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Vorfreude

Mein Name ist Sophie und ich bin Denkerin. Voller Vorfreude denke ich an die SuedLese im Frühjahr.

In meiner blühenden Fantasie stelle ich mir bereits Orte, Menschen und Begegnungen im Kontext vor. Aus Erfahrung weiß ich, SuedKultur wird einen bunten Mix bieten.

Ich selbst möchte auch mitmischen. Ohne lange nachzudenken, unternahm ich den ersten Schritt, bevor mein Zweifel mir dazwischen quatschen konnte, denn er mag es nicht, wenn ich unsichtbare Grenzen verschieben will. Er möchte wenigstens gefragt werden. Aber ich kenne das schon: er versucht dann, mir allerlei auszureden, manchmal sogar zurecht. Weil mich das ziemlich ausbremsen kann, kommt mein erster Impuls ihm einfach zuvor. Mein Ansinnen führte dann also im Nachhinein zu Bedenken, die seinerseits geäußert wurden. Ich habe das Selbstgespräch heimlich aufgezeichnet.

Er fragte besorgt: „Kannst du das so machen? Was werden die anderen von dir denken? Wirst du verstanden? Hört dir überhaupt jemand zu?“

Er berührt gerne meinen wunden Punkt. Er weiß um meine Empfindlichkeit. Ich fürchte mich nicht im Dunkeln, aber vor Kritik, die mich bis ins Mark treffen könnte. In der Sorge, mich unbeliebt zu machen, schwingt die Gretchenfrage mit: Was mögen Mitmenschen von mir halten und was erwarten sie von mir? Mein Zweifel hat keine Ahnung und leider auch keine besonders gute Meinung von mir: „Du bist zu egozentrisch. Immer gehst du von dir aus. Man wird dich – Gott bewahre! – für was weiß ich was halten, für eingebildet beispielsweise. Halte dich lieber zurück. Ich sag dir, das geht schief. Überleg mal, was passiert, wenn jemand dich doof findet, hm?!“

Mein Vertrauen ergriff die andere Partei. „Was sollte schon schlimmstenfalls passieren? Glaub´ doch einfach mal an die gute Gelegenheit. Etwas mit Hingabe zu machen, ist das Beste, was man machen kann. Ist es nicht wundervoll, ein Teil dieser großartigen Schöpfung zu sein, Wunder zu sehen und anzusprechen, sinnlich und geistreich zu sein und das weiter zu vermitteln? Es ist eine weihevolle Aufgabe, mich – das Vertrauen – in die Welt zu setzen. Teile sie mit… den Leuten.“

Der Zweifel rollte bei diesem schwülstigen Gelaber mit den Augen und blieb skeptisch. „Hört sich alles ganz toll an, aber HAST du dieses Vertrauen auch wirklich? Und bleibt es bei dir oder verlässt es dich, wenn es mal schwierig wird?“

Ich überlegte. Ja, stimmt schon, es hat mich schon oft in Stich gelassen. Aber es kam auch immer wieder zurück zu mir. Immerhin. Früher war mein Zweifel so laut, ich konnte mein eigenes Wort nicht verstehen. Dann wurde er langsam leiser, als er zunehmend Respekt vor mir bekam.

Doch ein komischer, kleiner Restzweifel hielt sich hartnäckig und flüsterte mir die Frage zu: „Was, wenn die Welt untergeht, wenn du versagst? Wie und wo willst du dann leben? – Ich merke schon, du hörst nicht mehr auf mich…, aber komm´ dann hinterher nicht an und jammere mir die Ohren voll!“

Die Zuversicht zwinkerte mir zu: „Wäre ja gelacht.“

Die Genugtuung wollte für den Notfall ein Trostpflaster für mich bereithalten: „Immerhin hast du es dann wenigstens versucht und dein Bestes gegeben.“

Stimmt. Irgendwie alles.

Und so werde ich mich also Mitte März auf die Bühne wagen – oder noch lieber auf Augenhöhe unter Zuhörern sitzen, denen hoffentlich gefällt, was ich ihnen zu sagen und vorzulesen habe. Im Ausnahmefall gestatte ich sogar Zwischenrufe, z. B. wenn man mich nicht oder falsch versteht.

 

 

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