises Harburg und Stiftungsratsvorsitzende, Rainer Rempe, unterstützt den durch Transparenz und Wissenschaftlichkeit begleiteten Weg der Kunststätte. „Mit der Präsentation der Forschungsergebnisse durch das Institut für Zeitgeschichte und allen initiierten öffentlichen Debatten und Ausstellungen nimmt die Kunststätte Bossard in dieser Form eine wichtige Rolle als Bildungsinstitution im Landkreis Harburg ein. Diesen direkten Umgang mit einem schwierigen Erbe gilt es unbeirrt weiter fortzuführen.“

Das Vorgutachten sowie die aktuellen Forschungsergebnisse von Dr. Tobias Hof sind auf der Homepage der Kunststätte Bossard www.bossard.de und in gedruckter Form an der Museumskasse erhältlich. Das Museum hat täglich außer montags von 11 bis 18 Uhr geöffnet.

Die etablierte Diskussionsreihe „Reden bei Bossard“ wird auch in diesem Jahr fortgeführt, die Termine stehen bereits fest. Am Samstag, dem 4. Mai 2024, findet um 13 Uhr das Erzählcafé statt. Am Donnerstag, dem 13. Juni 2024, ist der Historiker und Autor Florian Huber zu Gast an der Kunststätte. Infos und Anmeldung unter 04183/5112 oder info@bossard.de.

 

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Fünf Titel für Buxtehuder Bullen nominiert https://www.tiefgang.net/fuenf-titel-fuer-buxtehuder-bullen-nominiert/ Fri, 19 Apr 2024 22:34:12 +0000 https://www.tiefgang.net/?p=10774 [...]]]> Der Wettstreit um den bereits 53. Buxtehuder Bullen ist auch in diesem Jahr eine reine Frauensache …

Buxtehude. Bereits zum dritten Mal in Folge setzen sich auf der Shortlist für den renommierten Jugendliteraturpreis „Buxtehuder Bulle“ ausschließlich Autorinnen durch. Aus rund 80 Titeln haben sich in den vergangenen Monaten unter den 22 Jurymitgliedern fünf Bücher herauskristallisiert. Die elf jugendlichen und elf erwachsenen Leser:innen schicken nun diese Neuerscheinungen des vergangenen Jahres ins Rennen um den 53. Buxtehuder Bullen – in alphabetischer Reihenfolge der Autorinnen:

Holly Bourne: Orte, an denen ich geweint habe (wegen dir) | dtv | 368 Seiten | 15 Euro |Übersetzung: Nina Frey

Aimée Carter | Royal Blood |ONE Verlag | 415 Seiten | 15 Euro |Übersetzung: Svantje Volkens

Yasmin Dreyer | Arcadia – Die Auserwählten | cbj | 448 Seiten | 16 Euro

Anja Reumschüssel: Über den Dächern von Jerusalem | CARLSEN | 329 Seiten | 16 Euro

Astrid Sy | Nenn keine Namen | GERSTENBERG | 500 Seiten | 24 Euro | Übersetzung: Rolf Erdorf

Die Bücher spiegeln die bunte Vielfalt der aktuellen (Jugend)-Literatur wider und sind dabei aktueller denn je: Der Nahostkonflikt, die Verfolgung jüdischer Menschen und der Widerstand während des 2. Weltkrieges in den Niederlanden stehen so selbstverständlich auf der Shortlist wie futuristische Tech-Fantasy, der Traum von einem royalen Leben und der Umgang mit einem gebrochenem Herzen.

„Ich bin gespannt, ob sich nach fast zehn Jahren, zuletzt war es David Safier mit „28 Tage lang“, mal wieder ein deutschsprachiger Titel durchsetzen kann. Neben den beiden Debüts aus Deutschland kämpfen in diesem Jahr Bücher aus den Niederlanden, Großbritannien und den USA um den Titel“, so Melanie Hainke, Verantwortliche des Bullen-Projektteams.

Um den Buxtehuder:innen und Gästen in den kommenden Wochen Lust auf die nominierten Titel zu machen, hat das Bullen-Team zusammen mit dem Einzelhandel und der Gastronomie wieder mehrere Leseplätze im Stadtgebiet aufgebaut.

„Es sind alles emotional packende Geschichten – Bücher, die mit Leidenschaft geschrieben worden sind. Die Autorinnen haben vielfach einen sehr persönlichen Bezug zum Thema, das spürt man sofort“, so Hainke weiter.

Die Preisentscheidung zum 53. Buxtehuder Bullen fällt am Dienstag, 11. Juni, ab 19 Uhr im Stieglitzhaus, Stieglitzweg 1L, in Buxtehude.  Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist frei.

Der Preis ist mit 5.000 Euro und einer stählernen Bullen-Plastik dotiert. Er wurde 1971 von dem Buxtehuder Buchhändler Winfried Ziemann initiiert und hat im Jahre 2021 seinen 50. Geburtstag gefeiert. Durch die traditionell paritätische Zusammensetzung der Jury aus elf Jugendlichen und elf Erwachsenen bildet der Preis die Schnittstelle zwischen literarischer Qualität, Lektürevorlieben Jugendlicher sowie Themen, die Jugendliche und Literaturexpert:innen gemeinsam bewegen.

Die Standorte der Leseplätze und Karten zum Preisentscheid am 11. Juni unter: www.buxtehuder-bulle.de

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Choleriker trifft Heinz Erhard https://www.tiefgang.net/choleriker-trifft-heinz-erhard/ Fri, 19 Apr 2024 22:29:35 +0000 https://www.tiefgang.net/?p=10759 [...]]]> In der „Heute Show“ spielt Hans-Joachim Heist die Rolle des Cholerikers Gernot Hassknecht. In Seevetal nun wird er zu Heinz Erhard. Hittfeld – Viele kennen Hans-Joachim Heist als Choleriker Gernot Hassknecht aus der „Heute-Show“. Ganz anders können ihn am Sonnabend, 4. Mai, um 20 Uhr die Besucher des großen Heinz-Erhardt-Abends in der Burg Seevetal erleben.
Heinz Erhardt hat über Jahrzehnte mit seinen Wortspielereien und Reimen ein Millionenpublikum begeistert und sich in den Herzen unzähliger Comedy-Fans unsterblich gemacht. Auch heute, nach vielen Jahren, zählt er noch zu den bekanntesten und nachhaltigsten Comedians. Seine Art, seine Mimik, seine Gestik – all das machten ihn einzigartig und unnachahmlich.
Unnachahmlich? Sollte man meinen, doch ein Komiker hat sich gewagt, den großen Heinz Erhardt zu imitieren und das auf so brillante Art und Weise, dass das Publikum hin und weg ist. Wie Hans-Joachim Heist sich bewegt, wie er die Pointen setzt, lacht und sich dabei an die Brille greift: Die Imitation von Heinz Erhardt erscheint nahezu erschreckend perfekt.
Unter dem Motto „Noch `n Gedicht“ lässt Heist einen der beliebtesten Komiker der 60er und 70er Jahre auferstehen, imitiert Gestik und Mimik des echten Heinz Erhardt. Die Zuschauer kommen in den Genuss eines umfassenden Erhardt-Programms: Versprecher, „Reim-dich-oder-ich-fress-Dich“ Wortverdreher, Aphorismen und überraschende Pointen in den kurzen und treffenden Sprüchen und Liedern. Die Zuschauer können sich auf die besten Gedichte, Conférencen und Lieder Erhardts freuen, die Heist verschmitzt, spitzbübisch und fantasievoll vorträgt.

Tickets für den Heinz-Erhardt-Abend am 4. Mai, 20 Uhr, in der Burg Seevetal gibt es über www.reservix.de, an allen Reservix-Vorverkaufsstellen und im Ticketshop der Burg Seevetal, Am Göhlenbach 11, 2128 Seevetal. Infos: www.hajoheist.de

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Katerstimmung in den Clubs https://www.tiefgang.net/katerstimmung-in-den-clubs/ Fri, 19 Apr 2024 22:10:58 +0000 https://www.tiefgang.net/?p=10768 [...]]]> Bei den Musikclubs herrscht Katerstimmung. Das liege am massiven, stetig steigenden Kostendruck.

Aktuelle Jubelmeldungen zu Streaming-Rekorden und Ticketverkäufen wie etwa kürzlich von Seiten der GEMA seien irreführend, meldet der Budesverbander Liveclubs, Livekomm.  Insbesondere kleineren Musikspielstätten fehle zunehmend das Geld, um rentabel zu arbeiten. Das gefährde auch den Künstler*innen-Nachwuchs in Deutschland.

Auch wenn aktuell so viel Musik konsumiert wird wie nie zuvor – das dadurch erwirtschaftete Geld kommt den Musikspielstätten kaum zugute. Bereits vor der Pandemie lag die Umsatzrentabilität des durchschnittlichen Clubs bei lediglich 3%. Die enormen Kostensteigerungen der letzten Zeit haben die Situation weiter verschlimmert. Die Gagenforderungen sind ebenso sprunghaft angestiegen wie die Betriebskosten und Mieten.

Insbesondere kleineren Musikspielstätten bleibt nur, die Kostenspirale weiterzudrehen und die gestiegenen Belastungen durch Preiserhöhungen zu kompensieren – Leidtragende sind die Konzertbesuchenden und der Künstler*innen-Nachwuchs.

Vielfältige Kultur für alle gefährdet – Tickets werden immer teurer

Im Bereich der sog. “Hochkultur” mindern staatliche Fördergelder den Kostendruck, im Clubbereich schlägt dieser jedoch ungehemmt auf die Betriebe durch. Während früher lukrativere Konzerte die defizitären Auftritte von Newcomern auffingen, funktioniert eine solche Mischkalkulation mittlerweile nicht mehr. Die Stars von morgen finden hier und heute keine Bühnen mehr.

Kultur ist der Kitt für unsere gespaltene Gesellschaft. Damit Musikspielstätten weiterhin Kultur für alle schaffen können, bedarf es einer Weichenstellung im Livebereich.

Axel Ballreich, 1. Vorsitzender der LiveMusikKommission: „Die Venues ächzen nicht nur unter der Kostenlast, sondern werden schlichtweg von ihr erdrückt. Gerade die Großen der Branche sollten sich solidarisch zeigen und einen Beitrag leisten, um die kleinen und mittleren Clubs zu unterstützen. Denn auf diesen Bühnen reifen die künftigen Stars heran.“

Quelle: LiveKomm, Hamburg

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Urteil bringt Musikschulen in Bedrängnis https://www.tiefgang.net/urteil-bringt-musikschulen-in-bedraengnis/ Fri, 19 Apr 2024 22:01:53 +0000 https://www.tiefgang.net/?p=10780 [...]]]> Das sogenannte „Herrenberg-Urteil“ aus dem Sommer 2022 bringt Musikschulen und ihre Träger zunehmend in Bedrängnis.

Mit dem Urteil stellte das Bundessozialgericht fest, dass an Musikschulen kaum die Rahmenbedingungen für eine echte unternehmerische Tätigkeit gegeben sind. Die Konsequenz: Eine Beschäftigung von Musikschullehrkräften auf Honorarbasis in der jetzigen Form ist in der Regel rechtswidrig. Die Voraussetzungen für eine Honorarbeschäftigung sind im Sommer 2023 nochmals verschärft worden. Viele Kommunen mussten seitdem hohe Strafen zahlen. So steigt der Druck, sämtliche Honorarkräfte in ein sozialversicherungspflichtiges Anstellungsverhältnis zu bringen.

Hierzu Antje Valentin, Generalsekretärin des Deutschen Musikrates: „Der Deutsche Musikrat begrüßt die Klarstellung des Bundessozialgerichts, dass Musikschullehrkräfte sozialversichert anzustellen sind. Denn es ist ein Unding, dass in manchen Gegenden in Deutschland die so wichtige Musikschularbeit vorrangig durch Honorarkräfte getragen wird. Die Musikschulträger bundesweit sind nun dringend aufgefordert, die Herausforderung der Umstrukturierung zu meistern. Hierfür müssen bedarfsgerecht Mittel bereitgestellt und kluge Stufenlösungen gefunden werden, um das Angebot der Musikschulen im vollen Umfang erhalten zu können. Eine gelingende Musikschularbeit mit abgesicherten Lehrkräften, die sich für die kulturelle Bildung in einer Kommune stark machen, ist eine Investition in die nachkommenden Generationen und für alle Bürgerinnen und Bürger ein großer Gewinn. So bietet das ‚Herrenberg-Urteil‘ jetzt die Chance, zu einer Stärkung der kommunalen Musikschulen beizutragen.“

Festanstellungen verringern u.a. die Gefahr von Altersarmut und damit auch finanzieller Belastungen der öffentlichen Kassen. Beispielhaft haben die Musik- und Kunstschule der Stadt Bielefeld und die Musikschule Leipzig auf das Urteil reagiert, die sämtliche Honorarkräfte angestellt haben. Der Verband deutscher Musikschulen, Trägerverband von derzeit mehr als 930 öffentlichen gemeinnützigen Musikschulen bundesweit, engagiert sich bereits seit 50 Jahren für die Festanstellung von Musikschullehrkräften.

Geballtes Wissen zur Arbeitswelt im Musikunterricht: Ver.di hat sein Standardwerk Ratgeber Musikschullehrkräfte 2024 vollständig überarbeitet. Im Ratgeber finden sich u.a. interessante Zahlen und Fakten zum Arbeitsmarkt Musikschulen, nützliche Informationen zu Arbeitszeiten, Tarifverträgen, Befristung, Steuern und Co., zur Versicherung über die KSK und zu Urheberrechtsfragen im Musikunterricht. Ver.di-Mitglieder können die neue Ausgabe per E-Mail an musik@verdi kostenfrei digital oder als Buch anfordern

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Denkmalpflegeplan für Ensembles Hamburg Bau ´78 https://www.tiefgang.net/denkmalpflegeplan-fuer-ensembles-hamburg-bau-78/ Fri, 12 Apr 2024 22:51:56 +0000 https://www.tiefgang.net/?p=10756 [...]]]> Das Denkmalschutzamt hat im September 2022 das Ensemble der ehemaligen Bauausstellung Hamburg Bau ´78 in Poppenbüttel unter Schutz gestellt.

Die Behörde für Kultur und Medien hat sich nun mit der Bürgerinitiative Hamburg Bau 2.0 über den Rahmen eines Denkmalpflegeplans verständigt. Dieser soll jetzt unter Einbindung der Bürgerinitiative und in Abstimmung mit dem Denkmalschutzamt bis Ende des ersten Quartals 2025 durch ein externes Büro erstellt werden. Ziel ist es, das Äußere des Ensembles zu erhalten und für die Eigentümerinnen und Eigentümer der 221 Wohnhäuser klare und verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen.

Bürgerinitiative und Kulturbehörde sind sich im Kern einig, dass sich der Denkmalschutz grundsätzlich auf das Äußere der Gebäude erstreckt und das Innere der Gebäude nicht vom Denkmalschutz umfasst ist. Ebenso ist die Gestaltung der nicht einsehbaren privaten Gärten nicht Gegenstand des Denkmalpflegeplans. Zudem soll der Denkmalpflegeplan für energetische Sanierung sowie den Einsatz von Solaranlagen und Wärmepumpen weitere Möglichkeiten für Klimaschutzmaßnahmen beschreiben und die jeweils aktuelle Entwicklung bei Materialien und Technik berücksichtigen. Ziel des Denkmalpflegeplans ist es auch eine rasche Abstimmung bei der Beantragung denkmalrechtlicher Genehmigungen und der steuerlichen Absetzung der Maßnahmen am Gebäudeäußeren zu ermöglichen. Die verschiedenen Haustypen sollen durch eine Clusterung mit differenzierten Rahmenbedingungen im Denkmalpflegeplan berücksichtigt werden.

Die vollständige Vereinbarung zwischen Kulturbehörde und Bürgerinitiative finden Sie hier.

Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Nach intensiven und konstruktiven Gesprächen ist es gelungen, den Rahmen für einen Denkmalpflegeplan abzustecken, der den Erhalt des Denkmalensembles sichert und zugleich den Eigentümerinnen und Eigentümern die gewünschte Planungssicherheit gibt und auch dazu beitragen wird, die Genehmigungsprozesse zu vereinfachen und zu beschleunigen. Auch wenn der Denkmalpflegeplan nun im Detail gemeinsam erarbeitet wird, orientieren sich die denkmalrechtlichen Genehmigungen bereits jetzt an den Rahmen, der damit allen die notwendige Klarheit gibt. Ich bin dabei allen Beteiligten ausgesprochen dankbar, dass sie sich auf diesen Prozess eingelassen haben, der schlussendlich für alle zu einem guten Ergebnis geführt hat.“

Jörg Garske, Bürgerinitiative Hamburg Bau 2.0: „Mit der Freistellung der Innenräume und dem Schutz der äußeren Gestalt des Ensembles zum Zeitpunkt der Unterschutzstellung haben wir die wesentlichen Ziele der Bürgerinitiative mit dem Anliegen der Denkmalschutzbehörde in Einklang gebracht. Dies gilt auch für die geplante Differenzierung der Schutzwürdigkeit und damit der denkmalrechtlichen Auflagen, welche über eine Clusterung der Haustypen vom Architektenhaus bis zum Fertighaus umgesetzt wird. Bei der konkreten Umsetzung der durch Senator Dr. Brosda gesetzten Rahmenbedingungen werden wir die Denkmalschutzbehörde in den kommenden zwölf Monaten konstruktiv begleiten.“

 

 

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Weiterentwicklung der Erinnerungs- und Gedenkkultur https://www.tiefgang.net/weiterentwicklung-der-erinnerungs-und-gedenkkultur/ Fri, 12 Apr 2024 22:40:57 +0000 https://www.tiefgang.net/?p=10753 [...]]]> Die für Kultur zuständigen Vertreter*innen der Landesregierungen von Hamburg, Thüringen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen haben vom 7. bis 10. April Israel besucht. Anblass: ein Austausch mit israelischen Repräsentant*innen aus Politik und Kultur.

Anliegen der Reise war es, die Erinnerungskultur wach zu halten und den kulturellen Austausch zwischen Deutschland und Israel weiter zu pflegen. Die Reise, die unter dem Eindruck der aktuellen politischen Lage und der anhaltenden Konflikte in der Region stattfand, diente auch dazu, vor Ort Gespräche mit israelischen Kulturschaffenden und Kulturinstitutionen zu führen.

Im Anschluss erklärten Senator Dr. Carsten Brosda (Hamburg), Minister Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff (Thüringen), Ministerin Dr. Manja Schüle (Brandenburg), Ministerin Bettina Martin (Mecklenburg-Vorpommern) und Minister Falko Mohrs (Niedersachsen): „Der Besuch in Israel, insbesondere in Yad Vashem, hat uns tief bewegt. In Freiheit und Frieden leben zu können, ist ein unschätzbares Privileg. Es jeden Tag aufs Neue zu verteidigen, bleibt für uns eine Herausforderung. Doch dieses Privileg fordert von uns allen eine stete Wachsamkeit und ein entschlossenes Handeln gegen die aufkommenden Strömungen des Rechtspopulismus und Geschichtsrevisionismus, die unseren Kontinent bedrohen. In einer Zeit, in der die Stimmen der Zeitzeugen leiser werden, müssen wir innovative Wege finden, um die dunklen Kapitel unserer Geschichte lebendig zu halten und sicherzustellen, dass zukünftige Generationen die Bedeutung dieser Lehren verstehen und schätzen. Die Sicherheit und Freiheit von Jüdinnen und Juden sowie aller Minderheiten in unseren Ländern zu gewährleisten, ist nicht nur eine Verpflichtung – es zeigt unsere gemeinsamen Werte und unsere Entschlossenheit, aus der Vergangenheit zu lernen und eine bessere Zukunft zu schaffen.“

Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Als wir im vergangenen September angefangen haben, diese Reise zu planen, standen das Gedenken an die Shoa und neue Formen der Vermittlung historischen Wissens im Kampf gegen den Antisemitismus im Zentrum. Dafür haben wir in Israel in vielen Gesprächen wertvolle Anregungen und Kooperationsangebote bekommen. Angesichts des Terror-Angriffs der Hamas auf Israel am 7. Oktober und des seitdem andauernden Krieges war es uns darüber hinaus ein Anliegen, unsere Solidarität zum Ausdruck zu bringen. Wir sind davon überzeugt, dass der kulturelle Dialog einen Beitrag zum Kampf gegen den Antisemitismus weltweit und zum Frieden in der Region leisten kann. Deshalb ist es wichtig, dass wir die deutsch-israelische Freundschaft leben und den kulturellen Dialog stärken. Gerade jetzt.“

Die Delegation der für Kultur zuständigen Vertreter*innen der Landesregierungen von Thüringen, Brandenburg, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen betont, dass die Reise nach Israel nicht nur die bilateralen Beziehungen gestärkt hat, sondern auch ein klares Bekenntnis zu den Werten der Toleranz, des Friedens und der kulturellen Vielfalt darstellt. Die gewonnenen Eindrücke und Erfahrungen werden in die kulturpolitische Arbeit der Bundesländer einfließen und den Grundstein für zukünftige Projekte und Partnerschaften legen.

Auf dem Programm der Israel-Reise standen neben der Besichtigung des Yad Vashem Museums der Austausch mit Botschafter Steffen Seibert von der Deutschen Botschaft in Tel Aviv, Gespräche mit dem israelischen Kulturminister Miki Zohar, Dr. Carola Dürr, Leiterin des Goethe-Institut Israel und mit Dr. Nimrod Goren vom Mitvim Institute (Israelisches Institut für regionale Außenpolitik) sowie der Besuch des Bauhaus Center Tel Aviv und einer Tour „Tel Aviv White City Bauhaus Tour“ inklusive eines Einleitungsfilms über die urbane Entwicklung der Bauhaus-Stadt Tel Aviv. Darüber hinaus besuchte die Delegation das Israelische Parlament, die Knesset, und erhielt eine Führung mit den Schwerpunkten Historie und Kunst und besichtigte das „Haus der Ghettokämpfer“ (Beit Lohamei HaGetaot) in West Galiläa.

Besuch der Gedenkstätte Yad Vashem

Der Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem stand im Zeichen der Erinnerung und des Gedenkens. Die Delegation legte in der Gedenkhalle einen Kranz nieder und trug sich ins Gästebuch ein, um die Bedeutung des Erinnerns als Grundlage für eine friedliche Zukunft zu betonen.

Yad Vashem dient als weltweites Zentrum für Dokumentation, Forschung, Bildung und Gedenken an den Holocaust und mahnt unermüdlich zur Wachsamkeit gegenüber Antisemitismus und allen Formen von Hass.

Treffen mit dem israelischen Kulturminister Miki Zohar

Im Gespräch mit dem israelischen Kulturminister Miki Zohar wurden Möglichkeiten der Kooperation und des kulturellen Austauschs diskutiert. Beide Seiten unterstrichen die Notwendigkeit, Kultur als Brücke für den Frieden und als Instrument zur Stärkung der demokratischen Werte zu nutzen.

Hintergrundinformation: Miki Zohar spielt eine zentrale Rolle in der Formulierung der israelischen Kulturpolitik. In einer Zeit politischer Unruhen fungiert das Kulturministerium als Schlüsselakteur im Dialog zwischen den unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen Israels.

Besuch der Knesset

Die Knesset ist das Parlament des Staates Israel und stellt das zentrale legislative Organ des Landes dar. Als solches verkörpert sie die pluralistische Zusammensetzung der israelischen Gesellschaft und ist ein wesentlicher Pfeiler der demokratischen Staatsstruktur. Der Besuch in der Knesset ermöglichte es der Delegation, direkte Einblicke in die Arbeitsweise und Funktionen der israelischen Legislative zu erhalten. Angesichts der aktuellen geopolitischen Lage bot der Besuch zudem die Gelegenheit, den Herausforderungen, mit denen Israel konfrontiert ist, direkt zu begegnen.

Bauhaus Center Tel Aviv und einer Tour „Tel Aviv White City Bauhaus Tour“

Tel Aviv wird oft als „Die Weiße Stadt“ bezeichnet, eine UNESCO-Welterbestätte, die für ihre einzigartige Sammlung von Bauhaus- oder International Style-Gebäuden bekannt ist. Das Bauhaus Center Tel Aviv und die „Tel Aviv White City Bauhaus Tour“ bieten tiefgreifende Einblicke in die Geschichte und Architektur dieser bemerkenswerten Stadt. Die Tour verdeutlicht, wie die Bauhaus-Architektur, die in den 1930er Jahren von jüdischen Architekten aus Deutschland mitgebracht wurde, das Stadtbild Tel Avivs geprägt und eine Synthese aus Funktionalität und Design geschaffen hat. Diese architektonische Erbschaft unterstreicht die kulturelle Brücke zwischen Deutschland und Israel und ist ein eindrucksvolles Beispiel für die Übertragung und Anpassung kultureller Einflüsse.

Besuch „Haus der Ghettokämpfer“

Das „Haus der Ghettokämpfer“ ist eines der ersten Holocaust-Museen weltweit und wurde von Überlebenden des Warschauer Ghetto-Aufstands gegründet. Es liegt in der Nähe von Akko in Galiläa und dient als Bildungs- und Forschungszentrum, das sich dem Gedenken an den Holocaust und der Erforschung seiner Bedeutung für die heutige Zeit widmet. Der Besuch dieses Ortes bot der Delegation die Möglichkeit, die tiefe Verwundung zu verstehen, die der Holocaust in der jüdischen Gemeinschaft hinterlassen hat, und die Bedeutung des Erinnerns und des Kampfes gegen das Vergessen zu betonen. Es ist ein Ort, der nicht nur an die Tragödie, sondern auch an den Widerstand und die Unbeugsamkeit des menschlichen Geistes erinnert.

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Ein neues Zuhause für Künstlernachlässe https://www.tiefgang.net/ein-neues-zuhause-fuer-kuenstlernachlaesse/ Fri, 12 Apr 2024 22:30:32 +0000 https://www.tiefgang.net/?p=10750 [...]]]> Künstlerische Nachlässe zu sichern, wird zunehmend eine Herausforderung. Hamburg hat sie angenommen.

Wie die Behörde für Kultur und Medien Hamburg nun miteilt, soll eigens auf dem Grundstück Sootbörn 22 in Hamburg-Niendorf ein Neubau als Archivgebäude entstehen.  Der zweigeschossige Neubau soll neben dem bestehenden Künstlerhaus Sootbörn errichtet werden und ein Ort zum Bewahren, Erforschen und Ausstellen von Kunstwerken werden. Senat und Bürgerschaft wollen das Projekt des Forums für Künstlernachlässe mit 800.000 Euro aus dem Sanierungsfonds unterstützen und stellen das Grundstück für den Archivneubau unentgeltlich zur Verfügung, die Zustimmung der Bürgerschaft vorausgesetzt.

2003 gründeten engagierte Hamburger Bürgerinnen und Bürger den gemeinnützigen Verein Forum für Künstlernachlässe (FKN), der es sich zur Aufgabe gemacht hat, künstlerische Vor- und Nachlässe zu sichern, aufzuarbeiten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Seitdem entstanden deutschlandweit zahlreiche Einrichtungen mit gleicher Zielsetzung, die sich 2017 zum Bundesverband Künstlernachlässe (BKN) zusammenschlossen und dessen Vorsitz Hamburg anvertraut wurde.

Seit 2005 hat das FKN seinen Sitz im Künstlerhaus Sootbörn, ein Atelier- und Ausstellungshaus, das sich bereits seit 30 Jahren in dem ehemaligen Schulgebäude in Niendorf befindet. Das FKN macht durch das Bewahren und Erforschen der vielfältigen Nach- und Vorlässe die außerordentliche Bedeutung des künstlerischen Erbes sichtbar, das Malerei, Grafik, Bildhauerei, Objektkunst, angewandte Kunst, Fotografie, Film und vieles mehr umfasst. Mit dem Archivneubau bekommen diese Kunstschätze einen würdigen Ort für die wissenschaftliche Erforschung der Hamburger Kunst- und Kulturgeschichte und ihre Vermittlung durch Publikationen und Ausstellungen.

Die Stadt Hamburg stellt das Grundstück für den Archivneubau in einem unentgeltlichen Erbbaurecht zur Verfügung, die Zustimmung der Bürgerschaft vorausgesetzt. Die Bürgerschaft hat ihre Unterstützung zugesagt und wird die Stiftung Forum für Künstlernachlässe (SFKN) mit einem Zuschuss für den Bau des Gebäudes aus dem Sanierungsfonds in Höhe von 800.000 Euro unterstützen.

Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien Hamburg: „Mit dem Archivbau erhält das Forum für Künstlernachlässe nun die passenden Räume, um seine hervorragende Arbeit fortzusetzen und auszubauen. Der Verein leistet seit vielen Jahren einen wichtigen Beitrag zur Bewahrung und Erforschung künstlerischer Nachlässe und nimmt hier bundesweit eine Vorreiterrolle ein. Das wollen wir unterstützen. Damit das Forum eine langfristige Perspektive erhält, stellt die Stadt einen Grundstücksteil im Erbbaurecht sowie einen Zuschuss zu den ansonsten mäzenatisch getragenen Baukosten zur Verfügung. Ich hoffe auf eine fruchtbare Symbiose zwischen dem Künstlerhaus Sootbörn und dem Forum für Künstlernachlässe. Das Schaffen und das Bewahren von Kunstwerken rücken so schließlich noch enger zueinander.“

Prof. Dr. Gora Jain, Vorsitzende Forum für Künstlernachlässe e.V.: „Erinnerungskultur durch Künstlernachlässe lautet das Credo des Forum für Künstlernachlässe, denn künstlerisches Erbe ist kulturelles Erbe und seine Vielfalt gilt es zu bewahren! Wir freuen uns sehr, dass unsere langjährige Arbeit nunmehr gekrönt wird mit einem würdigen Ort und offenem Haus für die Hamburger Kunst- und Kulturgeschichte. Denn eines muss betont werden: Kunst(nachlass)archive sind keine passiven Sammelstellen, sondern aktive Zentren zielgerichteten Handelns zum Quellenerhalt, zum Schutz von Kulturgut und seiner Erforschung. Vor dem Hintergrund einer zunehmend digitalen und KI-generierten Visualität werden Archive und Museen immer mehr zu Orten der Sehnsucht auf der Suche nach Authentizität und real erfahrbarer Überlieferung. Für die Erinnerungskultur bilden sie als Schutzraum der Vergangenheitspflege die Basis für Gegenwartsreflexion und Zukunftsgestaltung. Unser Publikum bestätigt das, denn dicht dran an der Kunst, das ist man bei uns!“

Thomas Sello, Vorsitzender Stiftung Forum Künstlernachlässe Hamburg: „Die Zeit ist reif, nach über zwanzig Jahren seit Gründung des gemeinnützigen Vereins Forum für Künstlernachlässe ein Archivgebäude zu errichten. Denn die Sammlung ist inzwischen auf Werke von über neunzig Künstlerinnen und Künstlern angewachsen, konzentriert auf die Hamburger Kunstszene. Wir brauchen viel Platz, denn es geht ja nicht nur um die sachgerechte Lagerung und Archivierung der Bestände, sondern unsere Schätze sollen auch gesehen werden durch Angebote für Besucherinnen und Besucher: wechselnde Ausstellungen und die Möglichkeit, einzelne Werke im Archiv anzuschauen, insbesondere für die wissenschaftliche Arbeit. Es soll einen Atelierraum geben, wo (Schul-)Gruppen künstlerisch aktiv werden können, angeregt durch die Kunstbetrachtung ausgewählter Werke, angeleitet auch von Künstlerinnen und Künstlern des Hauses. Für diese Vision habe ich das von meinen Eltern 1939 zur Hochzeit erworbene Gemälde ‚Brücke‘ von Max Pechstein an das Zwickauer Pechsteinmuseum verkauft und von dem Erlös die Stiftung für den Neubau gegründet. Nun freue ich mich als einstiger Abteilungsleiter der Museumspädagogik der Hamburger Kunsthalle auf einen lebendigen Ort für die Kunstvermittlung.

Da es sich um ein bedeutendes Werk des Künstlers handelt, das die Sammlung des Museums hervorragend ergänzt, und weil es zudem bekannt war, dass der Erlös in die ‚Stiftung Forum für Künstlernachlässe‘ gehen sollte, fanden sich drei Stiftungen, die das Museum beim Ankauf großzügig unterstützten: Ernst von Siemens Kunststiftung, HERMANN REEMTSMA STIFTUNG und Kulturstiftung der Länder. Nun ist die ‚Brücke‘ großformatig auf dem Flyer zur zehnjährigen Jubiläumsfeier des Pechstein-Museums (im April 2024) zu sehen.

Das Gemälde hatten meine Eltern zu ihrer Hochzeit 1939 erworben. Es war der Grundstock ihrer Kunstsammlung und der Impuls ihrer Berufskarriere für die Kunst. 1945-51 führten sie im Zentrum Hamburgs die ‚Galerie der Jugend‘, in der bereits 1947 eine umfangreiche Pechstein-Ausstellung stattfand. Danach war Gottfried Sello Kunstkritiker und Schriftsteller, während Ingeborg Sello ein Fotoatelier eröffnete, in dem sich internationale Künstlerinnen und Künstler nicht nur für das Portraitfoto trafen. Und meine ältere Schwester Katrin leitete von 1976 bis 1988 den Kunstverein Hannover.

Es ist für Sara und mich als einstige Kunstpädagogen eine glückliche Fügung, dass das Archivgebäude neben dem Künstlerhaus Sootbörn errichtet wird, in dem der Verein von Anfang an seinen Sitz hatte. Die Nähe zur aktuellen Kunstszene gibt gewiss noch besondere Anregungen, vor allem dann, wenn Künstlerinnen und Künstler des Hauses Praxisangebote des Nachlassforums kunstpädagogisch begleiten. Dann wird der Besuch des Nachlassforums zum kreativen Kunsterlebnis.“

Der Neubau

Das neue Gebäude wird dem FKN Raum für die Bewahrung und wissenschaftliche Erforschung der Künstlernachlässe bieten. Er wird auf zwei Geschossen über 680 Quadratmeter Nutzfläche verfügen, auf die sich Räume für Depot, Ausstellungsbereich und Arbeitsräume verteilen. Baubeginn wird voraussichtlich noch dieses Jahr sein, die Bauzeit soll ein gutes Jahr betragen. Als Bauherrin zeichnet sich die eigens zu diesem Zweck gegründete Stiftung Forum für Künstlernachlässe Hamburg (SFKN) verantwortlich. Sie bringt auch den Hauptanteil der Kosten in Höhe von rund zwei Millionen Euro für den Neubau auf.

20 Jahre Forum für Künstlernachlässe

Im Juni 2024 feiert das Forum für Künstlernachlässe seinen 20. Geburtstag. Unter dem Motto „Entdeckt & Bewahrt!“ lädt das FKN am Freitag, 7. Juni 2024 um 17 Uhr zu einem interdisziplinären Kulturfest mit Kunstausstellungen, Musik und Theater sowie einem Grußwort von Kultursenator Dr. Carsten Brosda ein. Eine große Jubiläumsausstellung wird vom 7. bis 23. Juni gezeigt.

Weitere Informationen unter www.kuenstlernachlaesse.de.

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