Clubkombinat zieht mit über 10.000 Stimmen positive Bilanz zur Petition

Hamburg für Kulturraumschutz bereit!

Die Zukunft viele Clubs steht derzeit in den Sternen. (Illustration: Clubkombinat HH)

Es musste erst wieder laut werden, um eben über das Thema Urbanität, Clubs, Lärmschutz und kulturelle Infrastruktur ernsthaft reden zu können.

Denn während London, Paris oder Amsterdam längst ernsthafte Planungen zum Umgang mit Tourismus, Clubkultur, Anwohnerschaft und städtischem Leben in den explodierenden Metropolen unternehmen, fragt sich Hamburg noch, ob ein G20-Gipfel nochmal denkbar wäre. Dabei geht es längst um ganz andere Werte. Was ist eine Stadt wert, wenn die Einwohner nichts mehr von ihr haben? Wenn sie sich den Interessen von Tourismus, Schönrederei und Eigentumsinteressen unterzuordnen hat. „Clubs und Kultur finde ich gut, aber bitte nicht in meiner Straße“ – ist ja nicht nur im Berliner Prenzlberg, der stark nach schwäbischer Dorfidylle anmutet, ein geflügelter Ausspruch von betuchten Neubewohnern.

Daher startete der Hamburger Dachverband von Live-Musik-Clubs, das Clubkombinat, zum Jahreswechsel die Kampagne „#FutureMusicCityHH“ und hängte zugleich eine Petition an. Die Forderungen waren konkret und auch auf Dialog ausgerichtet:

KONKRET BENÖTIGEN WIR:
#1. Ein Dialogforum für „Kultur(frei)räume“
#2. Mehr Open Air-Flächen für Musiknutzungen
#3. Fonds für Lärmschutz & grüne Energie
#4. Möglichkeiten, Gewerbeleerstände kreativ zu nutzen
#5. Bezahlbare Werbeflächen
#6. Keine Pflichtgebühren für unnötige Parkplätze
#7. Ausbau der Strukturförderung für Musikspielstätten & Veranstalter

Nun zieht der Verband seine Bilanz und diue kann sich sehen lassen: „Die Petition ist bereit zur Übergabe“ heißt die zentrale Botschaft, denn mehr als 10.000 Unterschriften wurden „für einen aktiven Kulturraumschutz“ gesammelt.

Auch Prominenz unterstützte das Bitten um Gehör: Olivia Jones, Madsen, DJ Mad, Rantanplan, Deniz Jaspersen (Herrenmagazin) und Deine Freunde riefen aktiv zur Kampagne und unter den Erstunterzeichnern fanden sich Namen wie Fatih Akin, Frank Otto, Lilo Wanders, Ina Bredehorn, Bernd Dopp, Deichkind, Chefboss, Sophia Kennedy, Lotto King Karl, Oke Göttlich und Reinhold Beckmann & Band.

Gesammelt wurden die Unterschriften online aber auch „per Hand“ in den Clubs. „Die Kampagne, bei der die Club- und VeranstalterInnenszene in Hamburg zunehmend existenzbedrohende Arbeits- und Rahmenbedingungen beklagt, verzeichnete eine bundesweite Beteiligung. Die größte Aufmerksamkeit wurde in den direkten Nachbarländern Schleswig-Holstein und Niedersachsen erzeugt, gefolgt von Nordhrein-Westfalen und Berlin. Innerhalb Hamburgs erhielt die Petition in den Bezirken mit der höchsten Club- und Veranstaltungsdichte Altona und Mitte, den größten Zuspruch. Insgesamt gaben 34% der Online-UnterzeicherInnen an, dass sie direkt von der Situation betroffen sind“, ist nun vom Clubkombinat zu vernehmen.

Parallel zur laufenden Kampagne wurden zu den verschiedenen Themenfeldern einige behördenübergreifende Gespräche geführt. Und auch auf politischer Ebene konnten (Teil)Erfolge verzeichnet werden: Ein Antrag der rot-grünen Regierungskoalition zur Stärkung der Hamburger Clubszene fand in der Bürgerschaft noch vor der Sommerpause regierungsübergreifend eine Mehrheit. Demnach fließen in den kommenden zwei Jahren (2019-2020) wie im Vorjahr 250.000 € pro Jahr für Strukturförderungen privater Musikbühnen in den Live Concert Account. Zusätzlich werden einmalig 50.000 € für Planungskosten von Sanierungsvorhaben bereitgestellt. Die Behörde für Kultur und Medien erhält einen Prüfauftrag für ein Hamburger Club-Kataster, ein bereits in Berlin etabliertes Tool zur Erfassung von Kultur(frei)räumen.

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Bleibt nur noch zu wünschen, Politik bräuchte nicht immer erst lauten Widerstand, um zu re-agieren, sondern wäre vorausschauend und eben agierend tätig. Aber das ist nicht nur in Hamburg eben ein Traum.

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