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Gemeinwohl

Ich heiße Sophie und ich bin Denkerin.
Ich denke an die berühmte Rede und den historischen Satz von J. F. K. Allerdings formuliere ich ihn ein wenig um: „Ich bin eine Harburgerin.“
In der Aussage steckt ein Bekenntnis zur Solidarität. Berlin hat sie aus meiner Perspektive nicht so nötig wie meine schöne Heimatstadt. Die Berliner Mauer wurde bereits abgewickelt (abgebaut und verkauft), auch wenn die Mauer in den Köpfen dagegen zu Teilen noch steht.
In Bezug auf Harburg ist das ähnlich. Wir haben hier ein vergleichsweise schlechtes Image, da muss man nicht einmal bis Blankenese gucken, Eppendorf tut´s auch.
Ich bin ein bisschen Bio: Ich lese und schreibe gerne regional und saisonal. Deshalb spreche ich mich für den tiefen Süden Hamburgs aus. Wenn ich über die Elbe fahre, bekomme ich sentimentale Anwandlungen. Beim Anblick des breiten Stromes denke ich an den Mississippi und fühle den Blues in meinen Adern fließen. Harburg ist anders, Harburg ist eigen. Harburg ist meine Heimat. Hier bin ich verwurzelt und vertraut mit der Umgebung.
Man kann über Harburg sagen, was man will. Leider wird es häufig schlecht geredet. Ich finde es schade, wenn so oft die negativen Seiten betont werden, denn daraus entsteht ein Bild in den Köpfen, mit dem man sich weniger wohl fühlt. Ich möchte viel lieber einen Beitrag dazu leisten, der die Region aufwertet. Durch Besserwisserei ändert sich nichts zum Guten, nur durch Tun und Machen. Und da gibt es allerlei bemerkenswerte Eigeninitiativen. Zum Beispiel seinerzeit, als die Lokalzeitung Harburger Anzeigen und Nachrichten, kurz: H. A. N. eine redaktionelle Lücke hinterließ. Diese wurde von Peter Noßek geschlossen, der aus eigener Kraft und Tasche das Harburger Blatt aus der Taufe hob. An seiner Seite stehen Mitarbeiter und Vertriebspartner, die an die gute Sache glauben. Auch ihnen sei Dank.
Es gibt viele andere Beispiele für großartiges Engagement, Helfer und Helfeshelfer, die wie die Mainzelmännchen im Hintergrund wirken und sich dafür einsetzen, dass manches eben auch besser statt immer nur schlechter wird: Der „Umsonstladen“, das „Repair-Café“, das „Komm du“ mit Hutkassen-Konzept, der „Weltladen“, „Suedkultur“, Lesepatenschaften in der Bücherhalle und an Schulen oder das Stadtteilfest in Heimfeld, um nur einige zu nennen.
Ich ziehe Genugtuung aus der Vorstellung, dass wir unser Umfeld mit verschönern und verbessern können, indem wir einen Beitrag im Bereich des Möglichen und Machbaren leisten. Gemeinsam gestalten, lautet das Credo. Häufig ist dieser Einsatz ehrenamtlich. Das hat Vor- und Nachteile. Monetär gesehen ist es eine Katastrophe und ich frage mich oft, warum es gerade der Kultur an Mitteln mangelt, wo sie doch das gesellschaftliche Klima maßgeblich mitgestaltet.
Aber ansonsten sind diese Dienste ehrenvoll und sinnstiftend. Selbst, wenn ich keinen Cent verdiene, fühle ich mich bereichert durch mein Tun. Ich mache Werbung für´s Gemeinwohl

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