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Stadt- statt Verkehrsräume!

Alle reden über Hamburgs Verkehr und neuerdings die „Magistralen“ – in etwa die Hauptverkehrsachsen und wie man sie gestaltet. Dabei geht es um mehr als nur Straßen und Velorouten. Die Architekten melden sich nun zu Wort …

In dem Aufruf der Hamburgischen Architektenkammer anlässlich des Bauforums: „Plant Stadträume, nicht Verkehrsräume!“ heißt es:

„Die Hamburgische Architektenkammer begrüßt sehr das von Oberbaudirektor Höing initiierte Bauforum zum Thema „Magistralen“. Die Präsidentin der Architektenkammer Karin Loosen: „Die sogenannten Magistralen haben gesamtstädtische Bedeutung, weil sie Teilräume der Stadt sowie Stadt und Umland miteinander verbinden. Doch sie müssen mehr sein als Transiträume. Dieses Bauforum ist ein ganz wichtiger Schritt, diese jahrzehntelang vernachlässigten Stadt- und Straßenräume in den Fokus zu nehmen und zu verbessern. Dies kann und muss zugleich aber auch eine Initialzündung sein für eine endlich ganzheitliche und interdisziplinäre Planung von Hamburgs Straßenräumen generell. Unsere Stadtstraßen dürfen niemals nur Verkehrsräume bleiben, sondern müssen Stadträume sein, die das Leben der Menschen positiv prägen.“

Die Hamburgische Architektenkammer fordert deshalb, anstehende Um- und Neubauten von Straßen und Plätzen nur noch in interdisziplinären Teams zu planen und dabei städtebauliche, soziale, freiraumplanerische, ökonomische und verkehrliche Erfordernisse zusammenzudenken. Verkehrsplaner/-innen, Stadtplaner/-innen und Landschaftsarchitekten/-innen müssen von Anfang an, also schon in der Phase der Zielsetzung und Ideenfindung, auf Augenhöhe mit der Auftraggeberseite an einen Tisch sitzen, um die unterschiedlichen Belange zu definieren und miteinander zu vereinbaren. Auf der städtischen Auftraggeberseite muss endlich die bisherige Ämtertrennung überwunden werden: Sollen Nutzungsmischung und Vernetzung Realität werden, müssen Stadtplanung, Grünplanung, Verkehr, Infrastruktur von Beginn an gleichberechtigt zusammenarbeiten. Bei allen größeren Maßnahmen müssen zudem Bürgervertreter/-innen beteiligt werden.

Präsidentin Loosen: „Das ist in der Vergangenheit oftmals unterblieben. Der Umbau von Straßenräumen für das Busbeschleunigungsprogramm ist beispielsweise vor allem unter Mobilitätsaspekten geplant und umgesetzt worden. Auch der Siemersplatz oder der Theodor-Heuss-Platz wurden erst vor Kurzem für rein verkehrstechnische Erfordernisse umgebaut. So werden große Chancen vertan, attraktivere Stadträume an zentralen Orten zu entwickeln. Auch wird bislang kaum daran gearbeitet, Verkehrsknotenpunkte zu Zentren neuer Mobilität und innovativer Verknüpfung von Angeboten aufzuwerten. Man muss sich darüber klar sein, dass größere Straßenumgestaltungen teuer sind und deshalb im Durchschnitt nur alle 40 bis 60 Jahre erfolgen. Umso wichtiger ist es, dass dann lebenswerte Orte entstehen, an denen man sich gerne aufhält, die wohlgestaltet, multifunktional und sicher sind, und die so nachhaltig geplant wurden, dass sie auch noch in mehreren Jahrzehnten gut funktionieren. Wachsende Bedarfe und zusätzliche Nutzungen müssen dabei in den bestehenden Straßenquerschnitten untergebracht werden – eine hochkomplexe Aufgabe, die kein Amt allein bewältigen kann und die zudem professionell gemanagte Aushandlungsprozesse zwischen den Akteuren erfordern. Gerade in einer sich verdichtenden Stadt sind Straßenräume kostbare Frei- und Lebensräume, die sehr umsichtig entwickelt werden müssen.“

Die Hamburgische Architektenkammer hat bereits 2018 mit ihrem „Workshop Hamburg 2050. Die Zukunft gestalten“ Ansätze und Ideen für eine künftige Straßen- und Verkehrsplanung aufgezeigt. Eine zentrale Erkenntnis dort war: „Verkehrsplanung ist Stadtplanung. Lokale und gesamtstädtische Ebene bedingen einander und müssen zusammen gedacht werden, genauso wie (Frei-) Raumentwicklung, Mobilität, Ökonomie und soziale Entwicklung: Zukunft ist eine Gemeinschaftsaufgabe und braucht strategische Stadtentwicklung.“ Karin Loosen resümiert: „Auf dieser Erkenntnis gilt es aufzubauen und die Stadträume der Zukunft zu entwickeln. Das Bauforum Magistralen ist dafür ein erster wichtiger Baustein.“ 

Quelle: www.akhh.de [1]

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