Bühne frei für das neueste Stück aus dem Polit-Feuilleton: „Der Wohlstand der Nation und sein Ein-Dollar-Mann“. Die Hauptrollen: Bundeskanzler Friedrich Merz, bekannt für seine Liebe zu schwarzen Anzügen und den Ruf nach mehr privatem Kapital, und Martin Blessing, der Ex-Commerzbank-Chef, der Deutschland nun für einen symbolischen Obolus auf die Beine helfen soll.
Der Regisseur dieser Posse? Die Bundesregierung selbst, die uns eine Lektion in politischer Kultur erteilen will.
Ein-Dollar, das ist das Gehalt. Oder besser: der „Ein-Euro-Mann“. Zehn Prozent mehr als der amerikanische Slogan, das ist wichtig für die Binnen-PR. Während Millionen von Menschen in Deutschland für 12,82 Euro die Stunde schuften – den Mindestlohn – gibt es jemanden, der aus Verbundenheit zum Land für einen Hauch von gar nichts antritt. Merz, der selbst die Höhen der Finanzwelt kennt, hat einen Brückenbauer und Vertrauensschaffenden ernannt. Ein Mann, der „Brücken zu Unternehmen, zu Investoren, zu unseren internationalen Partnern bauen“ soll. Aber was für eine Brücke baut man mit einem Euro? Eine Miniaturbrücke, vielleicht für die Gartenbahn?
Das ist die politische Botschaft: Der Staat braucht die Hilfe der Wirtschaft, weil er es allein nicht schafft. Und die Wirtschaft hilft. Aber nur ehrenamtlich. Denn wer wirklich etwas leistet, tut dies nicht für Geld, sondern aus purer Vaterlandsliebe.
„Deutschland hat mir in den letzten Jahrzehnten unglaublich viel gegeben. Ich möchte ein bisschen zurückgeben,“ sagt Blessing. Es klingt wie ein Bekenntnis, aber in einer Posse kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass derjenige, der ohnehin schon im Überfluss lebt, uns erklärt, wie das System funktioniert. Die eigentliche Lektion lautet: Geld verdienen andere, die Wichtigen arbeiten umsonst.
Die Posse hat noch weitere Akte: die Germany Trade and Invest (GTAI), eine Gesellschaft, die ein „Schattendasein führt“ und „viel stärker sein könnte“. Blessing soll sie nun auf Kurs bringen. Und so wird der Ein-Euro-Mann auch zum Retter einer Bundesgesellschaft, die, wie Merz selbst zugibt, nicht richtig funktioniert.
Am Ende dieser Farce bleibt die Frage, an wen sich die Geste richtet. An die Öffentlichkeit? Dann ist es ein Hohn. An die Investoren? Sie wissen, dass der symbolische Euro nichts über Blessings tatsächliche Macht und Vernetzung aussagt. Es ist eine Posse, in der die Rollen vertauscht werden: Der Kanzler ist der PR-Manager, der Investment-Profi der „one-dollar-man“, und die Bürger*innen sind das staunende Publikum, das sich fragt, ob es wirklich nur um 1 Euro geht.
