Archäologisches Museum hat wieder Fundstücke in der Altstadt machen können:

Kerbhölzer der Geschichte

Der berühmte Griff ins Klo kann archäologische Motive haben. (Foto: AMH)

Wo gebaut wird, wird oft auch gebuddelt. Denn wann sonst ist die Chance nach archäologischen Funden größer? Das Archäologische Museum wurde nun wieder fündig.

In der aktuellen Pressemitteilung heißt es:

„Schnee, Eis und Kälte halten uns nicht auf“, erklärt Judith Kirchhofer, Grabungsleiterin am Archäologischen Museum Hamburg. Bei schönstem Sonnenschein, aber eisigen Temperaturen arbeitet das Archäologenteam auf einer Grabungsfläche im Zentrum der Hamburger Altstadt nahe dem Domplatz. In den ersten Wochen seit Grabungsbeginn konnten sie schon einige wichtige Erkenntnisse zur Siedlungsentwicklung sowie zum täglichen Leben der damaligen Bewohner Hamburgs gewinnen.

Seit Januar führen die Experten des Archäologischen Museums Hamburg eine dreimonatige baubegleitende Ausgrabung auf dem ca. 1300 m2 großen Grundstück Ecke Schopenstehl / Buceriusstraße durch. Die Archäologen vermuteten schon vor Grabungsbeginn unter der Kellersohle eines nun abgebrochenen Gebäudes Reste der mittelalterlichen Befestigung des sogenannten Heidenwalls sowie des historisch belegten Hasenmoor-Kanals. Verschiedene Grabungen lieferten bereits in der Vergangenheit Hinweise zum Verlauf des Walles und des Kanals. Moderne Untersuchungen waren allerdings bisher nicht möglich. Die Archäologen hoffen außerdem, auf Gebäudereste der Hamburger Domkurie zu stoßen.

Bisher konnten Kirchhofer und ihr Team Pfahlgründungen einiger Hinterhofgebäude aus dem 19. Jahrhundert freilegen. Es war in Hamburg bis ins 20. Jahrhundert hinein üblich, Holzpfähle senkrecht in den Untergrund zu treiben, um Stabilität zu verleihen. Außerdem stieß das Team auf drei Schächte, bei denen es sich um Kloaken handelt, die in den ehemaligen Hasenmoor-Abwasserkanal mündeten. Auf den Brettern einer der Schächte fanden sich eingekerbte Markierungen, bei denen es sich um Bauhilfen nach „IKEA-Manier“ handeln dürfte. Aus Hamburgs jüngster Vergangenheit stammen die Überreste einer Neptunfigur, die zum ehemaligen „Thomashaus“ gehört haben könnte, das im zweiten Weltkrieg zerstört worden ist.

Bis März werden die Archäologen noch weitere archäologische Spuren auf dieser Grabung sichern, bevor dort die Neubebauung startet. Welche Spuren vergangener Jahrhunderte dort noch auftauchen werden, ist nicht vorherzusehen, und so bleibt es weiterhin spannend.

Interessierte können sich schon jetzt über die Social Media-Kanäle des Museums über das aktuelle Grabungsgeschehen informieren, einen Einblick in die moderne Grabungstechnik und Befunddokumentation der Archäologen erhalten sowie aktuelle Informationen über die Fortschritte auf der Grabungsstelle bekommen. Hier werden u.a. auch Videoclips und Fotos mit Informationen zu verschiedenen Ausgrabung bereitgestellt.“

Weitere Informationen auch unter: www.amh.de

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