- Tiefgang - https://www.tiefgang.net -

Keith Haring in Essen

Das Essener Folkwang Museum will mehr als nur Schauraum sein. Die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen ist ihm Anspruch und Programm zugleich. Für 2020 hat man sich viel vorgenommen …

Essen. Im kommenden Jahr präsentiert das Museum Folkwang ein umfangreiches und interdisziplinäres Programm rund um gesellschaftlich relevante Themen wie Urbanität und Stadtgesellschaft, Migration, AIDS oder Datensicherheit. Neben einer großen Retrospektive zu Keith Haring und der Präsentation von Martin Kippenbergers Großinstallation The Happy End of Franz Kafka’s ‚Amerika‘ zeigt das Museum Folkwang die fotografischen Arbeiten Aenne Biermanns und das grafische Werk des Filmemachers Federico Fellini. Die Schau Keith Haring wird flankiert von einer Ausstellung internationaler Plakate gegen AIDS. Zudem stellt der Künstler Mario Pfeifer eine neu produzierte Videoinstallation zur Cyberkriminalität vor. Zehn Jahre nach dem Kulturhauptstadtjahr nimmt eine Ausstellung mit Exponaten aus dem Baukunstarchiv NRW die Kulturbauten des Ruhrgebiets in den Blick. Ab Mitte 2020 erhält die Fotografische Sammlung Räumlichkeiten zur ständigen Präsentation ihrer umfangreichen Bestände und lädt zum Dialog mit jungen Positionen sowie Partnern aus dem Bereich Fotografie ein.

Peter Gorschlüter, Direktor des Museum Folkwang, betont: „Das Museum und die Kunst ermöglichen die Reflektion des aktuellen Zeitgeschehens. In 2020 stehen rund um unsere Highlight Ausstellung Keith Haring weitere wichtige gesellschaftliche Themen im Fokus: Was macht eine moderne Gesellschaft aus? Wie geht sie mit ihren Krisen um? Von der Protestkultur zur Cybergesellschaft, von der Migration zur Urbanität: Das Museum des 21. Jahrhunderts soll ein Ort des offenen und lebendigen Austauschs sein, der für Teilhabe und Transparenz steht. Der Mensch und die Stadtgesellschaft stehen dabei immer im Mittelpunkt unserer Programmatik.“

Das Ausstellungsjahr 2020 beginnt mit der Retrospektive Aenne Biermann (ab 21. Februar). Das Museum Folkwang ist im Besitz zahlreicher fotografischer Werke Biermanns. Gemeinsam mit den Beständen der Stiftung Ann und Jürgen Wilde und der Pinakothek der Moderne, München, wird das kurze aber produktive Schaffen der Autodidaktin und Wegweiserin der modernen Fotografie erfahrbar. Ab Mitte des Jahres bekommen die Besucherinnen und Besucher einen erweiterten Blick in die umfangreichen Bestände der Fotografischen Sammlung: Neben den Wechselausstellungen und der Sammlungspräsentation Neue Welten wird zukünftig auch das Untergeschoss des Museums der ständigen Präsentation fotografischer Arbeiten dienen. Die Räumlichkeiten bieten perfekte Bedingungen für die lichtempfindlichen Exponate. Der Dialog mit Partnern und aktuellen fotografischen Positionen ist dabei wesentlich für das neue Konzept.

Ab dem 13. März präsentiert der Künstler Mario Pfeifer im Untergeschoss des Museums eine neu produzierte Videoinstallation, die er im Kontext des VISIT Artist in Residence Stipendiums der innogy Stiftung zum Thema „Cyberkriminalität“ und „Datensicherheit“ entwickelt. Pfeifer setzt sich in seinen Videoarbeiten immer wieder mit sozialkritischen und politischen Themen auseinander.

Im Frühsommer 2020 setzt das Museum einen thematischen Schwerpunkt mit einer Retrospektive des US-amerikanischen Künstlers Keith Haring und einer Ausstellung internationaler Plakate gegen AIDS. Rettet die Liebe! bildet den Auftakt am 8. Mai: Bei freiem Eintritt können die Besucherinnen und Besucher anhand von rund 300 Plakaten aus verschiedenen Ländern unterschiedlich konnotierte AIDS-Aufklärung – mal einfühlsam, mal schockierend – betrachten. In diesem Kontext werden u. a. Plakate von Keith Haring gezeigt, dem das Museum Folkwang ab dem 29. Mai die große Retrospektive Keith Haring widmet. In seiner Kunst und mit seinen eingängigen Motiven setzte sich der Künstler immer wieder mit den drängenden Problemen seiner Zeit auseinander. Mehr als 85 Werke, darunter großformatige Gemälde, frühe Zeichnungen, Video- und Performance Experimente, Plakate und Schallplattencover vermitteln die Bandbreite seines Oeuvres. Selten, zum Teil noch nie gezeigtes Archivmaterial, Flugblätter, Manuskripte, Film- und Fotoaufnahmen lassen den kreativen Geist der New Yorker Straßen- und Clubkultur der 1980er Jahre wiederauferstehen.

Zehn Jahre nach dem Kulturhauptstadtjahr 2010 und der Eröffnung des von David Chipperfield entworfenen Neubaus des Museum Folkwang wird in der Ausstellung „Und so etwas steht in Gelsenkirchen …“ auf rund 70 Jahre Baukultur des Ruhrgebiets zurückgeblickt (ab 11. September). Anhand von Wettbewerbsplänen, Modellen und originalen Skizzen aus dem Baukunstarchiv NRW werden die „Biografien“ wichtiger Kulturbauten nachgezeichnet, u. a. vom Museum Folkwang, dem Aalto-Theater in Essen, dem Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen und dem Josef Albers Museum Quadrat in Bottrop.

Anlässlich des 100. Geburtstags Federico Fellinis würdigt das Museum Folkwang mit Von der Zeichnung zum Film das grafische Werk des italienischen Filmemachers (ab 23. Oktober). Seiner Karriere im Film ging eine Tätigkeit als Karikaturist voraus. Um die Figuren und Szenen seiner Filme zu entwerfen, bediente er sich oft dem Medium der Zeichnung. Die Ausstellung macht die Bedeutung der Zeichnung im Schaffensprozess Fellinis anhand von Arbeiten auf Papier, Filmstills, Set-Aufnahmen und Ausschnitten seiner bedeutendsten Filme nachvollziehbar.

Aktueller denn je ist Martin Kippenbergers Großinstallation The Happy End of Franz Kafka’s ‚Amerika‘ aus den 1990er Jahren, mit deren Präsentation das Ausstellungsjahr 2020 endet (ab 20. November). Inspiriert von Franz Kafkas Romanfragment Der Verschollene/Amerika baute Kippenberger ein improvisiertes und aberwitziges Aufnahme-Camp für Migranten und Jobsuchende auf. Die 50 Sitz- und Tischgruppen laden zu fiktiven „Einstellungsgesprächen“ ein und konfrontieren die Besucherinnen und Besucher mit dem Gefühl des Fremdseins – einer existenziellen Erfahrung, der heute unzählige Menschen erneut ausgesetzt sind. Die Großinstallation mit den Ausmaßen eines Sportplatzes wird erstmals nach vielen Jahren wieder in Deutschland und vollständig zu sehen sein.

Darüber hinaus arbeitet das Museum Folkwang verstärkt an der Digitalisierung seiner Sammlungsbestände. Im Jahr 2020 wird die Sammlung Online von derzeit etwa 2.500 Exponaten auf rund 80.000 Datensätze aufgestockt. Damit ist eine vertiefte Recherche in den Beständen jederzeit und für jedermann möglich. Das Museum Folkwang geht damit einen weiteren Schritt in Richtung Öffnung und Transparenz.

Quelle: www.museum-folkwang.de [1]

 

Related Post

Druckansicht [2]     [3]