- Tiefgang - https://www.tiefgang.net -

„Spiegel der Geschichte“

Oft werden Straßennamen zur Ehrung verdienter Bürger vergeben. Doch das Bild über ihre Verdienste kann sich ändern.

Die Frage nach dem Umgang mit Verkehrsflächen, die nach Personen mit einer möglichen NS-Belastung benannt sind, ist nicht nur eine historische, sondern auch eine politisch-moralische. Das Staatsarchiv hat sich daher in den vergangenen Jahren mit zahlreichen Einzelfällen beschäftigen müssen.

Die Behörde für Kultur und Medien hat nun eine Kommission, bestehend aus Expertinnen und Experten für erinnerungspolitische Fragestellungen, berufen, die einheitliche Entscheidungskriterien für den Umgang mit NS-belasteten Straßennamen in Hamburg entwickeln und gegebenenfalls Empfehlungen zu möglichen Umbenennungen aussprechen soll.

Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien, hat die Kommissionsmitglieder anlässlich der ersten gemeinsamen Sitzung in der Behörde für Kultur und Medien begrüßt: „Straßennamen sind auch ein Spiegel unserer Geschichte. Immer wieder müssen wir uns der kritischen Vergangenheit einzelner geehrter Personen und damit auch unserer Geschichte stellen. Bis heute fehlen uns hier die einheitlichen Entscheidungskriterien, mit denen wir Personen, die wir heute nicht mehr ehren würden, kritisch einordnen oder Straßen umbenennen. Die Kommission wird uns nicht nur Hinweise zum Umgang mit NS-belasteten Straßennamen geben, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung unserer Geschichte leisten.“

Gründungsmitglieder der Kommission sind:

Das Staatsarchiv hatte den Historiker Dr. David Templin bereits im Mai 2017 beauftragt, 58 Personen, nach denen Straßen in Hamburg benannt sind beziehungsweise benannt werden könnten, im Hinblick auf eine mögliche NS-Belastung zu überprüfen. Ziel der Studie war, Kurzbiographien zu erstellen und Kategorien zur Klassifizierung der NS-Belastung der Personen zu entwickeln. Anhand der entwickelten Typologie sollten Einzelfälle verglichen und bewertet werden. Darauf aufbauend wird nun die Kommission einheitliche Entscheidungskriterien für den Umgang mit NS-belasteten Straßennamen in Hamburg entwickeln sowie Empfehlungen zu möglichen Umbenennungen erarbeiten.

Weitere Infos unter: www.hamburg.de/strassennamen [1]

Neben dem Umgang mit NS-belasteten Straßennamen rückt auch der Umgang mit kolonialen Straßennamen immer mehr in den Fokus. Zum 1. September 2020 konnte im Staatsarchiv Hamburg eine Projektstelle besetzt werden, die innerhalb eines Jahres eine Fachstrategie zur Umbenennung kolonial belasteter Straßennamen im Rahmen der Aufarbeitung des kolonialen Erbes erarbeiten soll.

Quelle: www.hamburg.de/bkm [2]

 

Related Post

Druckansicht [3]     [4]