Adventskalender

Foto: Hans Braxmeier / Pixabay

Der Adventskalender – für viele Kinder und teilweise auch Erwachsene ist er aus der Vorweihnachtszeit gar nicht mehr wegzudenken.

 

von Ute Holst

Der Vorläufer des Adventskalenders war eine Zählhilfe und ein Zeitmesser für Kinder, der Adventskranz.

Der erste Adventskranz wurde 1839 von dem Theologen J.-H. Wichern gebastelt. Er arbeitete im Rauhen Haus, einem Waisenhaus in Hamburg. In der Vorweihnachtzeit fragten die Kinder ihn immer wieder, wann denn nun endlich Weihnachten sei. Darum bastelte er eine Art Weihnachts-Kalender. Er nahm ein Wagenrad und befestigte darauf so viele Kerzen, wie es Tage vom 1. Advent bis zum Heiligen Abend waren. Den Kranz hängte er im Betsaal auf, er hatte 20 kleine rote und vier dicke weiße Kerzen. An jedem Werktag wurde eine kleine Kerze und am Sonntag eine große angezündet. So wussten die Kinder immer, wie viele Tage sie  noch bis Weihnachten warten mussten.

Den ersten selbstgemachten Adventskalender gab es vermutlich im Jahr 1851. Die ersten Formen kamen aus dem protestantischen Umfeld. So hängten Familien nach und nach 24 Bilder an die Wand. Eine andere Variante war, dass 24 Kreidestriche an die Tür oder an die Wand gemalt wurden, von denen die Kinder jeden Tag einen Strich wegwischen durften.

Als ich ein Kind war, hatten meine Schwester und ich einen Adventskalender aus Papier. Jeden Tag durften wir ein Türchen öffnen und weil wir ihn uns teilen mussten, gab es regelmäßig Streit darüber, wer wann an der Reihe war. Hinter jedem Türchen fanden wir ein bunt gemaltes Bild, über das wir uns sehr gefreut haben.  Später bekamen wir einen Kalender, der mit Schokolade gefüllt war und es gab Streit um die Süßigkeiten.

Heute ist alles anders. Schon lange vor Beginn der Adventszeit sind die Geschäfte und die Buchläden voll mit Adventskalendern. Da ist für jeden Geschmack etwas dabei. Die häufigsten sind die mit Schokolade oder Pralinen. Auch die mit 24 verschiedenen Biersorten sind nichts Besonderes mehr. Es gibt jedoch auch spezielle Exemplare für Paare mit Spielzeug für besondere Stunden.

Für Senioren und Kleinkinder ab neun Monaten gibt es ebenso Kalender wie eigens für Frauen, die Düfte oder andere Dinge für die Schönheit enthalten. In einem Katalog habe ich ein Modell entdeckt, das eine Anleitung zum Bau eines Roboters enthält. Außerdem gibt es welche, die mit verschiedenen Salzen oder Gewürzmischungen gefüllt sind. Ein Discounter wirbt mit Kalendern, die verschiedene Soßen, Honig- oder Senfsorten enthalten. Daneben gibt es auch welche mit unterschiedlichen Kaffee- oder Teesorten.

Adventskalender mit Fotos von Hamburg, Berlin oder Dresden können auch käuflich erworben werden. Im Internet gibt es viele verschiedene Arten von Adventskalendern zum Vorlesen oder für Autoren. Sogar Hörbücher mit Geschichten über Engel sind zu haben. Dazu gibt es viele Ideen und Anleitungen zum selber basteln.

Im letzten Jahr hat mir eine Freundin einen ganz besonderen Kalender geschenkt. Darin sind Bilder und kurze Geschichten, die zum Nachdenken anregen. Darüber habe ich mich sehr gefreut. Sie erzählte mir, dass sie und ihr Mann sich einen Adventskalender teilen. Jeder packt zwölf kleine Päckchen und sie legen vorher fest, wer an welchem Tag eines der Geschenke öffnen darf. Die beiden machen sich viele Gedanken darüber, woran der Andere Freude haben könnte. So hat meine Freundin z.B. Eintrittskarten für das „Museum der Illusionen“ verschenkt. Für die beiden müssen die Geschenke nicht teuer sein. Viel wichtiger ist für sie, dass sie gemeinsam schöne Stunden verbringen können. Das finde ich einfach großartig, dass sie sich nach 25 Ehejahren noch so viele Gedanken um ihren Partner machen.

Besonders schön finde ich auch die lebendigen Adventskalender, wenn Fenster geschmückt und beleuchtet werden. Nachbarn und andere Leute aus der Gemeinde treffen sich bei Einbruch der Dunkelheit und singen gemeinsam Lieder. Manchmal werden auch Geschichten vorgelesen oder erzählt und es gibt heiße Getränke und Schmalzbrote für die Besucher. Das ist eine schöne Möglichkeit seine Nachbarn und andere Mitbewohner besser kennen zu lernen. So fällt es leichter das ganze Jahr über mit den Menschen Kontakt zu halten, sich gegenseitig zu unterstützen oder einfach nur mal miteinander zu sprechen. Möglich, dass so mancher Streit vermieden werden kann oder sogar Freundschaften geschlossen werden.

Solche Begegnungen sind in diesem Jahr leider nicht möglich, aber zum Glück gibt es in jedem Jahr wieder Advent. Der Volksmund sagt: „Vorfreude ist die schönste Freude“. So bleibt uns immer noch die Hoffnung und die Vorfreude auf persönliche Treffen im nächsten Jahr.

Related Post

Druckansicht