- Tiefgang - https://www.tiefgang.net -

Harburgs koloniale Vergangenheit

Harburg ist seit jeher für Öl-  und Gummiindustrie bekannt, nicht aber für seine Verbindungen zum Kolonialismus. Dabei ist es naheliegend. Nun wird ein Anfang gemacht …

In einer Pressemitteilung des Bezirksamtes Harburg heißt es nun:

„Der Harburger Binnenhafen war Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts Teil von kolonialen Handelsnetzwerken. Um diese koloniale Geschichte aufzuarbeiten, soll in den kommenden Jahren gemeinsam mit den Harburger:innen ein Konzept entwickelt werden.

Über den Harburger Binnenhafen wurden Güter wie Palmöl, Elfenbein und Kautschuk aus reichsdeutschen Kolonien angeliefert und für die Weiterverarbeitung transportiert. Harburg stieg dadurch als lokaler Knotenpunkt globaler Handelsbezüge zu einem wohlhabenden Industrie- und Hafenstandort auf und auch die Bevölkerung wuchs stetig. Zu Betrachtung dieser Rolle Harburgs, des Harburger Hafens und ihrer Verflechtungsgeschichte (‚entangled history‘) ist es nicht unerheblich in Erinnerung zu rufen, dass Harburg bis 1938 den Status einer unabhängigen Stadt hatte. Ihren Stadtstatus verlor Harburg im Rahmen des Groß-Hamburg-Gesetzes 1938.

Abzeichen des Vereins ehemaliger China- und Afrikakrieger Harburgs (Foto: afrika-hamburg.de)

Wissenschaftliche Forschungsarbeiten zur kolonialen Gewalt-, Ausbeutungs-, Unterdrückungs- und Widerstandsgeschichte im Bezirk Harburg sind rar. Ein Erinnerungsort für eine aktive Geschichtsvermittlung zum Thema fehlt bisher. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund der Dekolonisierung der Hafenstadt Hamburg, der Aufarbeitung des städtischen kolonialen Erbes und einer aktiven Geschichtsvermittlung in der Gegenwart bedeutend.

Für die Konzeptentwicklung zur Schaffung eines Mahnmals bzw. eines Erinnerungsortes zum kolonialen Erbe in Harburg sind in den Jahren 2023 und 2024 verschiedene Denkwerkstätten an der Schnittstelle von Kultur, Kunst, Politik und Wissenschaft geplant. Angestrebt wird ein Dialog zwischen Anwohner:innen, Nachfahr:innen von Personen aus kolonialisierten Ländern, Künstler:innen, Kurator:innen, Kulturschaffenden, Historiker:innen, Sozialwissenschaftler:innen und Kulturwissenschaftler:innen, aber auch Akteur:innen aus der politischen Bildungs- und der lokalen Sozialarbeit sowie aus dem Wirkungskreis des Harburger Binnenhafens. Weitere Informationen zu den Inhalten und der Struktur der geplanten Denkwerkstätten folgen und werden hier veröffentlicht: Dekolonisierung in Harburg – hamburg.de [1]

Für die Konzeptentwicklung werden die Stimmen verschiedener Stadtteilöffentlichkeiten aktiv einbezogen. Teilen Sie uns bereits heute Ihre Meinungen, Einschätzungen und Gedanken in Bezug auf die Neukontextualisierung und Dekolonisierung des Harburger Binnenhafen mit und schreiben uns gerne unter: dekolonisierung@harburg.hamburg.de [2].
Wir freuen uns auf Ihre Ideen und Vorschläge.“

Related Post

Druckansicht [3]     [4]