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Plädoyer an die Politik

Mein Name ist Sophie und ich bin Denkerin. Ich sitze nicht ausschließlich in meinem stillen Kämmerlein, sondern denke manchmal auch laut.

Es geht mir darum, Nägel mit Köpfchen zu machen.

Zwei Vergleiche drängen sich mir auf, um zu veranschaulichen, was ich meine.

Das erste Sinnbild gleicht der Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen.

Das zweite drückt den Wunsch aus, aus all dem Stroh um mich möge Gold gesponnen werden.

Meinen Namen kennt ihr schon, jetzt lüfte ich das Geheimnis meiner Herkunft: Ich komme aus dem kaufmännischen Bereich. Und ich verrate euch noch mehr: Ich strebe nach Berufungstätigkeit. Die Tätigkeiten übe ich z. T. schon aus, kann mir allerdings nichts davon kaufen. Das geht nicht nur mir so, sondern auch vielen anderen Kulturschaffenden wie Musikern, Künstlern und Autoren.

Wer glaubt, dass Kunst oftmals brotlos ist, hat Recht. Aber an dieser Vorstellung ist trotzdem etwas grundlegend falsch. Es muss doch nicht so sein, oder? Ist es ein ungeschriebenes Gesetz, dass Künstler Existenzängste brauchen wie andere Leute Hab und Gut? Auch Menschen, die einem inneren Ruf folgen, haben Grundbedürfnisse wie Essen, Kleidung und ein Dach über dem Kopf. Es lässt sich NICHT besser schaffen, wenn man von der Hand in den Mund lebt.

Kultur ist ein besonderes Gut, vielleicht das höchste überhaupt. Es will mir nicht einleuchten, warum die öffentlichen Haushalte mit Vorliebe dort sparen und streichen oder erst gar keine Förderung bewilligen, wo es besonders nötig ist.

Die Steuereinnahmen sprudeln und trotzdem ist kein Geld da. Hokuspokus ist es weg. Löst sich in Luft auf, verschwindet spurlos, wandert in die Taschen der Großen und Reichen, um sicher und trocken in Steueroasen zu liegen, oder verwandelt sich in eine schwarze Null.

Mein Plädoyer an die Politik: Lasst das nicht zu – und euch die Kultur etwas kosten!

Denn sonst besteht unsere Gesellschaft irgendwann aus einer voll verblödeten Herde von genmanipulierten Schafen, die in Konsumtempeln gehalten wird, um ihrer einzigen Bestimmung nachzukommen: zuhauf Zeug zu kaufen, damit das Wirtschaftswachstum hält, was die Weisen versprechen.

Im Wettbewerb des Verlustes von ideellen Werten liegen wir in der westlichen Welt bedenklich weit vorne. Daher mein Appell, mehr Förderung zu fordern.

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