Alan Gratz will den 50. Jugendliteraturpreis persönlich abholen

Buxtehuder Bulle für „Vor uns das Meer“

Ulrike Mensching präsentiert den Siegertitel des Buxtehuder Bullen 2020

„Das ist enorm, das ist ja unglaublich!“, jubelte der US-amerikanische Schriftsteller Alan Gratz ins Telefon. Der Grund: ein Buxtehuder Bulle!

Buxtehude. Die Leiterin des Jugendliteraturpreises Buxtehuder Bulle, Ulrike Mensching, hatte den in North Carolina lebenden Autoren gerade angerufen, um zum Sieg des 50. Buxtehuder Bullen zu gratulieren. Damit steht fest: Alan Gratz hat den Jubiläums-Siegertitel geschrieben: „Vor uns das Meer. Drei Jugendliche, drei Jahrzehnte, eine Hoffnung“ (übersetzt von Meritxell Janina Piel, erschienen im Hanser Verlag) beschert Alan Gratz den mit 5.000 Euro und einer Stahlplastik in Form eines Bullen dotierten Jugendliteraturpreis – die 1971 vom Buxtehuder Buchhändler Winfried Ziemann ins Leben gerufene Auszeichnung.

Ermittelt hatten den Siegertitel – wie es seit 50 Jahren Tradition ist – eine aus elf jugendlichen und elf erwachsenen Lesern bestehende Laien-Jury. Ähnlich wie beim Eurovision Song Contest vergeben die Jurorinnen und Juroren Punkte. Wie knapp die Entscheidung in diesem Jahr ausgefallen war, konnten rund 40 geladene Gäste im Deck 2 der Malerschule am Buxtehuder Hafen verfolgen.

Gewinner Alan Gratz (Fotos: PR)

Die Auswertung der Jurybewertungen wurde per Video eingespielt: In einem Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem Favoriten der Jugendlichen, „Falling Skye“ (Coppenrath) von der deutschen Autorin Lina Frisch, setzte sich der Favorit der Erwachsenen knapp durch. Das Buch – der bereits zum zweiten Mal nominierten Kerry Drewery – „Der Papierkranich“ (Arctis Verlag) landete punktgleich auf Platz zwei. Eine Jury-Begründung gibt es traditionell nicht.

Siegertitel verknüpft drei Fluchtgeschichten

 Darum geht es im Siegertitel: Josef ist elf Jahre alt als er 1939 mit seiner Familie aus Deutschland vor den Nazis fliehen muss. Isabel lebt im Jahr 1994 in Kuba und leidet Hunger – auch sie begibt sich auf eine gefährliche Reise in das verheißungsvolle Amerika. Und der zwölfjährige Mahmoud verlässt im Jahr 2015 seine zerstörte Heimatstadt Aleppo, um in Deutschland neu anzufangen. Alan Gratz verwebt geschickt und ungemein spannend die Geschichten und Schicksale dreier Kinder aus unterschiedlichen Zeiten. Er erzählt unsentimental und gerade dadurch ergreifend, so Ulrike Mensching.

„Flucht, Heimatlosigkeit und die Suche nach dem eigenen Ich – das sind bereits seit ein paar Jahren immer wieder Themen nominierter Titel. Ein Thema aktueller denn je“, sagt Ulrike Mensching.

Doch bevor es zur Auszählung gekommen war, hatte die Buxtehuderin Ruthild Jahnel zur Einstimmung und im Schnelldurchlauf alle acht nominierten Titel vorgestellt.

Fünf Jugendliche haben die von Guido Jäger komponierte „Bullen-Hymne“ gesungen. Der Buxtehuder Bassist über den Entstehungsprozess: 33 Sieger-Titel habe er zu einem Text verwoben. „Und dann habe ich die Musik kommen lassen. Es ging fast von selbst.“

Auf eines können sich die Buxtehuder und alle Bullenfans freuen: Der 1972 in Knoxville, Tennessee geborene Gratz versprach: Ganz sicher werde er den Preis persönlich in Buxtehude abholen. Wann dies der Fall sein wird, entscheidet sich in den kommenden Wochen.

 

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