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Online-Ticket rockt Weihnachtsmann!

Die Idee ist simpel, ihre Umsetzung allerdings hatte es in sich. Und doch: am Ende lässt sie nicht nur die Clubkasse schöner klingeln.  Es geht um „FairTix“.

Als 2010 die „Stiftung zur Stärkung private Musikbühnen“ – kurz Clubstiftung [1]– vom Interessensverband Clubkombinat Hamburg [2] und der Stadt Hamburg ins Leben gerufen wurde, war allen Beteiligten nicht ganz klar, wie die Stiftung denn nun agieren wird. Ehrenamtliche Arbeit alleine reicht da nicht, so viel war klar. Fest stand aber auch: die Clubs müssen dauerhaft einen finanziellen Beitrag einbringen, um die Fördermodelle der Stiftung (Förderung von Anschaffungen in den Bereichen Ton- und Lichttechnik, Energieberatung, Erstattung  von GEMA-Gebühren etc.pp.) ins Laufen zu bekommen. Spendenaufrufe sind schwer berechenbar und trotz allen Reichtums dieser Stadt und seiner Bürger/innen noch schwerer einzuholen. Denn die Musikclubs Hamburgs haben durch ihren Hang zur Abgewracktheit zwar Charme, hatten aber bis dato keinen sonderlichen Ruf in der honorigen Gesellschaft.

„Warum nicht also dort Geld abzwacken, wo es eh tagtäglich eingebracht wird?“, dachte Karsten Schölermann, Stiftungsvorsitzender und selbst Clubbetreiber des Knust und LOGOs, „bei den Online-Vorverkaufsstellen!“

Dass da einige tausend Euro je Konzerttag generiert werden, konnte sich das Clubkombinat an fünf Finger ausrechnen. Denn die seinerzeit über 60 Mitgliederclubs brachten es ja an einem Konzertabend schon auf eine gute 5-stellige Besucherzahl. Wenn davon die Vorverkäufer rund 2-3 Euro je Karte verdienten, war das ein stattlicher Umsatz auf fremder Leute Arbeit. Nach langen Verhandlungen und der geballten Courage der Clubs, den Ticket-Monopolisten die Stirn zu bieten, entstand das erste Online-Ticketsystem, in dem der Anbieter von sich aus je verkauftem Ticket 1,- € an die Stiftung retour spendete. Der Gast also brauchte nichts zu tun, was er nicht eh schon tat und die meisten wussten und wissen bis heute nicht, dass sie mit ihrem Kartenkauf zugleich Gutes tun.

Mittlerweile nennt sich das System „FairTix“, wobei es namentlich auf die faire Ausgleichszahlung des Ticket-Verkäufers an die Clubs anhand eines Euros je Ticket und in Form einer Spende an die Stiftung abzielt.

28.000 € durch „Hilfe zur Selbsthilfe“

Und das rechnet sich: im Jahr 2014 flossen so fast 17.000 € an die Stiftung, ein Jahr später bereits gut 28.000 € und 2016 wird es noch mehr werden. Dass es so viel mehr geworden ist, liegt nun weniger an der erhöhten Besucherzahl der Konzerte. Und ohnehin wird nur ein Teil der Tickets über Fairtix angeboten. Es ist vielmehr so, dass immer mehr Clubs sich dem System anschließen und so regelrecht „Hilfe zur Selbsthilfe“ leisten. Dabei sind namhafte Clubs wie Knust, Uebel & Gefährlich, Logo, Docks/Prinzenbar, Monkeys Music Club, Molotow, Birdland, MS Stubnitz, Astra Stube, Rock Café St. Pauli, OHA! Music GbR, Honigfabrik, Altonale, Gruenspan, Marias Ballroom, klubsen, VOLT, Hasenschaukel, Kleiner Donner, Stellwerk, Jazz Federation, HÄKKEN, Cascadas, kukuun, Astra Stube e.V. und Pooca. Und es sind noch immer nicht alle.

Und was geschieht nun mit dem Geld? Die Stiftung beschloss, den Großteil dieses Geldes in ihr Förderprogramm „Live Concert Account“ (kurz LCA) zu stellen, das den ungeförderten Musikclubs der Stadt Hamburg  die GEMA- Kosten erstattet. Also die Urheberrechtszahlungen, die die Clubs für die musikalischen Aufführungen von komponierten Werken leisten müssen.  Immerhin knapp 150.000,- € jährlich! Und da selbst Clubs, die keinen Eintritt nehmen und dennoch für diese Konzerte und Sessions GEMA zahlen müssen, unverhältnismäßig hart getroffen würden (zumal es meist Kleinstclubs sind), wurde 2015 erstmals der Fördertopf  LCA+ begründet und ausgeschüttet. Ein kleiner aber tröstlicher Geldregen für manchen Club. Karsten Schölermann: „Auf diese Art und Weise sind wir in der Lage, viele nicht kostendeckende Clubkonzerte zu unterstützen.“

Und auch 2016 kommt wieder pünktlich zur Weihnacht bei den meisten Hamburger Musikclubs der Erstattungsbetrag zu den GEMA-Rechnungen des Vorjahres aufs Clubkonto geschneit und beschert eine besondere Besinnlichkeit der Musikalitäten. Ein Ticket im Vorverkauf online zu bestellen, beschert hier also doppelt Freude. Übersicht über die teilnehmenden Clubs und direkt zum Vorverkauf über Fair-Tix [3].

(13. Dez. 2016, hl)

 

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