Ein Rundgang durch Harburgs koloniales Erbe

Spurensuche im Schatten der Vergangenheit

Ein Rundgang durch Harburgs Geschichte mit Heiko Langanke, (Foto: S. Schnell)

Harburg, ein Stadtteil Hamburgs, dessen industrieller Herzschlag und lebendige Gegenwart das Auge auf den ersten Blick fesseln. Doch hinter den geschäftigen Straßen und modernen Fassaden verbirgt sich eine Geschichte, die tief in der Vergangenheit verwurzelt ist.

Eine Geschichte, die nicht immer bequem ist, aber unerlässlich, um die Identität des Bezirks wirklich zu begreifen: die Verflechtungen mit dem Kolonialismus. Um diese oft unsichtbaren Fäden sichtbar zu machen und zur Diskussion anzuregen, lädt Heiko Langanke von der Linken Harburg zu einem spannenden Rundgang durch Harburgs Hafen ein.

Man spaziert entlang des Harburger Binnenhafens, vorbei an ehemaligen Werkshallen, die heute neue Zwecke erfüllen, und ahnt kaum, welche globalen Verbindungen hier einst geknüpft wurden. Im 19. Jahrhundert erlebte Harburg eine Blütezeit, maßgeblich angetrieben von der aufstrebenden Öl- und Gummiindustrie. Doch diese scheinbar rein lokale Erfolgsgeschichte hatte globale Wurzeln, die sich bis in die Kolonien erstreckten. „Von den Phoenix-Werken, der Hamburg-New Yorker Gummiwarenfabrik oder der Harburg-Freudenberger Maschinenfabrik und den Thörl-Werken – Harburgs Geschichte ist sehr aufschlussreich, wie Globalisierung, Industrie, Handel und Politik ineinandergreifen und unser alltägliches Leben bestimmen“, erklärt Heiko Langanke, der den Rundgang leiten wird.

Der Rundgang ist keine trockene Geschichtsstunde, sondern eine lebendige Spurensuche. An historischen Orten werden die komplexen Zusammenhänge von Industrie- und Sozialgeschichte sowie die kolonialen Verbindungen erläutert. Man erfährt, wie Rohstoffe aus fernen Ländern – Kautschuk aus Lateinamerika oder Palmöl aus Afrika – über den Hafen nach Harburg gelangten und hier zu Produkten verarbeitet wurden, die weltweit vertrieben wurden. Diese globalen Lieferketten, die wir heute als selbstverständlich erachten, hatten ihren Ursprung oft in kolonialen Ausbeutungsverhältnissen, die tiefgreifende Auswirkungen auf die betroffenen Regionen und Menschen hatten.

Doch es geht nicht nur um Vergangenes. Ein zentraler Aspekt des Rundgangs ist die Frage, welche Auswirkungen diese historischen Gegebenheiten bis in die Gegenwart haben. Fragen nach globaler Ungleichheit, nach den Lasten der Geschichte und nach der Verantwortung, die aus solchen Verflechtungen erwächst, werden dabei nicht ausgeklammert. „In Harburg können wir allein durch einen Spaziergang durch unsere eigene Geschichte lernen und begreifen, was uns auch in der Gegenwart beschäftigt“, resümiert Langanke. Es ist ein Aufruf zur kritischen Reflexion, zur Auseinandersetzung mit unbequemen Wahrheiten und zum Verständnis, dass Geschichte eben nicht nur in Büchern, sondern auch in den Mauern und Straßen unserer Städte weiterlebt.

Die Rundgänge dauern etwa 1,5 bis 2 Stunden und sind kostenfrei, Spenden sind jedoch willkommen. Eine Anmeldung ist nicht explizit erwähnt, aber bei solchen Führungen oft ratsam, um die Gruppe überschaubar zu halten. Website der Partei: linksfraktion-hamburg-harburg.de. Interessierte sind herzlich eingeladen, an diesem lehrreichen Spaziergang teilzunehmen und die verborgene Geschichte Harburgs zu entdecken – eine Geschichte, die uns alle angeht.

  • Rundgang: Harburgs koloniales Erbe entdecken | Führung mit Heiko Langanke (Die Linke Harburg)
  • Termine: Freitag, 20. Juni, 18 Uhr & Sonntag, 29. Juni, 12 Uhr
  • Treffpunkt: Herbert- und Greta-Wehner-Platz (ehem. Karstadt), Endpunkt: Harburger Hafen am Dampfschifffahrtsweg
  • Dauer ca. 1,5 bis 2 Stunden, Kostenfrei (Spenden willkommen)

Related Post

Druckansicht