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Stroh zu Gold

Um Kunst zu verstehen, muss man sie zunächst einmal zulassen. Dann aber bietet sie einem neue Welten. So bald auch in einer Ausstellung der Künstlerin Irmgard Gottschlich in Heimfeld.

Für Irmgard Gottschlich  ist das Zeichnen von Beginn ihrer künstlerischen Tätigkeit an die Sprache, mit  der sie sich am unmittelbarsten ausdrücken kann. Anfangs klassisch auf Papier wurden später andere Materialien zu Trägern der Zeichnung wie etwa große Tücher und Matratzen. Die  Zeichnungen auf Papier, gerahmt und ungerahmt wurden Teile von größeren Rauminstallationen.

In der Heimfelder Galerie „Alles wird schön“ sind Farbstiftzeichnungen mit freien figurativen Formen zu sehen, die ganz klassisch gerahmt an die Wand gehängt werden. Thematisch geht es um das Verhältnis von Mensch zu Tier und Natur und oft im Zusammenhang mit Märchen und Mythen oder den sogenannten ´stummen Zeugen der Archäologie`. In der Nähe der ecriture automatique angesiedelt, ist für Irmgard Gottschlich das Zeichnen ein intuitives automatisches Hinschreiben. Erst im laufenden Prozess wird es langsam eine Art Erkennen, das dann ermöglicht, was vorher unbekannt war. Dazu bezieht sie sich gerne auf den Maler und Kunsttheoretiker Willi Baumeisters und sein Werk und seine Aussage in „das Unbekannte in der Kunst“: „Auch der tätige Künstler selbst erfährt neue Werte“. Umgekehrt kann sich aber für sie auch im Betrachtungsvorgang durch den Rezipienten eine derartige Erfahrung einstellen. So können die abgebildeten Figuren – für das allgemeine Bewusstsein oft nicht zusammengehörende Dinge –   durch ihre Interaktion mit anderen eine über sie hinausgehende Erweiterung anbieten.

Neben Arbeiten auf Papier sind in der Ausstellung in Heimfeld auch zwei große mit Farbstift bezeichnete Tücher zu sehen. Auch hier geht es um ein fast automatisches An- und Übereinander–Zeichnen von Pflanze,  Tier, Mensch und Formen.

Auf einer Art Labor-Tisch sind Skizzen, Überarbeitungen, Texte zu den verschiedensten thematischen Überlegungen und dem prozesshaften Suchen nach möglichen Lösungsansätzen zu sehen.

Der Titel der Ausstellung STROH ZU GOLD ist an das Märchen „Rumpelstilzchen“ angelehnt und weist auf Gottschlichs Grundkonzept des künstlerischen Handelns hin:  das Positive betonen und nicht das Negative illustrieren.

Irmgard Gottschlich  wohnt und arbeitet mit ihrem Mann und ebenfalls Künstler Harald Finke in Rehlingen, im Süden Hamburgs. Sie wurde 1939 in Hamburg geboren und studierte in den 70er Jahren Malerei und Grafik in Hamburg. Seither hat sie bundesweit ausgestellt und an Ausstellungen mitgewirkt in Hamburg, Mannheim, Lübeck, Magdeburg oder Essen und auch als Jurorin und Kuratorin gewirkt.

Über sich selbst und den künstlerischen Impuls sagte sie in einem Interview in ´Tiefgang` (Juni 2017) [1]: „Mein Leben ist eigentlich ganz normal verlaufen – Kindheit, Ehe, Kinder. Irgendwann habe ich gemerkt, dass unsere normalen gesellschaftlichen Bedingungen und Regeln nicht mit mir übereinstimmen.“

Zur Eröffnung am Freitag, 16.August um 19h wird die Ausstellung von Alles-wird-schön-Hausherr Jürgen Havlik eröffnet und zum künstlerischen Schaffen spricht niemand Geringeres als Kulturmanager und künstlerischer Leiter des Speichers am Kaufhauskanal, Henry C. Brinker.

Die Ausstellung selbst ist dann bis zum 30. August zu sehen. Dienstags bis freitags zwischen  14-18 Uhr und samstags von 16 bis 18 Uhr. Ort: Alles wird schön e.V., Friedrich-Naumann-Straße 27, 21075 Hamburg, www.alles-wird-schoen-e-v.de [2]

Website: www.irmgardgottschlich.de [3]

Publikationen: irmgardgottschlich.de/Kuenstlerbuecher [4]

Zwei Werke Gottschlichs sind auch in der Kunstleihe Harburg zu sehen und verfügbar, jeweils sonntags 12-17h, im Nachbarschaftstreff Eißendorfer Straße 124, 21073 Hamburg, www.sued-kultur.de/kunstleihe [5].

 

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