
Die Lüneburger Heide war schon immer ein Ort der Ruhefindung. Eine Ausstellung in Jesteburg beleuchtet dies nun künstlerisch …
Johann Michael Bossard suchte einen Ruhepol zur Hektik und dem Lärm der Hamburger Großstadt und fand 1911 mit dem Grundstück der heutigen Kunststätte Bossard den Ausgangspunkt für sein Gesamtkunstwerk, an dem er rund vierzig Jahre künstlerisch tätig war. Wie Bossard siedelten sich zahlreiche Großstädter und Künstler vor dem Ersten Weltkrieg in der Lüneburger Heide an.
Die neue Sonderausstellung »Heideansiedler – Johann Michael Bossard und Peter Gustaf Dorén«, die ab sofort und bis zum 7. Januar 2024 im Neuen Atelier der Kunststätte Bossard gezeigt wird, erlaubt einen Blick auf diese Zeit, die Wünsche und Vorlieben der Stadtflüchter. Exemplarisch für sie stehen Johann Michael Bossard und der Raumkünstler Peter Gustaf Dorén, die beide ihren Lebensmittelpunkt Hamburg im Laufe ihres Lebens und Schaffens in die Heidelandschaft rund um Jesteburg bzw. Hanstedt verlegten.
Der gebürtige Schwede Peter Gustaf Dorén prägte die Hamburger Wohnkultur des frühen 20. Jahrhunderts. Der ausgebildete Dekorationsmaler verschrieb sich mit seinem Unternehmen der ganzheitlichen Gestaltung von Räumen. Zu seinen Kunden zählten zum Beispiel das Hotel Vier Jahreszeiten oder das Thalia Theater in Hamburg aber auch private Eigentümer von Wohnhäusern in Hamburg und dem Umland. Bossard stand im regelmäßigen Austausch mit dem Hamburger Künstlerkollegen Peter Gustaf Dorén. Gemeinsam saßen sie dem Bauausschuss des Hamburger »Rechtsschutzverein der Heideansiedler« vor.
Anhand ausgewählter Werke von Bossard und Dorén werden in der Sonderausstellung erstmals die Wechselbezüge zwischen der Großstadt Hamburg und der ländlichen Nordheide untersucht, sowie die Frage nach der städtischen Repräsentation im ländlichen Raum gestellt. Rund 80 Exponate wählte Kuratorin Katharina Groth für die Sonderausstellung aus. Ein großer Teil der Werke stammt aus dem Besitz der Familie Dorén und umfasst zahlreiche Zeichnungen und Aquaralle der Heidelandschaft der näheren Umgebung, florale Motive, sowie als Besonderheit eine Tilrén Platte, die aus zwei künstlerisch gestalteten, aufeinander montierten Glasplatten besteht. Diese Platte ist eine Spezialität Doréns, auf die er sich das Patent sicherte, sich als Fassadenschmuck jedoch nicht durchsetzen konnte. Eine digitale Präsentation mit historischen Bildern und Dokumenten ergänzt die Werkschau.
Die Sonderausstellung ist täglich außer montags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Ein Rundgang durch die Ausstellung mit der Kuratorin Katharina Groth ist am Samstag, dem 24. Juni 2023, um 19 Uhr im Rahmen der Veranstaltung »Bossard am Abend « möglich. Die zirka 30-minütige Führung durch die Sonderausstellung bietet die Möglichkeit, mit der Kuratorin ins Gespräch zu kommen und Hintergrundinformationen zu den ausgestellten Werken zu erhalten.
KUNSTSTÄTTE BOSSARD; Bossardweg 95, 21266 Jesteburg, www.bossard.de

