Stader Spieleabende zur Ausstellung UNTOT

Spielerische Archäologie

Spiele mit den UNTOTEN - jetzt in Stade!

Neue Wege der Wissensvermittlung sind allerorten gefragt. In Stade wird zur Ausstellung UNTOT nun auch gespielt.Seit November letzten Jahres läuft im Stader Schwedenspeicher die Ausstellung UNTOT. Das Thema: Im Totenbrauchtum drücken sich soziale, religiöse und kulturelle Vorstellungen ebenso wie persönliche Bindungen aus. Auch sind Sinngebungsprozesse am Werk: die Bewältigung von Verlusten für die Gemeinschaft der Lebenden und die Fürsorge für das Seelenheil der Toten. Bestattungsriten unterscheiden sich von Region zu Region und durch die Zeiten hinweg. Doch jede deutliche Abweichung von Bestattungen fällt bei Ausgrabungen auf. Dann mag der Zufall am Werk gewesen sein, hinter den meisten Abweichungen aber verbirgt sich eine Intention.

Die Ausstellung geht den wiederkehrenden Toten im deutschsprachigen Raum nach und den Maßnahmen, die man gegen sie ergriff. Eine konzentrierte Auswahl von Grabsituationen, begleitet von archäologischen Zeugnissen vom 10. bis 19. Jh. werden in dieser Ausstellung präsentiert. Darunter sind Bestattungen aus Harsefeld, Oldendorf, Riensförde, Ohrensen und der Hansestadt Stade ebenso wie aus Velbert-Neviges (Nordrhein-Westfalen), Molzbichel (Kärnten) oder Büren an der Aare (Bern). Darüber hinaus sind in der Ausstellung zahlreiche Zeugnisse aus der Popkultur zu entdecken. Seit der Literarisierung im 19. Jh. sind Untote aus diesem Bereich kaum wegzudenken. Hier zeigen sich Kontinuitäten zu Glaubenswelten, die es gegeben hat oder noch immer gibt. Aber es zeigen sich auch Verwandlungen und radikale Brüche, mit denen der Blick auf bislang Unreflektiertes gelenkt wird und Phantasmen beflügelt werden. Mit der Präsentation von historischem Material, Vielfältigem aus der Popkultur und künstlerischen Arbeiten von Leah Gordon, L und Alexandra Meyer wirft die Ausstellung Schlaglichter auf Erzählungen über fortlebende Untote.

Jetzt aber geht es auch noch spielerisch an das Thema heran.

Die Vorstellungen von Untoten sind so alt wie die Menschheit selbst und genauso lange schon werden sie auch gejagt. Besonders lebendig wurde der Glaube in Europa des 14. Jh. bis 16. Jh., als der Kontinent nur wenige Jahrzehnte von Seuchenzügen verschont blieb. Oft wurden ganze Gemeinschaften ausgelöscht. Personifikationen des Todes, der Sensenmann oder musizierende und tanzende Tote, wurden zum Bildsujet. Und auch die Wirklichkeit ergriffen Angstfantasien. Bereits zu Grabe getragene Menschen gerieten in den Verdacht der Ruhelosigkeit. Köpfe wurden abgetrennt, Leichen verstümmelt, gefesselt oder versteint. Jeden Menschen konnte ein solcher Verdacht ereilen. Niemand war vor der Verdammung zum Untoten sicher, wenn es die Gemeinschaft so entschied. Selten sind individuelle Schicksale bekannt. In archäologischen Befunden, anthropologischen Untersuchungen und historischen Zeugnissen deuten sie sich manchmal jedoch an. Menschen am Rande der Gesellschaft schienen für das Untoten-Stigma besonders gefährdet gewesen zu sein.

Anlässlich der jüngeren Forschungen der Stader Kreisarchäologie spürt die Ausstellung „UNTOT. Archäologie BISS Popkultur“ dem Glauben an ruhelose Tote und seinem Nachhall in der Kulturgeschichte nach. Archäologische Befunde des Landkreises Stade werden von überregionalen Forschungsergebnissen und Grabungsfunden aus mehr als tausend Jahren begleitet und treten in einen Dialog mit volkskundlichen Belegen. Werke aus der jüngeren Kulturgeschichte des Gruselns und der Popkultur ergänzen die Schau.

Auch in zahlreichen Gesellschaftsspielen wimmelt es von den Untoten – von Zombies und Vampir*innen und anderen Wesen der Nacht. Die im Spiel auszutragenden Kämpfe erinnern, reflektieren und verwandeln was sich einst in der Wirklichkeit zugetragen an. Für die Museen Stade ist dies der Anlass, sich am 16.1., 20.2. und 5.3. jeweils dienstags um 18 Uhr spielend diesen Dynamiken zu widmen. Drei Spiele, die ganz unterschiedliche Welten eröffnen, stehen an jedem der Abende bereit:

„Werwölfe: Vampirdämmerung“ ist ein schnelles Spiel für 3-10 Personen aus der beliebten Ravensburger Werwölfe-Reihe. Langsam bricht hier die Nacht über einer kleinen verschlafenen Stadt herein. Nach und nach werden die Bewohner*innen in blutsaugende Gestalten verwandelt. Glücklicherweise haben einige der Einwohner*innen besondere Kräfte, mit der die Bedrohung besiegt werden kann. Die Mitspieler*innen versuchen ihrem Team zum Sieg zu verhelfen. Dazu schlüpfen sie in eine geheime Rolle oder erhalten eine besondere Fähigkeit. An einem einzigen Abend wird das Dorf entscheiden, wer zu den Vampir*innen gehört … denn die Kreaturen der Nacht zu finden ist alles was zählt, um zu gewinnen! Im Übereifer der Dorfgemeinschaft fallen manchmal auch Vampir*innen dem Tod anheim, die gar keine sind.
Im Hack-&-Slay-Klassiker „Zombicide: 2. Edition“ von CMON für 1-6 Personen sind die Rollen von Beginn an klar verteilt. Eine Welt wie wir sie kennen, gibt es nicht mehr. Zombie-Horden ziehen durch die Ruinen einstiger Zivilisation. Eine kleine Gruppe ganz gewöhnlicher Leute hat überlebt. Tag um Tag wächst sie über sich hinaus und durchstreift die Stadt auf der Suche nach Vorräten, Rache und nach Spaß – natürlich auf Kosten der Zombies. Doch je mehr der blutrünstigen Untoten getötet werden, desto mehr erscheinen! Angriffe wollen also wohl koordiniert sein und Alleingänge sind unerwünscht.
Richard Garfields „The Hunger“ (Pegasus-Spiele) für 2-6 Personen dagegen ist ein Wettrennen. Die Spieler*innen werden im Spiel selbst zu Vampir*innen. Nur bis zum nächsten Sonnenaufgang ist Zeit, das eigene Überleben zu sichern, Menschen zu jagen, die Fähigkeiten zu verbessern und Unterstützung zu finden. Doch das Deckbauspiel kommt mit einem überraschenden Twist. Denn die Menschenjagd hat ihren Preis. Mit dem Anwachsen des Decks büßt man an Geschwindigkeit ein. Wird dann die Rückkehr zum sicheren Schloss noch möglich sein?
Kein Schloss – aber ebenso düster-romantisch: Die Spieleabende finden in den Räumen des Heimatmuseums statt. Die Teilnahme ist kostenlos und ab 12 Jahren empfohlen. Die Regeln werden vor Ort erklärt, eine Vorbereitung ist also nicht notwendig.

LET’S SLAY

Spieleabende zur Ausstellung UNTOT

Dienstag | 16.1. | 20.2. | 5.3. | jeweils 18 Uhr

Teilnahme kostenlos, ab 12 Jahre | Ort: Heimatmuseum Stade, Inselstraße 12, 21682 Stade

 

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