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„Der eigentliche Thriller muß warten“

Ihre Krimis spielen in Thüringen, sie aber lebt und arbeitet in Hamburg-Harburg. Im März liest sie bei der ´SuedLese` aus dem neuen Krimi „Außenseiter“. Wir wollen es vorher wissen …

Tiefgang (TG): Das Buch „Außenseiter“, das Du Ende März im Rahmen der SuedLese in Rönneburg vorstellen wirst, ist Dein zweiter Krimi. Worum geht es?

Birgit Storm: Das ist gar nicht so einfach zu beantworten, denn es sind im Grunde genommen zwei parallel verlaufende Handlungsstränge, die ich am Ende des Buches zusammenführe. Es geht um Paul, ein Heimkind aus DDR-Zeiten, der auf der Suche nach seiner Herkunft ist und durch wiederholte Misserfolge zu drastischen Maßnahmen greift. Währenddessen müssen die Kommissare Theo und Matze den Überfall auf einen Obdachlosen aufklären. In beide Fälle ist Theos Familie involviert, dass macht die Sache kompliziert.

TG: 2016 hast Du bei der SuedLese schon Dein Erstlingswerk „Ein Schuss zu viel“ vorgestellt. Werden die Hauptpersonen Theo und Matze Dein festes Inventar, oder sind es gar schon?

Storm: Das sieht fast so aus. Eigentlich wollte ich nur den einen Thüringer Krimi schreiben, aber mir – und vor allen Dingen meinen Lesern – sind die beiden Kommissare sehr ans Herz gewachsen und obwohl „Außenseiter“ erst seit kurzem auf dem Markt ist, werde ich schon nach einem dritten Band mit den beiden gefragt.

TG: In „Außenseiter“, Du erwähntest es gerade, dreht es sich auch um das durchaus sensible Thema Heimkinder der DDR. Warum das?

Storm: Ich versuche immer auch einen regionalen geschichtlichen Aspekt in meine Krimis einzuflechten. Vor einigen Jahren hatte ich mehrere Zeitungsartikel über die Heimkinderziehung in der DDR und die anstehenden Rehabilitierungsverfahren gelesen. Das hat mich sehr berührt und ich habe weiter recherchiert und mich dann entschieden, diese Problematik in mein neues Buch einzubringen.

TG: Wieso spielen überhaupt Deine Krimis in Thüringen und nicht in Hamburg, wo Du arbeitest und lebst?

„Der Thüringer Krimiwettbewerb war der Auslöser!“

Storm: Ich hatte „Ein Schuss zu viel“ eigentlich nur für den Thüringer Krimiwettbewerb geschrieben. Das war der Auslöser, denn ich hatte bis dahin an einem Thriller geschrieben, der in Hamburg, Stockholm, Washington, New York und Moskau spielt. Ich hatte mich also als Anfängerin gleich global ausgetobt. Dann wusste ich nicht, wie man solch ein Manuskript bei einem Verlag unterbringt. Ich fand heraus, dass es gut sei, an einem Wettbewerb teilzunehmen. Der einzige Krimi-Wettbewerb, der zu dem Zeitpunkt ausgeschrieben war, war der Thüringer Krimiwettbewerb. Der Inhalt der Werke musste Bezug zu Land und Leuten aus Thüringen herstellen … Also entschied ich mich spontan, einen neuen Krimi zu schreiben. So ist „Ein Schuss zu viel“ entstanden, der den Mord an einem Athleten beim Biathlon Weltcup in Oberhof zum Inhalt hat. Mit dem Roman gehörte ich zu den drei Finalisten des Wettbewerbes, worüber ich mich sehr gefreut habe. Der eigentliche Thriller wartet also immer noch.

TG: Wie bist Du überhaupt zum Schreiben gekommen?

Storm: Durch Zufall, beim Schreiben von Lernjobs für meine Schülerinnen.  Ich hatte bis dahin immer viel gelesen, aber nie übers Schreiben nachgedacht. Und jetzt möchte ich gar nicht mehr damit aufhören, ich habe noch so viele Ideen im Kopf.

TG: Du arbeitest in Hamburg an einer Berufsschule im Bereich Medizin und Sport? Welche Verbindung gibt es von dort zu Deinen Krimis? Gibt es sie überhaupt?

Storm: In der Schule hatte ich die Aufgabe, Unterrichtsmaterialien zum Thema Mikrobiologie zu erstellen. Dabei kam mir der Gedanke, das Ganze spannender zu gestalten und ich habe dann parallel begonnen, einen Thriller zu schreiben. Den, der noch warten muss … Dort geht es um eine Bedrohung mit biologischen Waffen.

Derzeit arbeite ich schwerpunktmäßig an einer Wilhelmsburger Stadtteilschule und unterstütze die SchülerInnen in ihrer Berufsorientierung. Aspekte dieser Arbeit finden sich im Krimi „Außenseiter“ wieder, denn der Sohn meines Kommissars Theo muss sein Betriebspraktikum machen …

TG: Du warst schon bei der ersten SuedLese dabei – im „MehrWert-Café“ in Heimfeld. Dieses Jahr im „Restaurant Rönneburger Park“ – eben in Rönneburg. Ist SuedLese ein Format für Dich, das Lust auf mehr macht?

Storm: Ich finde es großartig, dass ihr hier in Harburg das kulturelle Angebot mit der „SuedLese“ vielfältiger macht. Es gibt tolle Orte und Personen, die ihre Räumlichkeiten, Zeit und Energie dafür zur Verfügung stellen. Vielleicht werden es ja langfristig immer mehr und wir leben doch nicht auf der „falschen Seite vom Fluss“. (Anm. d. Red.: darauf spielte das Vorwort im Programmheft mit Bezug auf Heinz Strunk an)

Ich habe allerdings im letzten Jahr und in diesem Jahr wieder sehr spät von der „SuedLese“ erfahren, obwohl ich immer mal wieder gegoogelt aber nichts gefunden hatte. Erst als die ersten Autoren ihre Termine veröffentlich hatten, habe auch ich es dann mitbekommen. Somit waren dann schon viele Locations und Termine belegt und ich bin etwas in Stress geraten, weil ich unbedingt mitmachen wollte. Irgendetwas mache ich da wohl falsch.

TG: Gibt es literarische Vorbilder für Dich?

Storm: Nein, direkte Vorbilder habe ich nicht. Ich lese sehr gerne skandinavische Krimis, wie zum Beispiel die Stig Larson Trilogie. Ich mag eine einfache, klare Sprache, bin aber nicht auf bestimmte Genres oder Autoren festgelegt. Wenn ich in den Urlaub fahre, sind immer mehrere Bücher im Gepäck und ich entscheide dann je nach Stimmung, womit ich beginne. Zumindest fängt Urlaub für mich erst an, wenn ich das erste Buch gelesen habe …

TG: Was magst Du an Hamburg und Harburg besonders?

Storm: Ich bin ja ein Nordlicht und in Husum am Meer aufgewachsen. Auch in Hamburg bin ich am liebsten am Wasser, egal ob an der Elbe, Alster, den Kanälen oder umliegenden Seen.  Im letzten Jahr habe ich mir ein Standup-Paddelboard zugelegt und in diesem Sommer möchte ich dann damit auch die Stadt vom Wasser aus erkunden. Darauf freue ich mich schon sehr. Kulturell bietet Hamburg viel und jeder, der was unternehmen möchte, hat reichlich Auswahl. Ich freue mich schon auf das erste Konzert in der Elphi, Karten habe ich aber noch keine.

TG: 2016 entschied der BGH, dass die Verwertungsgesellschaft Wort, die sich um die Urheberrechte der schreibenden Zunft kümmert, diese Tantiemen vor allem an Autoren und nicht mehr auch an die Verlage ausschütten darf? Hat sich was im Verhältnis zum Verlag geändert oder wird es das?

Storm: Ich weiß, dass es diese Änderung gibt, aber ich schreibe bei einem kleinen Verlag und wir haben bisher noch nicht über dieses Thema gesprochen.

TG: Bücher erscheinen heutzutage oft auch als E-Books. Wird das die Zukunft sein oder bleibt es beim guten alten Papier?

Storm: Meine beiden Bücher sind auch als E-Books erhältlich und das finde ich gut so. Viele Leser freuen sich darüber, dass auf einem Reader die Schriftgröße und Helligkeit nach Bedarf eingestellt werden können und dadurch auch mit Augenproblemen jedes Buch lesbar ist. Auch wenn jemand, so wie ich, im Urlaub gerne mit einer Auswahl Büchern unterwegs ist, bietet sich ein Reader an. Ich besitze selbst noch keinen, denke aber immer häufiger darüber nach. Grundsätzlich hoffe ich aber, dass auch das gute alte Papier bleibt. Irgendwie liebe ich dieses haptische Gefühl beim Umblättern, das Rascheln der Seiten und an der Lage meines Lesezeichens zu sehen, wieviel ich schon geschafft habe und was noch alles an Spannung und Emotionen vor mir liegt.

 „Warum nicht auch einmal eine Lesung in Rönneburg?“

 TG: Die Lesung bei der 2. SuedLese 2017 wird im „Restaurant Rönneburger Park“ stattfinden. Das hast Du selbst organisiert. Wie bist Du auf diesen Ort gekommen? Was erwartet uns?

Storm: Ich hatte ja schon erzählt, dass ich wieder mal spät dran war. Also habe ich mich in meiner näheren Umgebung umgeschaut. Warum nicht auch einmal eine Buchlesung in Rönneburg durchführen? Das „Restaurant Rönneburger Park“ liegt sehr zentral, ist auch mit dem Bus gut zu erreichen und hat einen vom Restaurant abgetrennten Saal. Also habe ich dort angefragt und sofort eine Zusage bekommen. Meine Buchlesung ist die erste dort und ich hoffe, dass es ein schöner Abend wird, an dem sich zumindest die Rönneburger über einen kurzen Weg freuen können.

TG: Lohnen wird es sich auf jeden Fall – auch wenn es ein paar Meter sein sollten! Wir danken für das Gespräch!

 

Birgit Storm liest im Rahmen der SuedLese-Literaturtage am Mo., 27. März um 19.30h im Restaurant „Rönneburger Park“, Küstersweg 15, 21079 Hamburg-Rönneburg aus ihrem aktuellen Krimi „Außenseiter“.

 

Das Buch:

Birgit Storm – Außenseiter [1], erschienen im Sept. 2016, Taschenbuch, 220 Seiten, Spica Verlags- & Vertriebs GmbH, ISBN-10: 394673202X , 12,6 x 2 x 19,3 cm; Preis: 10,80€

 

(Das Interview führte Heiko Langanke, 23. Feb. 2017)

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