In der Natur gibt es nicht nur vier, sondern zehn Jahreszeiten. Das haben Antje große Feldhaus und Britta Ruge nun konstatiert und in Bild und Wort gebracht …
von Ute Holst
Diese Jahreszeiten werden von markanten Phänomenen, den sogenannten Zeigerpflanzen, bestimmt. Alle Pflanzen entwickeln sich je nach Region unterschiedlich. Das Wetter und das Klima bestimmen den Zeitpunkt der Entwicklung, wie Keimung, Blüte und die Reifung der Früchte. Die ersten Schneeglöckchen läuten den Vorfrühling ein und die Haselblüte beginnt. Wegen ihrer frühen Blütezeit liefern die Salweiden mit ihrem Nektar und ihrem Pollen wichtige Energie für die Honigbienen.
Im Erstfrühling beginnt die Forsythie zu blühen. Im Vollfrühling springen die Knospen der Apfelblüten auf und die Blätter entfalten sich. Die Holunderblüte zeigt sich im Frühsommer, eine bunte Blütenpracht breitet sich auf den Wiesen aus und das Korn gedeiht auf den Feldern. Die Bauern fahren die erste Heuernte ein. Im Hochsommer erblühen die Linden und die Johannisbeeren werden reif. Die ersten Äpfel, auch Klaräpfel genannt, reifen im Spätsommer. Die Heide steht in voller Blüte und das Getreide wird geerntet. Holunderbeeren und viele Apfelsorten werden im Frühherbst reif. Im Herbst werden die Kartoffeln geerntet und die Laubfärbung setzt ein. Spätherbst: Die Bäume werfen ihre Blätter ab, die Natur bereitet sich auf den Winter vor. Die Apfelbäume verlieren ihre Blätter und zeigen damit den Beginn des Winters an.
Der phänologische Kalender informiert über den immer wiederkehrenden Jahreszyklus häufig vorkommender Pflanzen. Etwa 1250 phänologische Beobachter arbeiten ehrenamtlich für den Deutschen Wetterdienst. Mehrmals in der Woche sind sie mit Lupe, Stift und Papier unterwegs. Sie suchen immer die gleichen Stellen und Pflanzen auf, um die Entwicklungen wie Blattentfaltung, Beginn der Blüte und die Fruchtentwicklung zu dokumentieren. Auch auf das Eintreffen der Zugvögel wird geachtet. Zu ihren Aufgaben gehört es auch, den Bauern möglichen Schädlingsbefall der Pflanzen zu melden, damit die etwas dagegen unternehmen können, um ihre Ernte zu retten. Vorhersagen zum Pollenflug sind für Allergiker ebenso wichtig wie der optimale Zeitpunkt für Ernten für die Landwirte.
Alle gesammelten Daten werden an den Deutschen Wetterdienst übermittelt und werden auch für Studien der Wissenschaft zum Thema Klimawandel verwendet. Mein phänologischer Gartenkalender ist unterteilt in Blumengarten und Küchengarten und enthält Hinweise zum Säen, Pflanzen, Düngen, Schützen und Schneiden. Außerdem gibt es Tipps, was wir für die Bienen tun können. Unter der Überschrift: „Was noch zu tun ist“ wird zum Beispiel darauf hingewiesen, dass der Herbstputz im Staudenbeet nicht nötig ist. Die Pflanzenreste, Laub und tote Stängel bieten einen Unterschlupf für Insekten im Winter. Darunter befinden sich auch Nützlinge, die für die Pflanzen von Vorteil sind, weil sie sich im Frühling über die ersten Blattläuse hermachen.
Hinweise dazu, wann die beste Zeit ist, um Samen zu sammeln sind ebenso in dem Kalender zu finden wie der Tipp, Brennnesseln und andere wilde Kräuter zu sammeln, um sie zu Jauche zu verarbeiten. Pflanzenjauche ist ein sehr guter Naturdünger. Die Autoren weisen auch darauf hin, wann empfindliche Pflanzen vor Frost geschützt werden müssen und wie Pflanzen und Blumen behandelt werden sollten, die im Haus überwintert haben. In der Mitte des Kalenders befindet sich ein Aussaatkalender für den Gemüsegarten. Diese Seite ist sehr übersichtlich und mit zahlreichen farbigen Illustrationen gestaltet.
Für mich hat sich die Anschaffung eines phänologischen Kalenders gelohnt.
Antje große Feldhaus und Britta Ruge: Phänologischer Gartenkalender; ISBN-Nr. lautet: 978 – 3 -00 – 064394 -1