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„Kulturpolitische Eiszeit“

Letzte Woche geriet die berechtigte Übergabe von Petitionsunterschriften im Bezirk Harburg zum Eklat. Für einige SuedKultur-Aktive ist das leider längst Gewohnheit.

Als vergangene Woche über 2.300 Unterschriften zum Erhalt des bisherigen Rieckhofs an Bezirksamtsleiterin Fredenhagen übergeben wurden, geriet die Situation zum Eklat: Pressevertreter sollten nicht zugelassen werden, die Anwesenheit des Rieckhof-Geschäftsführers wurde als respektlos diffamiert und  wiederholt behauptet, die neuen Förderrichtlinien machten die Einleitung eines regelmäßigen Interessensbekundungsverfahren regelrecht notwendig. Die Situation ist festgefahren und leider für Kulturschaffende nichts Neues.

„Als wir schon im vergangenen Sommer, im Mai 2020, in einem Offenen Brief bemängelten, dass die vielen ungeförderten Kulturschaffenden im Bezirk Harburg erst recht in der Pandemie im Stich gelassen wurden, wurden wir prompt und regelrecht vorgeladen. Man sagte uns, dass wir nicht einfach einen offenen Brief versenden könnten. Der müsse vorab abgestimmt werden“, so Heimo Rademaker, Sprecher der Initiative SuedKultur. „Das wäre ja aber entgegen jeden Sinnes eines offenen Briefes!“

Und leider sei man es auch gewohnt, immer wieder nur hingehalten und mit teils falschen Behauptungen abgeschoben zu werden. „Dass kein Geld da sei, kennen alle aus Harburg – auch wenn der Stadtteilkulturetat seit Jahren nie ausgeschöpft wurde. Dass Verfahren unterschiedlich gehandhabt werden, wird auch schon mal abgetan, es gäbe eben unterschiedliche Verfahren. Und weil ich anmerkte, dass ich unsere Unzufriedenheit auch gegenüber der Kulturbehörde kundtat – denn an wen soll man sich denn sonst noch wenden? – wurde mir regelrecht klar gemacht, dass ich das gar nicht dürfe“, so erinnert sich Rademaker weiter. “Es ist echte Eiszeit im Dreigestirn von Kultur, Politik und Verwaltung und ich sehe nach wie vor keine gute Basis etwas zu entwickeln. Die Art und Weise wie Kultur hier in autoritäre Standards gezwungen werden soll, erinnert an tiefe 80er Jahre, als Stadtteilkultur im Grunde auch aus Protest ihre Geburtsstunde erlebte. Damals sagte man gerne: „Geh´ doch rüber, wenn es dir hier nicht passt“ und das Thema war erledigt. Ich habe meine Zweifel, dass man so heute noch agieren kann. Einfach miteinander reden macht so im Moment keinen Sinn!“

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