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Der literarische Endspurt

Über vier Wochen stand die Literatur in all ihren Facetten im Fokus des Hamburger Südens. Nun geht es in den Endspurt … Auf einem Laster, einem Rad, einem Sandberg, unter einem Kirschbaum oder am Fenster – im Süden Hamburgs luden zum 7. Male die SuedLese-Literaturtage zu Angeboten rund um die Literatur ein und hunderte von Menschen von 4 bis über 80 Jahren genossen trotz oft sommerlichen Wetters das Lesen in Präsenz.

Nun neigt sich der Wonnemonat Juni und auch die SuedLese dem Ende und hat doch noch einige Überraschungen parat.

So startet die Woche am Mo., 27. Juni um 11 Uhr beim Poesie-Studiengang von Professorin Kerstin Hof in der Medical School Hamburg im Harburger Hafen. Am letzten Unterrichtstag öffnet das SchreibAtelier auf dem Kunst-Campus der MSH Medical School Hamburg für an einem Diskurs Interessierte. Die ´Poesie“-Studierenden des Studienganges EAST-Expressive Arts in Social Transformation resümieren gemeinsam mit ihrer begleitenden Dozentin zum Abschluss des Semesters ihre Arbeiten und Erfahrungen, die sie unter der Themenüberschrift ‚Poesie im sozialen Raum‘ gemacht haben. Sie berichten dabei von ihren künstlerischen Arbeiten und verknüpfen sie mit theoretischem Kontext. Vorherige Anmeldung notwendig kerstin.hof@medicalschool-hamburg.de [1]

Am Die., 28. Juni um 18 Uhr geht es dann in den Kunstverein Harburger Bahnhof über dem Fernzuggleis 3. Dort liest die sonst als Bildende Künstlerin tätige Felisha Maria aus Trinidad aus ihrer aktuellen Arbeit „Drawing Breath“. Ganz im Sinne der Auseinandersetzung von Grind&Shine mit Topoi der Selbstverwirklichung, ist Felishas Arbeit eine essayistische Recherche zu den Möglichkeiten der Selbstbestimmung kolonialisierter Körper durch experimentelle Kleidung. Dafür analysiert sie die Arbeit von vier Frauen (inkl. ihrer selbst) und ihr stetiges Streben, widerständige Praxen zu entwickeln, um sich dem übergriffigen kolonialen Blick zu entziehen. Zugleich führt dieses Streben immer wieder dazu, eurozentristische Körper- und Schönheitsideale zu reproduzieren – so kommt es zu einem Spannungsfeld, an dem sich Felisha Maria unter kritischer Bezugnahme auf Frantz Fanon und Anna Muthesius abarbeitet.

Am selben Abend um 20 Uhr geht es in der Genossenschaftskneipe „Zur Stumpfen Ecke“ in der Rieckhoffstraße 14 um eben „Die wilden Harburger Kneipen der 60er und 70er Jahre“. Die Geschichtswerkstatt Harburg hatte vor geraumer Zeit umfangreiche Recherchen zu Geschichten rund um das gesellige und manchmal auch turbulente Leben in Harburgs Gaststätten vorgenommen und wird hierüber an eben einem dieser historischen Orte berichten und ins Gespräch kommen. Dass auch die „Stumpfe Ecke“ selbst beleuchtet werden wird, ist mehr als naheliegend, ist sie doch an eben der Stelle seit mehr als 100 Jahren existent.

„Vielleicht verwächst es sich“ ist der Titel des neuen Buches von Bettina Strang, die am Mi., 29. Juni um 20 Uhr im Lokal  „Wasserturm & Feuerteufel“  in Moorburg liest. Bettina Strangs beobachtungsfeinen Geschichten sind Unikate, ihre Zuschauer Wiederholungstäter. Wenn Bettina Strang eine Bühne betritt geht es kunterbunt mitten ins Leben. Sie erzählt von unverhofften Begegnungen und verpassten Momenten, springt selbstironisch mitten ins Herz und sorgt im Handumdrehen für vergnügtes Lachen. Dass es zwischen ihren Zeilen ganz still werden kann, ist die Besonderheit jedes Lese-Abends. Bei den SuedLese-Literaturtagen liest sie im Moorburger Wasserturm, um mit ihrem Publikum eine dringende Hoffnung zu teilen: Vielleicht verwächst es sich!

Bettina Strang, 1971 in Bonn geboren, lebt und spaziert seit 2010 in Hamburg. Sie ist Bestatterin im Team eines alternativen Bestattungshauses und schreibt freiberuflich Texte und Reden. 2018 erschien ihr erster Gedichtband Wachsen lassen, 2020 ihr zweiter Gedichtband Kein Wort aus Gold. Auf ihrem Blog wortstrang.de [2] veröffentlicht sie Alltagsskizzen in Kurzprosa, Dialogen und Geschichten sowie aktuelle Termine für Lesungen und Veranstaltungen. Im Dezember 2021 feierte ihr Dialog-Lesestück Einen Moment bitte! Premiere im Hamburger Kellertheater.

Die Suedlese endet dann am Do., 30. Juni um 19.30 Uhr in der Buchhandlung am Sand (nicht in der Bücherhalle Harburg!!!) mit einer Lesung von Tobias Friedrich und seinem Buch „Der Flussregenpfeifer“.  »Der Flussregenpfeifer«, Tobias Friedrichs literarisches Debüt, basiert auf der unglaublichen, aber wahren Geschichte des Hamburgers Oskar Speck, der über sieben Jahre lang mit seinem Faltboot 50.000 Kilometer zurücklegte. So erstaunlich wie dessen Reise ist auch dieser humorvolle, dramatisch wie rasant erzählte Roman um wahre Freundschaft und Freiheitsliebe, starke Frauen und den Zufall als Wegweiser des Lebens.

Tobias Friedrich, 1969 in Göttingen geboren, schreibt seit den 90er-Jahren Musik für seine Bands Viktoriapark und Husten (u.a. mit Gisbert zu Knyphausen) sowie für andere Künstler. Er war Herausgeber eines Berliner Musikmagazins, arbeitet als Autor von Sachbüchern und ist Co-Veranstalter der Berliner Musik-und-Lese-Show »Ein Hit ist ein Hit«. »Der Flussregenpfeifer« ist sein literarisches Debüt, über das er sagt: „Es war mir ein Rätsel, wieso es noch kein Buch über Oskar Speck gab. Es war klar, dass ich, der ich noch nie einen Roman geschrieben hatte, mit dem Schreiben eines Romans über ihn restlos überfordert sein würde. Also fing ich unverzüglich mit der Arbeit an.“

Wenige Restkarten sind noch in der Harburger Bücherhalle, Volkshochschule Harburg und Buchhandlung am Sand erhältlich.

Das gesamte SuedLese-Programm ist entweder gedruckt in vielen Leseorten oder als PDF zum Download [3] oder Lesen erhältlich unter www.suedlese.de [4]. Die Homepage ist auch per smartphone zu bedienen und dort finden sich auch aktuelle Neuerscheinungen [5] sowie eine Bücherwand [6] mit Titeln der letzten und aktuellen SuedLese.

 

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