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Das sind wir – Opfer des Zweiten Weltkriegs

Eine Gruppen Ehrenamtlicher hat sich über lange Zeit mit den Geschichten nationalsozialistischer Opfer aus der Samtgemeidnde Fredenbeck befasst. Nun werden Ergebnisse vom 13. Mai bis 18. Juni im Stader Schwedenspeicher ausgestellt.

Seit mehreren Jahren erforscht eine Gruppe von Ehrenamtlichen des Heimat- und Kulturkreises Kutenholz e.V. die Geschichten der Opfer des Nationalsozialismus in der Samtgemeinde Fredenbeck. Es geht um Kinder von Zwangsarbeiterinnen und KZ-Häftlinge, um Opfer der NS-Physiatrie, Kriegsgefangene oder Soldaten der Alliierten, die zum Kriegsende auf tragische Weise ihr Leben ließen. Ein besonderer Fokus liegt auf den Recherchen zum Schicksal einer britischen Einheit, die in Kutenholz bei einem Angriff getötet wurde.

Bei der Recherche nach den Familien der Opfer entstand ein internationales Netzwerk mit Kontakten nach Frankreich, Australien, Kanada, England, Schottland und Singapur. Viele Betroffene sind dankbar, dass sie nach Jahrzehnten endlich erfahren, was mit ihren Angehörigen geschehen ist.

Nicht nur in der Region gibt es ein breites Medienecho zu den Forschungen. Die Arbeit der Geschichtsinteressierten erregt auch im Ausland viel Aufmerksamkeit. Mehrere Zeitungen berichteten bereits, darunter auch die Daily Mail. Der britische Fernsehsender ITV News Central half den Kutenholzern erfolgreich bei ihrer Suche nach Angehörigen. Auch Radio BBC Sheffield sendete ein halbstündiges Live-Interview mit Debbie Bülau. Sogar die inzwischen verstorbene Queen Elisabeth II. schickte zwei Dankesschreiben aus Windsor Castle in das kleine Kutenholz, denn einer der verstorbenen britischen Soldaten war ihr persönlich bekannt. Viele besondere Freundschaften sind aus diesem Projekt heraus entstanden.

Im Mai 2022 wurden in Kutenholz Gedenkstelen für die Opfer errichtet. 15 Angehörige britischer Soldaten reisten zur Einweihung in das kleine Geestdorf. Aus diesem Anlass erarbeiteten die Vereinsmitglieder Debbie Bülau, Torsten Henneken und Frank Hoferichter eine Ausstellung zu ihren Rechercheergebnissen, die seitdem immer wieder erweitert und ergänzt wird. Die Ausstellungsmacher*innen wollen die Geschichten von Menschen erzählen, deren Schicksale viel zu lange vergessen bzw. bewusst verschwiegen worden sind. Ihre Hoffnung: „Vielleicht regt es die Besuchenden der Ausstellung an, auch einmal über die Schwelle der eigenen Haustür zu schauen und die Schicksale der Opfer in ihrem lokalen Umfeld zu erforschen.“

Informationstafeln in deutscher und englischer Sprache zeichnen die Biografien der Opfer nach. Fotos zeigen einige von ihnen während der Kriegsjahre – als Soldaten der Alliierten oder als Opfer der NS-Psychiatrie. Zeitungsartikel aus aller Welt zeugen von der internationalen Bedeutung der Recherchen. Hinzu kommen Bodenfunde. Sondengänger Frank Hoferichter war im Auftrag der Kreisarchäologie Stade auf einem Acker am Kutenholzer Ortsrand unterwegs und hat dort Panzerteile gefunden. Acht britische Soldaten starben hier aufgrund von Explosionen in ihren Fahrzeugen. Unterstützt durch den Kreisarchäologen Daniel Nösler und weitere Forscher*innen soll nun der abgesprengte Turm des Panzers gesucht werden. In ihm befinden sich vermutlich noch die menschlichen Überreste von zwei britischen Soldaten. Nach fast 80 Jahren sollen diese beiden Männer endlich in einem angemessenen Grab bestattet werden können. Die Ausstellung ist ein großartiges Beispiel bürgerlichen Engagements. Sie zeigt auf berührende Weise, wie wichtig es ist, auch 78 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, weiter zu forschen und die persönlichen Schicksale der Opfer des Nationalsozialismus aufzuarbeiten.

Öffentliche Führungen durch Debbie Bülau und Frank Hoferichter:

Sa. 13.05.2023, 15 Uhr

So. 21.05.2023, 15 Uhr
Abendvortrag von Debbie Bülau zu den Forschungen und dem zugehörigen Gedenkprojekt:

Di. 06.06.2023, 19.30 Uhr

Weitere Informationen und Kontaktaufnahme mit dem Rechercheteam: www.gedenkorte-kutenholz-und-umgebung.de [1]

 

 

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