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Ich bat selbst zu schließen

War 2020 einfach nur für die Tonne? Wir haben bei Kulturschaffenden nachgefragt. Heute der Harburger Clubbetreiber und SuedKultur-Sprecher Heimo Rademaker.

 Wie hat sich die Pandemie im Arbeitsalltag 2020 bemerkbar gemacht?

Der Arbeitsalltag seit der Pandemie hat sich in allen oder fast allen Bereichen komplett geändert. Nichts ist mehr wie vor Corona. Der Alltag musste neu erfunden werden und blieb bis heute dynamisch, schlecht koordinier- und planbar. Aus dem gewohntem Schaffen wurde teils sehr einsames über Wasser halten, aber das betrifft uns ja alle.

Wie weit werden die Nachwirkungen nachhallen?

Das wird „was“ dauern befürchte ich, die Angst sitzt bei vielen tief, um selbst mit Impfstoff wie vor Corvid 19 weiterzumachen.

Was waren 2020 die gravierendsten Entwicklungen?

Der erste Lockdown war bereits gravierend, die Lockerungen ab Juni verschafften etwas Zuversicht, aber seit Mitte Oktober war dann klar, dass es sich wieder, wie angekündigt, verschlechtert. Gravierend ist es auch, die Kontakte nicht wie gewohnt pflegen zu können. Gravierend war auch, dass ich meinen gesamten Getränkebestand veräußern musste, bevor das Haltbarkeitsdatum ablief. Die leeren Lager und Kühlschranke geben das dann auch traurig wieder.

Was hat 2020 an neuer Kreativität hervorgebracht?

 Außer bei den vielen Anträgen, die es zu stellen galt und gilt, war nicht allzu viel Kreativität gefragt. Durch die Corona-Schutzmaßnahmen blieb ja auch vieles eingeschränkt. Treue Fans und Musiker waren da schon kreativer, so wurde eine 100er CD Auflage mit 14 Marias Ballroom Bands aufgelegt und Retter T-Shirts zu unseren Gunsten veräußert.

Was war das persönlich einschneidendste Erlebnis in 2020?

Als ich Anfang März das Gesundheitsamt darum bat, meinen Betrieb offiziell zu schließen, da ich mich außerstande sah für die Sicherheit meiner Gäste zu garantieren. Ein paar Tage später kam dann der Offizielle Lock Down. Ich bat selbst darum unseren Club schließen zu lassen, das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.

Was ist für 2021 absehbar?

Ein Licht am Ende des Tunnels kann im Moment wohl nur der Impfstoff bringen, so er wirkt und die meisten Menschen mitmachen. Vorher sehe ich zur Zeit keine wirkliche Besserung für unsere Branche.

Was wäre in 2021 wünschenswert?

Das wir ab Herbst bestenfalls wieder mit dem regulären Programm starten können und es möglich sein wird über den Sommer im Freien zu veranstalten. Starthilfen für den Wiederanfang wären auch prima.

 Was wird von 2020 bleiben?

2020 wird in die Weltgeschichte eingehen, soviel ist sicher, das wir erleben dürften…….daran werden wir uns noch sehr lange erinnern. Weltweites Leid wird bleiben, etwas das uns alle traurig verbindet.

 Heimo Rademaker

www.sued-kultur.de [1] / www.mariasballroom.de [2]

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