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Musikbezirk Harburg!

Wer hätte das 2010 gedacht? In diesem Jahr steigt am 19. Oktober die 9. SuedKultur Music-Night und belegt die Lebendigkeit nicht nur der Harburger Musikszene.

Als 2009 die Idee der noch recht jungen Initiative SuedKultur aufkam, eine Art „Nacht der Clubs“ im Süden Hamburgs auf die Beine zu stellen, war nicht absehbar,  wohin der Weg führen würde.

Damals gab es den Rieckhof, den Old Dubliner, den Jazzclub im Stellwerk, das Café Leben in Heimfeld. Das Consortium hatte gerade seine Pforten schließen müssen, dafür brachte sich das Marias Ballroom als Konzertlocation frisch ins Rennen. Hat Harburg überhaupt das Potenzial für eine echte Music-Night? Wohl schon, war man sich einig. Aber glaubt uns das jemand?

Tricky Panda heizt im Old Dubliner ein

Als der Vorstandsvorsitzende der Eisenbahnbauvereinsgenossenschaft Harburg, Joachim Bode davon erfuhr, war er als Live-Musik-Fan gleich davon angetan. Das ist doch endlich mal was für Harburg! Unvergessen damals seine spontane Zusage, die Music-Night mit sagenhaften 5.000,- € zu unterstützen – mit der Aussage: „aber bitte nicht nur einmal!“

Diese Aus- und zugleich Zusage hat bis heute gehalten und war zugleich Garant für die Grundstruktur des immer noch jung daher kommenden non-profit-Festivals.

Joachim Bode vom Eisenbahnbauverein: „Wenn wir den Wohn- und Lebensstandort Harburg auf diese Art und Weise ein Stück nach vorne bringen können, freut uns das sehr. Da machen wir gerne weiterhin mit. Die SuedKultur Music-Night wirkt nach unserem Eindruck bereits weit über den Bezirk hinaus und hat inzwischen viele ´Wiederholungstäter´!“

Schon der Start damals zeigte: Scharen von Leuten liefen von einem Club zum anderen, feierten die Musik, die Clubs und letztlich sich selbst. „Und es war immer friedlich, freundlich und ohne besondere Vorkommnisse“, so Projektleiter Heiko Langanke, der die Music-Night von ihren Anfängen her begleitet.

Beim Dachverband der Hamburger Musikclubs, dem Clubkombinat Hamburg, wurde mit den Jahren auch wahrgenommen, dass die Live-Musik-Stadt Hamburg südlich der Elbe ein impulsives Eigenleben führt. Geschäftsführer Thore Debor: „Bereits um 9. Mal feiert der Hamburger Süden die SuedKultur Music-Night und sich selbst. Und das zu recht – denn wer es schafft ein Event mit 40 Bands auf 15 Bühnen für 5 € auf die Beine zu stellen, hat auch allen Grund dazu. Hut ab und weiter so!“

Janina Dunklau singt bei ContraZt in Heimfeld

In diesem Jahr nun also geht es am Sonnabend, den 19. Oktober in die 9. Runde und wieder sind es 15 Locations mit  40 Live-Acts, die für nur einmalig 5,- €  Eintritt erlebbar sind. Wie jedes Jahr ist auch 2019 klar: alle Gigs schafft niemand, aber doch ist für jeden etwas dabei.

So gibt es Jazz und Filmmusik in der Marmstorfer Auferstehungskirche, in der die Little BigBand spielt. Die Formation hat sich im Neugrabener Kulturhaus Süderelbe gegründet und sich ein hörenswertes Programm aus Film- und Jazzmusik aber auch Rock und Pop angeeignet.

Auch im Kulturcafé Komm du wird die Formation Bruder Schwarz mit Fusion Jazz zu hören sein und in der St. Paulus Kirche Heimfeld, die erstmals bei der Music-Night teilnimmt, zelebriert  das Blues-Urgestein Körrie Kantner mit seiner „not so BigBand“ einen vielstimmigen Kanon aus Blues, Swing, Funk und Soul.

Singer-Songwriter sind auch wieder reichlich vertreten. So im Gloria-Tunnel mit dem Duo cookies for the cat, im Sozialkontor Harburg an der Schwarzenbergstraße oder im Heimfelder Nachbarschaftstreff beim Verein ContraZt e.V. mit dem Duo Marlo Grosshardt und Viktor bzw. dem Moorburger Joe Merz.

Psychodelisches gibt es auch. Der Harburger Architekt Carsten Lünzmann baut sein Büro in der Buxtehuder Straße 56 kurzerhand um in den „Millimeterklub“ und dort spielen um 19.30h die Krautrocker „Voodoo Diodes“ auf. Im Marias Ballroom (Lasallestraße) hingegen übernimmt dieses Genre die eigens aus Frankfurt anreisende Band Nazca Space Fox, die sich in der bundesweiten Szene einen herausragenden Ruf erworben hat.

Klezmer und Tango bedient die Band „Zorro Gris“ in der Marmstorfer Auferstehungskirche, Reggae und Roots der Musiker Elan Zack im Café „Komm du“ und für suburbanen Tanzsound sorgt das Stellwerk im Haeburger Bahnhof mit der „Funk Soul Allnighter“-Nacht.

Bruder Schwarz jazt im Komm du

 

Das Ende seiner Europatour wird zudem im „Komm du“ der US-Amerikaner Christopher Worth mit seiner Band WORTH feiern. Wer selbst Musik machen will, ist zur Open-Mic-Bühne ins Heimfelder „Alles wird schön“ geladen, in der später auch eine Jam-Session läuft. Ebenso gejammt wird in der Kulturwerkstat Harburg am Kanalplatz oder im Gloria-Tunnel.

Weitere Top Acts finden sich in der Fischhalle Harburg mit dem US-Sänger Jay Kalian oder der Weltmusik-Formation Makatumbe, in der „Stumpfen Ecke“ mit der Partyband „Die Gäste“, in der Wilhelmsburger Deichdiele mit dem Skandinavier Flemming Borby sowie im Nachbarschaftstreff Heimfeld mit der Leipziger Punkband „wonach wir suchen“.

Pastor von der Weppen singt bei Marius Müler Willenlos in Marmstorf

Zwei Wermutstropfen gibt es leider auch: die Inselklause kann u.a. wegen des Open-Air-Live-Musik-Verbots dieses Jahr ebenso wenig mitmischen wie die Akademie für Musik und Kultur. Diese muß ihren TanzRaum zum Oktober an die Hamburger Stromnetz GmbH abgeben und hat neue Räume noch nicht in Aussicht. Das gesamte Programm wird etwa 2 Wochen vor der Music-Night in etlichen Kulturläden ausliegen und auch im Internet abrufbar sein. Am Abend selbst wählt man den Club seines Vertrauens, zahlt dort 5,- €, bekommt ein Music-Night-Armband und kann damit auch alle anderen Locations besuchen.

Der Hamburger Getränkehersteller Flora Power steuert auch dieses Jahr manche Mate-Drinks und Säfte bei. Unterstützung für Druckkosten und Plakatierung erfährt die Initiative SuedKultur durch die Eisenbahnbauvereinsgenossenschaft Harburg und den Verfügungsfonds Soziale Stadt des Bezirks Harburg.

Ab kommender Woche stellen wir bis zur Music-Night in einer Serie wieder einzelne Locations und Bands vor …

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